Chris von Emotionum über IQ und EQ im Fußball

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Alle guten Dinge sind ja bekanntlich drei. Deshalb folgt heute das dritte und vorerst letzte Interview mit einem spannenden Startup in der Fußball-Branche: Emotionum.

Information: Leider gibt es Emotionum nicht mehr. Das Interview habe ich trotzdem online gelassen :-).

Freut Euch auf einen alternativen Ansatz, wie Fans und Spieler in Zukunft miteinander kommunizieren können. Bei weiterführenden Fragen erreicht Ihr Chris am besten per Mail unter cs@emotionum.com

Vorstellung

FuWi: Moin Chris, schön, dass Du Dir die Zeit für ein Interview nimmst. Stell Dich meinen Lesern doch bitte einmal ganz kurz vor.

Chris: Ich bin Christopher Stegemann, Jahrgang 1968, und seit 1995 im „Internet“ unterwegs. Ich bin zunächst als Industriedesigner gestartet und habe mich später der digitalen Welt verschrieben.

Leider war ich recht erfolglos bei der ersten .Com Phase dabei, dann E-Government und Blogger der ersten Stunde (chromjuwelen.com). Meine Leidenschaft zum Fußball brachte mich zu meinem heutigen Unternehmen.

FuWi: Seit wann bist Du Fußballfan? Und die wichtigste Frage: An welchem Club hängt Dein Herz?

Chris: Seit meiner Geburt. Ich habe eigentlich immer einen Ball am Fuß oder in der Hand gehabt. Ich habe parallel 10 Jahre Handball gespielt. Übrigens eine Eigenschaft, die ich mit Horst Hrubesch gemeinsam habe.

Der Verein meiner Wahl ist Werder Bremen, was auf meinen Trainer in der D-Jugend zurückgeht. Als man Bayern, HSV oder Gladbach Fan zu sein hatte, fragten wir unseren Trainer, wen er bevorzuge. Er sähe es gerne, wenn „Werder stürmt“ seine Antwort.

Schallendes Gelächter. Damals spielte Werder in der 2. Liga und stieg am Ende auf. Es begann die Zeit von Otto Rehagel und ich blieb irgendwie hängen.

FuWi: Wir wollen heute sowohl über Dein Unternehmen Emotionum sprechen, als auch über den Fußball allgemein. Wo steht die Bundesliga Deiner Meinung nach aktuell im Hinblick auf die Digitalisierung?

Chris: Ganz am Anfang. Ich glaube, dass der Digitalisierungsgrad vergleichsweise niedrig ist und die meisten guten Angebote nicht von der DFL, dem DFB oder den Verbänden und Vereinen kommen. Es wird wohl noch einen Generationswechsel in den Entscheidungsebenen benötigen, um das zu ändern.

Zurzeit, so scheint es, überwiegt die Angst vor der „Schlangengrube“ Internet.

Digitalisierung im Fußball

FuWi: Was machen Liga & Clubs heutzutage schon gut und wo haben Sie Deiner Ansicht nach noch den größten Aufholbedarf?

Chris: Es ist schwer zu sagen, was schon gut läuft. Informationen über Teams und Spiel sind seit jeher ausreichend vorhanden gewesen. Ticketing machen Dienstleister und Bewegtbild wird zentral einge-bzw. verkauft.

Die Datenerfassung (Trainigs- und Leistungsdaten) werden spielbezogen ebenfalls durch Dienstleister erfasst und vom Verein diagnostiziert. Hoffentlich wird das digitalisiert.

So viel bleibt dann nicht mehr über, außer das „Spektakel zu verkaufen“. Und hier sind die Vereine sehr vorsichtig, da sie nichts falsch machen wollen. Digitalisierung bedeutet „Öffnung“, „Transparenz“ und „Dialog“, dem Fan mehr zu bieten als es der SID (Sport-Informations-Dienst) kann.

Das Stichwort ist „Storytelling“, den Fan auf eine Reise mitzunehmen, die mehr ist, als das Spielergebnis und der Tabellenstand.

So richtig gut machen es nur die Spieler, wie z.B. Mesut Özil. Die sind in direktem Kontakt zum Fan und sind damit mehr, als nur ein Fußballspieler.

