So sollten sich Clubs auf einen möglichen Bundesliga Abstieg vorbereiten

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Bereits vor einigen Wochen haben wir uns mit den wirtschaftlichen Folgen auseinandergesetzt, mit denen ein Fußballclub beim Bundesliga Abstieg rechnen muss.

Dabei haben wir uns die einzelnen Umsatztreiber etwas näher angeschaut und festgestellt, dass diese unter dem Abstieg aus der Bundesliga massiv leiden.

Dieser Effekt war bei jedem einzelnen Treiber zu beobachten. So muss beispielsweise sowohl mit sinkenden Merchandising (Fan-Artikel) Erlösen, als auch niedrigeren Einkünften aus dem Spieltag (Tickets & Co) gerechnet werden.

Heute wollen wir einen Schritt weitergehen und uns anschauen, wie ein Bundesligist für den Abstieg aus der Bundesliga vorsorgen kann. Wir gehen dementsprechend auf Maßnahmen ein, die den wirtschaftlichen Effekt des Abstiegs abfedern könnten.

Niemand will den Bundesliga Abstieg

Schauen wir uns vor dem Einstieg ins Thema einmal eine grundlegende Problematik an.

Kein Bundesligist will absteigen. Niemand plant mit dem Bundesliga Abstieg.

Der Hintergrund dieses Phänomens ist mal wieder das Rattenrennen, mit dem wir uns an anderer Stelle schon ausgiebig beschäftigt haben. Am Ende der Saison steigen mindestens zwei Bundesligisten ab.

Trotzdem möchte natürlich niemand damit planen, abzusteigen. Das bedeutet, dass die Pläne einzelner Bundesligisten hinfällig sind, bevor die Saison begonnen hat. Es ist einfach unmöglich, dass alle Bundesligisten ihre Pläne erreichen. Gleiches gilt übrigens für das Erreichen der Champions beziehungsweise Europa League.

Dieser Umstand macht es besonders schwer, Vorkehrungen für den Fall eines Bundesliga Abstiegs zu treffen. Hinzu kommt einerseits die Tatsache, dass es im Fußball an sich häufig recht abergläubisch zugeht.

Demnach könnte es Unglück bringen, sich mit dem Bundesliga Abstieg auseinander zu setzen. Andererseits macht es auch einfach weniger Spaß, sich mit sportlichem Misserfolg zu beschäftigen.

Wir schauen uns trotzdem an, was ein Club tun kann, um den wirtschaftlichen Effekt des Abstiegs abzufedern.

Einflussbereich beim Bundesliga Abstieg

Zuerst einmal müssen wir den Einflussbereich eines Fußballclubs beim Bundesliga Abstieg definieren. Wie bereits in der Einleitung sowie dem Beitrag von vor wenigen Wochen deutlich wurde, werden die Umsätze um etwa 40 % einbrechen.

Der mögliche Handlungsraum für die Verantwortlichen des absteigenden Clubs beläuft sich somit auf die Ausgaben- sowie die Finanzierungs-Seite.

Hierbei unterscheide ich die beiden Seiten ganz bewusst. Hinter der Ausgaben-Seite verbirgt sich die Fragestellung, wofür Geld ausgegeben wird.

Die Finanzierungs-Seite hingegen widmet sich der Frage, wer das Geld zur Verfügung stellt. Somit kann eine Finanzierung unter Umständen ausbleibende Umsätze ausgleichen. Starten wir aber der Reihe nach.

Insgesamt möchte ich mir vier Bereiche anschauen.

Einflussbereiche beim Bundesliga Abstieg
Einflussbereiche beim Bundesliga Abstieg

Damit legen wir jetzt sofort los.

Finanzierung beim Bundesliga Abstieg

Obwohl die Bundesliga im Frühjahr in die heiße Phase geht, planen die Clubs schon für die kommende Saison. Das liegt unter anderem daran, dass die Dachorganisation aller Profi-Clubs (Deutsche Fußball Liga – DFL) die Lizenzen für die anstehende Spielzeit vergibt.

Liquidität als Kernpunkt

Dafür müssen alle Bundesligisten verschiedene Unterlagen einreichen. Im Wesentlichen geht es der DFL jedoch um die Sicherstellung der Liquidität (Zahlungsfähigkeit).

Es soll dementsprechend vermieden werden, dass ein Bundesligist aus dem laufenden Wettbewerb ausscheidet, weil er beispielsweise Lieferanten und Spieler nicht mehr rechtzeitig bezahlen kann.

