Schere zwischen arm und reich im Fußball?

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Im Beitrag zum Rattenrennen in der Bundesliga habe ich folgende These aufgestellt:

Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass das Rattenrennen in der Bundesliga etwas anders abläuft. Die guten Ratten, die an den internationalen Rattenrennen teilnehmen dürfen oder unerwartet gut abschneiden, nehmen mehr ein als sie ausgeben.

Die nicht erfolgreichen Ratten wiederum trifft genau das, was ich im letzten Beitrag beschrieben habe: Überinvestition & Überschuldung.

Diese Woche möchte ich überprüfen, ob diese These haltbar ist.

Vorwort

Da sich die Analysen in der letzten Woche bewährt haben, werde ich diese auf die Fußballclubs übertragen. Betrachtet werden somit die Ergebnisentwicklung, die Fremdkapitalquote, sowie die Transfersalden.

Vorher müssen wir jedoch die Frage beantworten, welche Fußballclubs wir uns dafür anschauen werden.

Das Ziel soll es sein, zu beweisen, dass die Schere zwischen arm und reich im Profifußball auseinander geht. Aus diesem Grund schaue ich mir je zwei Vertreter beider Gruppen an. Die Reichen sollten hierbei möglichst sportliche Erfolge vorweisen können, während diese den Armen fehlen (so schaffen wir die Verbindung zum Rattenrennen).

Als Stichprobe für diesen Beitrag ergeben sich: der FC Bayern München, Borussia Dortmund, der Hamburger SV sowie Werder Bremen. Die benötigten finanziellen Daten beziehe ich aus den Jahresabschlüssen und die Informationen zu den Transferausgaben von Transfermarkt.de.

Um eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten, werden wir uns ausschließlich relative Werte anschauen. Aus diesem Grund unterscheiden sich die Schaubilder optisch leicht von denen der Vorwoche.

Gewinnsituation der Clubs

Die unten stehende Grafik vergleich die Umsatzrenditen basierend auf dem Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit der vier Clubs. Aufgrund von möglicherweise sehr hohen Beeinflussungen außerordentlicher Art, halte ich diese Ergebnis-Stufe für am aussagekräftigsten.

Außer der anderen Bezugsgröße unterscheidet sich die Kalkulation nicht von der in der letzten Woche vorgestellten Berechnung der Umsatzrendite.

arm und reich
Umsatzrenditen der vier Clubs von 2010/11 bis 2014/15

Bayern & Dortmund positiv

In dieser Grafik wird meiner Meinung nach schnell ersichtlich, dass die Münchner & Dortmunder seriös und konstant wirtschaften. Dies wird natürlich durch den sportlichen Erfolg verstärkt.

In keinem der betrachteten fünf Jahre wies einer der beiden Clubs ein negatives Ergebnis auf. Der FC Bayern München erzielt relativ konstante Renditen (ca. 3 bis 6 %). Die Dortmunder hingegen schwanken in ihrer finanziellen Performance stark (ca. 6 bis 23 %).

Dies liegt  vermutlich an dem konstant hohen sportlichen Erfolg der Münchner, während die Dortmunder in den internationalen Wettbewerben durchaus unterschiedlich stark abschnitten.

Insbesondere die Saison 2012/13 war mit der Finalteilnahme in der Champions League (gegen den FC Bayern München) sicher einer der größten sportlichen (und somit auch finanziellen) Erfolge der jüngeren Clubgeschichte.

Bremen & Hamburg negativ

Von Erfolgen dieser Art können die beiden rivalisierenden Nordclubs nur träumen. Sowohl die Bremer, als auch die Hamburger sehnen sich in ihre erfolgreichen Zeiten zurück.

Aktuell bleibt der sportliche Erfolg bei beiden aus. Die obige Darstellung zeigt meiner Ansicht nach sehr gut, dass somit auch jeglicher finanzielle Erfolg auf der Strecke bleibt.

Die Umsatzrendite der Hamburger ist in jeder der fünf betrachteten Saisons negativ. In Bremen sieht es nur bedingt besser aus. Der SV Werder rutscht nach einer Saison mit positivem Ergebnis in die roten Zahlen ab.

Fremdkapitalquote

Die genaue Berechnung der Fremdkapitalquote habe ich in der letzten Woche bereits erläutert. Dieses Konzept können wir eins zu eins auf die Fußballclubs übertragen. Die folgende Grafik enthält somit pro Saison die vier Fremdkapitalquoten unserer ausgewählten Fußballclubs.

arm und reich
Fremdkapitalquoten der vier Clubs von 2010/11 bis 2014/15

HSV als „Spitzenreiter“ & Bremen schließt auf

Je höher die Fremdkapitalquote, desto abhängiger ist ein Club von Fremdkapitalgebern wie Banken und anderen Gläubigern. Mit zunehmender Fremdkapitalquote sinkt der Anteil des Eigenkapitals.

