4 Perspektiven der Digitalisierung, die Deinen Horizont erweitern

4 Perspektiven der Digitalisierung, die Deinen Horizont erweitern

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Bisher ging es trotz der vielseitigen Perspektiven der Digitalisierung in meinen Beiträgen immer verstärkt um die Vermarktung. Ich habe häufig gesagt bzw. geschrieben, dass die Clubs versuchen müssen, aus Sicht ihrer Fans zu denken.

Nur wenn sie Services & Dienstleistungen anbieten, die uns Fans begeistern, werden diese auch von uns genutzt. Alles andere wäre verschenkte Zeit. Für die Clubs und für uns.

Dabei geht es neben der langfristigen Existenz der Clubs natürlich um zusätzliche Einnahmequellen. Um langfristig zu existieren, muss der Fußball sich gegen aufstrebende Angebote, wie beispielsweise eSports durchsetzen. Ist das geschafft, kann auch direkt über zusätzliche Einnahmequellen gesprochen werden. Soweit, so gut.

Heute widmen wir uns jedoch ganz anderen Perspektiven, die die Digitalisierung zwangsläufig mit sich bringt. Inspiriert wurde ich dabei durch einen Leser und möchte zeigen: Digitalisierung ist so viel mehr, als nur Vermarktung.

Insgesamt werden wir uns vier Perspektiven dazu anschauen. Einige davon mögen mehr überraschen, als andere. Fangen wir mit etwas Leichtem und Naheliegendem an.

1. Sportliche Perspektiven der Digitalisierung

Im sportlichen Bereich gibt es verschiedene Gebiete zur Nutzung der Digitalisierung. Die sportliche Perspektive hat von allen heute vorgestellten Sichtweisen den größten Bezug zum Kerngeschäft eines Fußballclubs.

Training mit individuellen Daten

Dass Daten das neue Öl sind, habe ich an anderer Stelle bereits mehrfach erwähnt. Das gilt natürlich nicht nur in Bezug auf Fan-Daten, damit man die Club-Angebote zielgerichteter ausspielen kann.

Auch die Trainingsarbeit kann mit Daten professionalisiert und weiter optimiert werden. Beispielsweise werden bei Auswechslungen innerhalb eines Spieles häufig individuelle Daten wie Laufweite, Zweikampfquote, Anzahl Sprints & Torschüsse sowie Vorlagen und Tore angezeigt. Das ist hierbei nur die Spitze des Eisbergs.

Im Training tragen die Spieler gelegentlich präpariertes Equipment, welches mit Sensoren ausgestattet ist. Darüber können die Körperfunktionen wie beispielsweise der Puls sowie zu jedem Zeitpunkt die genaue Position des Spielers bestimmt werden.

Ebenso können eine Vielzahl wichtiger Bewegungsdaten erhoben werden und das Spiel eines jeden einzelnen Spielers messbar gemacht werden. Anhand dieser Messungen kann das Training individuell angepasst werden, sodass Stärken gestärkt und Schwächen ausgebügelt werden können.

Neben einem besseren Verständnis für das eigene Team können individuelle oder Mannschafts-bezogene Daten auch bei der Vorbereitung auf einzelne Spiele helfen.

Datenorientierte Spielvorbereitung

Ich erinnere mich noch gut daran, dass mein Trainer damals in der Kreisklasse manchmal unseren nächsten Gegner „studiert“ hat. Die Erkenntnisse daraus lauteten meistens:

„Ihr müsst auf die 10 aufpassen. Der hat einen starken Schuss.“

oder

„Die spielen viele hohe Bälle. Auf unsere Abseitsfalle können wir uns nicht verlassen, deshalb solltet ihr  in der Innenverteidigung lieber versetzt stehen.“

Bei solchen Ansagen musste ich immer schmunzeln. Dennoch habe ich mich ganz besonders geärgert, wenn wir auf eine der prophezeiten Arten und Weisen ein Gegentor kassiert haben. Verständlich.

Im professionellen Fußball wird das Studium der Gegner natürlich standardisiert durchgeführt. Neben qualitativen Aussagen wie den oben aufgeführten, nutzen hierbei aber auch erhobene Daten.

Damit sind natürlich nicht die individuellen Trainingsdaten des Gegners gemeint. Auf diese wird ein Außenstehender auf legalem Wege kaum Zugriff bekommen.

Verschiedene Dienstleister wie beispielsweise Opta oder Inside11 stellen jedoch eine Vielzahl an individuellen Daten für jeden Spieler bereit. Neben der Aufstellung wird somit auch die gewählte Taktik mittlerweile durch Daten beeinflusst.