Im Falle eines Abstiegs aus der Bundesliga muss jeder Club mit weniger Einnahmen rechnen. Sollte eine bloße Reduktion der Ausgaben (siehe die folgenden drei Punkte) nicht ausreichen, muss eine externe Finanzierung die Liquidität stützen.

Genau diese externe Finanzierung hatte Hasan Ismaik dem TSV 1860 München verweigert, weshalb die Lizenz nicht erteilt wurde und der Zwangsabstieg in die Regionalliga Bayern erfolgte.

Der Hamburger SV hat beispielsweise die Wahrscheinlichkeit auf eine Lizenzerteilung für die Saison 2018/19 durch einen Kredit in Höhe von 12 Millionen Euro erhöht. Hinzu kamen weitere Maßnahmen, die den wirtschaftlichen Effekt abschwächen sollten.

Ein Kredit ist nämlich bei Weitem nicht die einzige Maßnahme, die ein Club treffen kann, um die Lizenz trotz eines Abstiegs aus der Bundesliga zu erhalten.

Finanzierung über Mitgliedsbeiträge

Einzig und allein zur Sicherung der Liquidität gibt es noch zahlreiche weitere Maßnahmen. Eine davon ist beispielsweise die Vergabe von lebenslangen Mitgliedschaften.

Dies hat bereits der FC St. Pauli getan. Bis zum 06. Mai 2018 konnten sich darüber hinaus (interessierte) Mitglieder des Stadtrivalen vom HSV eine lebenslange Mitgliedschaft sichern.

Über diese Maßnahme werden zukünftige Mitgliedsbeiträge bereits heute gezahlt. Aus Gründen der Tradition ergibt sich der Preis für eine lebenslange Mitgliedschaft häufig aus dem Gründungsjahr des Clubs. Beim FC St. Pauli war die lebenslange Mitgliedschaft demnach mit 1.910 Euro minimal teurer als beim HSV (1887 Euro).

Auch die kommenden Maßnahmen begünstigen die Liquidität, kommen aber aus anderen Bereichen, wie beispielsweise dem Sport.

Spielerverträge beim Bundesliga Abstieg

In der Saison 2016/17 entfielen knapp 37% der Ausgaben aller Bundesligisten laut DFL Report 2018 auf das direkt am Spielbetrieb beteiligte Personal – also die Spieler. Damit ist der Kader der mit Abstand teuerste Treiber für die Aufwendungen der Bundesligisten.

Beim drohenden Bundesliga Abstieg sollte jeder Club aus der unteren Tabellenhälfte darauf achten, dass die Spielerverträge auch für die 2. Bundesliga gelten. Ist dies nämlich nicht der Fall, stünde der Club nicht nur mit einem Einbruch der Einnahmen, sondern zusätzlich auch noch ohne Kader da.

Gleiche Verträge bei Abstieg

Haben alle Regelungen der Spielerverträge in der 2. Bundesliga Bestand, könnte der Absteiger ebenfalls Probleme bekommen. Dies gilt insbesondere für die Höhe des Gehaltes. Gehen wir einmal davon aus, dass ein Club eine schwarze Null erwirtschaftet. Er macht also weder Gewinn, noch Verlust. Dann wären die anfangs erwähnten 37% zeitgleich die Personalkostenquote.

Stellen wir uns nur einmal vor, dass ein Fußballclub nach dem Bundesliga Abstieg in etwa 40% weniger Einnahmen zur Verfügung hat und die Gehälter konstant bleiben. Das würde bedeuten, dass die Personalkostenquote sofort auf 62% ansteigt.

In zahlreichen Beiträgen haben wir festgehalten, dass eine Personalkostenquote > 50% langfristig nicht nachhaltig sein kann. Erst recht dann nicht, wenn der Club gerade erst aus der Bundesliga abgestiegen ist.

Angepasste Verträge bei Abstieg

Aus diesem Grund sollte jeder abstiegsbedrohte Club den Vertragsinhalt beim Abstieg anpassen. Demnach könnten die Gehälter der Profis automatisch um einen gewissen Anteil sinken.

Der HSV hat Medienberichten zufolge die Bezüge aller Profis (exkl. Pierre-Michel Lasogga) mit so einer Klausel versehen. Die Gehälter werden demnach beim Bundesliga Abstieg um 30 bis 40% fallen.

Diese Klausel entspannt einerseits die sportliche Situation eines jeden Clubs. Andererseits führt sie dazu, dass der Absteiger eine etwas bessere Verhandlungsposition bei Spielertransfers hat. Machen wir uns nämlich nichts vor:

Trotz dieser Klausel werden bei vielen Absteigern Leistungsträger den Club verlassen. Solche starken und emotionalen Bekenntnisse wie bei Timo Horn und Jonas Hector vom 1. FC Köln sind leider häufig die Ausnahme.