Mit der höchsten Fremdkapitalquote führen die Hamburger knapp vor den Bremern auf einem hohen Niveau von derzeit ~ 65%.

Während die grün-weißen zu Beginn des Beobachtungszeitraums auf einem Niveau mit den Münchenern waren, ist die Entwicklung beider Kurven komplett unterschiedlich. Als einziger Club weist Werder Bremen eine Zunahme der Fremdkapitalquote im Beobachtungszeitraum auf.

BVB & FCB solide

Der FC Bayern hingegen konnte seine Fremdkapitalquote im Beobachtungszeitraum von knapp 40 auf 24 % reduzieren. Sie werden lediglich von den Dortmundern „geschlagen“. Diese weisen eine niedrige Fremdkapitalquote von ~ 8% vor.

An dieser Stelle dürfen wir jedoch nicht vergessen, dass beide Top-Clubs zu einem hohen Anteil externe Investoren an ihrem Eigenkapital beteiligt haben. Am FC Bayern München sind die Allianz, Adidas & Audi zu je 8,33 % beteiligt (= 24,99 %).

Die Dortmunder hingegen haben über die Konstellation der börsennotierten GmbH & Co KGaA die Möglichkeit bis zu 100% externe Investoren als Gesellschafter zu haben. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass diese nicht stimmberechtigt sind.

Die Hamburger veräußern ihre Anteile ebenfalls an externe Investoren. Sie haben bisher knapp 15 % ihrer Anteile verkauft. Ein großer Effekt auf die Fremdkapitalquote blieb bisher aus.

Relative Höhe der Transfersalden

Im Gegensatz zu letzter Woche schauen wir uns heute bezüglich der Transfers lediglich die relative Höhe der Transfersalden im Bezug zum Umsatz an. Diese werden je Club in der folgenden Grafik dargestellt.

Arm und Reich
Transfersalden der vier Clubs relativ zum Umsatz von 2010/11 bis 2014/15

Sprunghafte Entwicklung

Die Lage der dargestellten Kurven erschwert die Interpretation. Es ist kein Unterschied zwischen arm und reich zu erkennen.

Außer den Bremern griff jeder Club in den vergangenen Jahren mindestens ein Mal tief in die Tasche, um neue Spieler zu verpflichten.

Während die Münchner (bis auf das letzte Jahr) konstant mehr ausgaben, als sie einnahmen, ist die Entwicklung bei allen anderen Clubs stark sprunghaft.

Transfergeschäft ist volatil

Die Entwicklung aller vier Clubs unterstützt die Aussage, dass das Transfergeschäft sehr volatil ist. Während ein Club in einem Jahr noch zu den Top-Verdienern (= hoher, positiver Transfersaldo) zählen kann, kann er in der kommenden Saison bereits den finanziellen Verlierern (= stark negativer Transfersaldo) angehören.

Fazit

Im Gegensatz zu meinem letzten Beitrag habe ich in diesem Artikel auf Zwischenfazits verzichtet. Dafür gibt es nun ein abschließendes.

Auf Basis der ersten beiden Analysen fühle ich mich in meiner oben genannten These bestätigt:

Das Konzept der Schere zwischen Arm und Reich lässt sich einwandfrei auf die Bundesligisten übertragen. Während Borussia Dortmund und der FC Bayern München der Fraktion der Reichen angehören, werden die Armen durch den Hamburger SV und Werder Bremen repräsentiert

Ein Vergleich der Profitabilität zeigt, dass die Hamburger und Bremer zu Überinvestition tendieren. Sie geben demnach (zum Teil sehr viel) mehr aus, als sie verdienen. Hinzu kommt, dass sie auf diese Art und Weise langfristig zur Überschuldung tendieren, was in den hohen Fremdkapitalquoten beider Clubs zum Ausdruck kommt.

Überschuldung kann man in diesem Fall verschieden definieren. Auch wenn keiner der Clubs zahlungsunfähig ist, erkennen wir dennoch, dass die beiden Nordclubs wesentlich höher verschuldet sind als die Top-Clubs der Bundesliga. Ihr finanzieller Spielraum ist somit eingeschränkt.

Die beiden deutschen Top-Clubs hingegen stehen derzeit sowohl sportlich, als auch finanziell sehr gut da.

Ausblick

Nach drei spannenden Wochen zum Rattenrennen im Profifußball und der Erkenntnis, dass es die Schere zwischen arm und reich im Fußball gibt verlassen wir dieses Themengebiet vorerst.

Während dieser Beitrag veröffentlicht wird, bin ich auf einer Konferenz zum Thema Wachstumsmarkt Fußball. Von den spannenden Vorträgen & Diskussionen (u.a. Martin Kind, Klaus Filbry, Andreas Rettig, Joachim Hilke uvm.) möchte ich Euch in der kommenden Woche berichten.


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