Schauen wir uns beispielsweise auf einem der Portale die individuellen Daten von Pierre-Emerick Aubameyang an, stellen wir fest, dass dieser gerne Tore schießt.

Natürlich ist es kein Geheimnis, dass der Stürmer von Borussia Dortmund gefährlich ist. Für einen Verteidiger, der genau das verhindern soll, ist es aber schon interessant zu wissen, wie er die Tore erzielt.

Neben der Verbesserung des aktuellen Teams helfen Daten selbstverständlich auch bei der langfristigen Kaderplanung & dem Scouting.

Datengetriebenes Scouting

Dass individuelle Leistungsdaten im professionellen Fußball erhoben werden, dürfte keine große Überraschung sein. Die Digitalisierung macht es jedoch möglich, dass diese Erhebung auch für Amateurclubs bereits erschwinglich wird.

In diesem Bereich etablieren sich derzeit verschiedene Anbieter, von denen ich Euch in Zukunft den einen oder anderen Ansatz etwas näher vorstellen möchte.

Über die Erfassung zahlreicher Daten von Amateurspielern entsteht eine große Fußballer-Datenbank. Für die professionellen Clubs ist es nun hochgradig spannend einen Blick in diese Daten zu werfen.

Mit Hilfe dieser Datenbank lässt sich das Scouting noch weiter optimieren. So können sich auf diese Art und Weise einzelne Spieler die Aufmerksamkeit der Profi-Clubs erspielen, ohne dass diese den Spieler von Beginn an beobachten müssen.

Erst wenn die Leistungsdaten auffällig positiv sind, müsste der Club einen Scout entsenden, der den Spieler beobachtet und im besten Falle ins Nachwuchsleistungszetrum holt.

Unterstützung der Schiedsrichter

Darüber hinaus kann die Digitalisierung die Schiedsrichter in einem immer schneller werdenden Spiel unterstützen. Erste Anzeichen davon sehen wir heute bereits.

Die Unparteiischen sind über Headsets miteinander andauernd in Verbindung. Wenn ein Tor fällt, vibriert das Handgelenk des ersten Schiedsrichters und in Zukunft soll der Video-Beweis stärker genutzt werden.

Diese Entwicklungen bzw. Innovationen machen das Spiel nicht nur gerechter, sondern erleichtern die Arbeit der Schiedsrichter enorm. Situationen wie beispielsweise ein Loch im Tornetz, sodass der Ball übers Außennetz im Tor landet, gehören somit der Vergangenheit an.

Ich gebe zu, dass die Beschreibung dieser Perspektive zur Digitalisierung länger geworden ist, als geplant. Kommen wir deshalb schnell zu den restlichen Sichtweisen, die auf jeden Fall kürzer beschrieben werden. Versprochen :-).

2. Finanzierungs Perspektiven der Digitalisierung

Über innovative Formen der Finanzierung habe ich letzte Woche schon ein paar Worte verloren. Heute möchte ich in diesen Bereich etwas tiefer einsteigen und das Prinzip des Crowdfundings kurz erläutern.

Crowdfunding

Zur Finanzierung von ambitioniertem Wachstum oder strategischen Projekten wird Kapital zur Investition benötigt. Meiner Ansicht nach ist dies eines von fünf Hindernissen für die Digitalisierung im Fußball.

Früher musste dafür häufig ein Kredit aufgenommen werden. In einigen Fällen kam es auch zur Teilhabe stiller Gesellschafter. So wurden Mittel und Wege gefunden Geld zu investieren, ohne gegen die 50+1 Regel zu verstoßen.

Heutzutage kann der Großteil der Fußballclubs nach der Ausgliederung zwar externe Investoren am Eigenkapital beteiligen. Dennoch kommt es eher selten zu solchen Finanzierungsrunden.

Ein Trend der Digitalisierung beschäftigt sich mit der Nutzung der sogenannten Crowd – zu Deutsch: Menge oder Masse. Es gibt wenig Privatpersonen, die den Kapitalbedarf eines Fußballclubs stillen können. In der Masse können wir das jedoch schaffen.

Genau davon lebt Crowdfunding. Viele Einzelpersonen bündeln ihre finanzielle Kraft und investieren jeweils eine kleinen Teil ihres Geldes. Für jeden Einzelnen ist der mögliche Verlust beschränkt und dennoch kann der Schuldner auf diese Art und Weise große Mengen Kapital erhalten.

Anwendung im Fußball

Im Fußball wird dieses Vehikel immer häufiger genutzt. Ich habe bereits von Hertha BSC berichtet, die Anfang Mai die zweite Kampagne erfolgreich abgeschlossen haben.