Sollte es demnach zu Transferverhandlungen kommen, hat der Absteiger die Gewissheit, finanziell nicht zwingend auf den Abgang angewiesen zu sein.

Sonstige Verträge beim Bundesliga Abstieg

Auch bei Dienstleister-Verträgen bieten sich bestimmte Kniffe an, um den wirtschaftlichen Effekt des Bundesliga Abstiegs abzufedern. Während es durchaus sinnvoll erscheint, die Bezüge der Spieler zu reduzieren, werden die wenigsten Dienstleister sich auf einen solchen Deal einlassen.

Dennoch ist es denkbar, dass es zu einer gewissen Reduktion kommen könnte. Diese würde aber vermutlich nicht ganz so signifikant wie auf Seiten der Spieler sein. Der Grund ist recht nahe liegend:

Die Spieler sind direkt für den Bundesliga Abstieg verantwortlich. Die Dienstleister wiederum können für den sportlichen Misserfolg eher weniger.

Deshalb ist der Hebel auf Seiten der Dienstleister anderer Natur. Anstelle einer dauerhaften Reduktion der Zahlungen an die Dienstleister, können Clubs unter bestimmten Umständen auf eine Einmalzahlung hoffen.

Diese fällt häufig bei einer (vorzeitigen) Vertragsverlängerung an. Der Dienstleister erhält durch den länger laufenden Vertrag eine höhere Planungssicherheit. Dem stehen für den gesamten Planungshorizont gewisse Einnahmen gegenüber.

Der möglicherweise absteigende Bundesligist kann dafür gegebenenfalls eine Einmalzahlung verlangen – die sogenannte Signing-Fee, die bei der Unterschrift fällig wird.

Genauso soll es im April 2018 zwischen dem Hamburger SV und dem Sportrechte-Vermarkter Lagardére gelaufen sein. Demnach kassierten die Rothosen einen zweistelligen Millionenbetrag, der laut Medienberichten für die Erteilung der Lizenz ohne Auflagen eine gewisse Rolle gespielt haben soll.

Zweigleisige Kaderplanung

Die vorgestellten finanziellen Maßnahmen lassen sich sehr gut planen. Aufgrund der Vertragsstrukturen werden diese sowieso nur beim Bundesliga Abstieg wirksam. Anders sieht es bei der Kaderplanung aus.

Gerade chronisch abstiegsgefährdete Clubs haben oftmals finanziell kein großes Polster wie beispielsweise der deutsche Rekordmeister aus München. Laut verschiedenen Medienberichten hat der FC Bayern München bis zu 220 Millionen Euro auf dem Festgeldkonto.

Dennoch müssen die Clubs aus der unteren Tabellenhälfte zeitgleich für die erste und zweite Bundesliga planen. Die Anforderungen an die Qualitäten der Spieler und somit auch die Gehaltsvorstellungen sind in beiden Ligen jedoch ziemlich unterschiedlich.

In gewisser Art und Weise kann durch die Vertragsgestaltung (siehe Spielerverträge beim Bundesliga Abstieg) bereits die Kaderplanung vereinfacht werden. Nichtsdestotrotz werden auch einige der Spieler mit einem gültigen Vertrag für die 2. Bundesliga versuchen, zu einem anderen Erstligisten zu wechseln.

Der Abstieg trifft sie nämlich nicht nur finanziell (wie oben bereits beschrieben), sondern auch sportlich. Das spielerische Niveau ist in der 2. Bundesliga niedriger und somit auch die langfristige persönliche Weiterentwicklung in Gefahr.

Aus diesem Grund bekommt die Reserve-Mannschaft eine immer größere Bedeutung. Einerseits liefert diese vermeintlich günstige Spieler, die im Idealfall aus den Jugend-Mannschaften den Weg in den Profi-Kader schaffen.

Andererseits können dort Spieler, die in der Bundesliga überfordert wären, für die 2. Bundesliga jedoch sehr passend sind, angestellt und nach dem Spielsystem und Werten des eigenen Clubs ausgebildet werden.

Beide Varianten erfordern hierbei eine gute Verzahnung zwischen Profi- und Nachwuchs- beziehungsweise Reserve-Bereich.

Durch diese Variante können die Clubs für beide Ligen planen, ohne nach Beendigung der abgelaufenen Saison unvorbereitet zu sein. Zum Glück liegt dann ja spätestens nach den Relegations-Spielen endlich Gewissheit vor.


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