Auch der 1. FC Nürnberg hat in diesem Monat Geld von der Crowd eingesammelt. Insgesamt 800.000 € wurden für ein Denkmal sowie die Umbenennung des Stadions bereitgestellt.

Dabei sind bei Weitem nicht alle Crowdfunding-Kampagnen im Sport von Erfolg gekrönt. So haben beispielsweise auch die Hamburg Freezers versucht sich über ein Investment der großen Masse zu retten.

Leider wurde das Investitions-Ziel nicht erreich. Somit kam die Finanzierung nicht zustande und der Hamburger Eishockey-Club konnte die Lizenz für die kommende Saison nicht erhalten.

Trotz dieses gescheiterten Versuchs, bin ich davon überzeugt, dass die Digitalisierung toll ist. Sie bietet enorm viele Chancen für tolle Produkte & Services, die uns das Leben als Fan noch angenehmer machen. Wie alles Andere im Leben, hat sie aber auch Nachteile.

Für die folgenden beiden Perspektiven muss man meiner Ansicht nach mindestens einmal um die Ecke denken, um sie auf den Fußball zu beziehen. Trotzdem möchte ich sie an dieser Stelle mit Euch teilen, da es mir ist wichtig, dass wir hier nicht zu einseitig denken.

3. Sicherheits Perspektiven der Digitalisierung

Leider wird die Digitalisierung nicht nur zum Wohle der Gesellschaft eingesetzt. Es gibt – wie leider so oft – Parteien, die aus dieser Entwicklung nur ihenren eigenen Vorteil sehen. Dieser besteht unter Umständen sogar darin, der Bevölkerung zu schaden.

Obwohl diese folgenden Perspektiven der Digitalisierung mit Sicherheit nicht gefallen, möchte ich sie aufzeigen.

Manipulationen & negative Beeinflussung

Gerade in einem Wahl-Jahr wie diesem wird immer wieder über Manipulation gesprochen. Früher wurden Briefe oder Wahlzettel manipuliert und so in einigen Gebieten eine Wahlbeteiligung von über 100 % erreicht, was natürlich unmöglich ist.

Heute wird über Fake-News in Kombination mit einer stark individualisierten Ausspielung das Wahlverhalten beeinflusst. Spätestens seit letztem Jahr sind auch die so genannten alternativen Fakten beliebt, um die Wähler zu beeinflussen.

Langfristig sehe ich somit nicht nur die Demokratie, sondern auch nicht weniger als den Weltfrieden sowie die Mündigkeit von uns als Bürgern in Gefahr. So viel zu dem, was außerhalb von Fußballstadien passiert.

Hacker-Angriffe auf Vereins-App?

Immer mehr Unternehmen werden Opfer von Hacker-Angriffen. Dabei geht es den Angreifern meist um mindestens eines von zwei Zielen. Entweder soll dem Unternehmen einfach nur geschadet werden. Oder es sollen Kundendaten geklaut werden. Insbesondere die Zahldaten (Kreditkarten, Kontonummern, PayPal-Account) sind dabei beliebt.

Erinnert Ihr Euch, was ich immer wieder über Daten sage? Richtig: Sie sind das neue Öl. Das bedeutet, dass die Fußballclubs versuchen sollten, an dieses Öl zu kommen. Wenn ich mir das Fan-Erlebnis der Zukunft malen könnte, würde ich darin auf jeden Fall über die App meines Lieblingsclubs Tickets sowie die Stadionwurst bestellen.

Das geht natürlich nur, wenn ich über die App auch bezahlen kann. Dafür muss ich irgendeine Form von Zahldaten hinterlegen. Auf diese müssen die Fußballclubs wiederum, aufgrund der oben genannten Motive von Hackern, aufpassen.

Häufig habe ich das Gefühl, dass meine Generation – mich natürlich eingeschlossen – an Probleme bzw. Gefahren dieser Art etwas kindlich naiv heran geht. Bisher ging das meistens gut. Zum Glück.

Drohnen-Angriffe aufs Stadion?

Ich möchte gar nichts schwarz malen, sondern nur Möglichkeiten & Gefahren aufzeigen. Mit diesem Blog möchte ich einfach möglichst viele Perspektiven abbilden und ein rundes Bild zeichnen. Die Fazetten herauszulassen, die unangenehm sind, wäre zu einfach.

Und natürlich sind auch beispielsweise Angriffe von Drohnen auf Fußballstadien denkbar. Diese könnten heutzutage natürlich noch viel mehr angreifen als nur das Stadion unseres Lieblingsclubs. Dass der Fußball aber auch zum Ziel von kranker Wirtschaftskriminalität bzw. dem Terror werden kann, haben wir schon gesehen.

Das bedeutet aber natürlich nicht, dass ich deswegen ungern ins Stadion gehe. Es könnte schließlich überall etwas passieren.

Zum Abschluss dieses leicht Science-Fiction wirkenden Szenarios möchte ich noch eine Buchempfehlung aussprechen, die nichts mit dem Fußball zu tun hat. In Zero von Marc Elsberg werden solche Szenarien sehr eindrucksvoll beschrieben.

Sollte Eure Lesekapazität mit diesem Blog noch nicht ausgelastet sein, schaut da gerne einmal rein. Ich habe das Buch verschlungen :-)!

Nun aber zur letzten Perspektive der Digitalisierung.

4. Moralisch-ethische Perspektiven der Digitalisierung

Um meine Botschaft dieser Perspektiven der Digitalisierung zu transportieren, möchte ich ein kurzes Gedankenspiel spielen.

Es war einmal…

Stellt Euch bitte folgendes Szenario vor:

Wir haben eine dreiköpfige Familie: Vater, Mutter & Sohn. Während die Mutter sich nicht für den Fußball begeistern kann, sind Vater & Sohn starker Anhänger des Hamburger SV (hier kannst Du natürlich jeden anderen Club einsetzen).

Obwohl beide Elternteile arbeiten, wird das Geld zum Ende des Monats häufig knapp. In den Urlaub sind die drei schon lange nicht mehr gefahren. Um seinem Sohn dennoch eine Freude vor den Sommerferien zu bereiten, kauft der Vater zwei Tickets für das letzte Spiel der laufenden Bundesliga-Saison. Die Mutter bleibt zu Hause.

Wir leben in einer digitalisierten Welt. Das bedeutet, dass die Anreise ziemlich entspannt ist und da Vater & Sohn früh im Stadion sind, bekommen sie sogar die Wurst zum halben Preis und können das Aufwärmen euphorisch beobachten.

Das Spiel überspringen wir in unserer Vorstellung. Irgendwie gewinnt der HSV mit 1:0. Da wir uns gerade in einer Fantasie-Welt bewegen natürlich gegen Werder Bremen. Aaron Hunt – der Lieblingsspieler des Sohns – ist der Torschütze.

Gerade als dieser die feiernden Spieler mit dem Handy seines Vaters filmt, trifft eine Push-Nachricht ein: „Kaufe jetzt das Hunt-Trikot 15% günstiger“. Der Junge ist angefixt und schaut seinen Vater mit strahlenden Augen an.

In dessen Haut möchte ich nun wirklich nicht stecken.

Es mag für einige übertrieben wirken, ist es aber nicht. Als ich am vorletzten Wochenende im Stadion war, habe ich so viele Menschen gesehen, die sich einfach nur am Fußball erfreut haben. Und das, obwohl es im Spiel HSV gegen Mainz 05 wirklich nicht viel Positives gab.

Auch wenn die in der Geschichte beschriebene Funktion sicherlich dem Mehrwert der Fans dient, kann dieser verstärkte Konsumfokus meiner Ansicht nach die Freude am Spiel und einem imaginären Heimsieg reduzieren. Das sollte natürlich keiner wollen.

Was Personalisierung wirklich können muss

Deshalb ist es umso wichtiger, dass personalisierte Services wirklich personalisiert ausgespielt werden. Das oben erwähnte Szenario sollte auf diese Art und Weise jedenfalls nicht zustande kommen. In einer digitalisierten Welt sollte der Club wissen, dass der Vater seinem Sohn diesen Wunsch nicht erfüllen kann, auch wenn er es noch so sehr will.

Das wäre wiederum angenehm für den Vater. Löst in mir aber auch zumindest etwas Unbehagen aus.

Fazit zu Perspektiven der Digitalisierung

Digitalisierung und Kundennutzen hin oder her. Es geht um viel mehr als nur um die Vermarktung. Ich hoffe, dass wir in diesem Beitrag gemeinsam über den Tellerrand zu Perspektiven der Digitalisierung hinaus geschaut haben!

Etwas nachdenklich schließe ich somit den heutigen Beitrag, der übrigens der bisher längste geworden ist :-).


Digitalisierung des Fußballs
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2 thoughts on “4 Perspektiven der Digitalisierung, die Deinen Horizont erweitern

  • 18. Mai 2017 at 0:39
    Permalink

    Feine Arbeit!
    Deine Geschichte im Punkt 4 gefällt mir – Gut ‚beobachtet‘.

    Reply
    • 18. Mai 2017 at 18:23
      Permalink

      Danke für Dein Feedback, Andreas! Grüße von irgendwo zwischen Berlin und Hamburg 🙂

      Reply

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