Die Geschichte hinter Emotionum

FuWi: In der heutigen Zeit haben Fans ja unendlich viele Möglichkeiten, sich über ihren Lieblingsclub und -spieler zu informieren. Wie seid Ihr auf die Idee zu Emotionum gekommen?

Chris: Zunächst ist der Fußballspieler (wie viele Sportler) der bedauernswerteste „Angestellte“, den es gibt. Alle reden über, aber selten mit ihm.

Er ist der einzige, der kein Zeugnis seines Arbeitgebers bekommt. Zudem hängt seine Karriere von der Gunst Dritter (Trainer, Manager, Berater) ab und hat nicht immer etwas mit Objektivität zu tun.

Mit dem Emotionum wollen wir das ändern. Der Spieler erhält einen lückenlosen Lebenslauf von denen, für die und mit denen er spielt. Wir können ihn damit aus der passiven Haltung befreien und einen transparenten Dialog mit den Fans und Freunden eröffnen.

Mit dem Emotionum weiß jeder Spieler woran er ist, wo er steht, welchem Rollenmodell er entspricht und wo er sich weiterentwickeln kann. Und wir liefern Argumente für oder gegen Aussagen, die heute einfach so im Raum stehen.

FuWi: Ich sehe ein bisschen die Gefahr, dass die Bewertung einzelner Spieler verzerrt ist und einige Fans einfach nur ihren Frust raus lassen.

In Hamburg wäre beispielsweise Matthias Ostrzolek in den letzten Jahren so ein Kandidat dafür gewesen. Wie wollt Ihr es schaffen, dass die Bewertung der Spieler valide bzw. realistisch ist?

Chris: Das ist durchaus erwünscht. Wir wollen Ärger abbilden können, allerdings nachvollziehbar. Wenn man sich 32 Mal (so viele Kriterien fragen wir ab) ärgert, hat das wohl einen Grund. Die Erfahrung zeigt, dass es zu einer These auch immer eine Gegenthese gibt. Über die Masse der Stimmen relativiert sich die Aussage von selbst.

Wir bilden im öffentlichen Raum immer nur kumulierte Emotiona ab. Eine einzelne Stimme, die nur einmal am Tag abgegeben werden kann, hat so keinen sichtbaren Effekt, wie z.B. ein Kommentar bei Facebook. Trolle haben es so schwerer, Meinungen zu manipulieren.

Wie Emotionum den Fußball verbessern möchte

FuWi: Auf Eurer Internetseite steht: „Wir wollen den Fußball verbessern!“. Wie wollt Ihr das machen?

Chris: Wir haben zwei Ausrichtungen:

Kommunikation für den professionellen Bereich und Ausbildung für die Amateure.

Bei den Profis wollen wir die Bindung zwischen Spieler und Fan durch einen strukturierten Dialog ergänzen. Der Spieler steht dabei im Vordergrund. Seine Fähigkeiten und Leistung werden von denen, für die er spielt eingeschätzt.

Das gibt dem Fan die Möglichkeit, sich einzubringen und dem Spieler einen Eindruck darüber, wie er wahrgenommen wird. Der bisherige Gralshüter der Wahrheit ist die „Presse“, wo einzelne in der Lage sind sehr manipulativ über eine Note zu agieren.

Bei den Amateuren erkennen wir ein Kommunikationsdefizit.

Fußball ist in den Jugendmannschaften und den unteren Herren-Ligen sehr auf ehrenamtliche Mitarbeiter fixiert. Die meisten haben keine pädagogische oder Trainerausbildung.

Allein durch die mangelnde Zeit kann der Trainer nicht jedem Spieler die Rückmeldung geben, die er benötigt.

Mit dem Emotionum kann er das, die Mitspieler ebenso. Über einen Abgleich mit den Profis kann jeder Spieler erkennen, welcher Spielertyp er ist und wo er sich zu verbessern hat.

Wir können ihm langfristig Anregungen geben, wie er mit Eigeninitiative seine Fähigkeiten verbessern kann. Den Trainern können wir Hinweise geben, welche Spielsysteme sich besonders gut mit diesen Spielern umsetzen lassen.

FuWi: Häufig geht es im Fußball nur um den professionellen Bereich. Neben den Profis gibt es ja aber alleine deutschlandweit noch Millionen Amateure. Worauf fokussiert Ihr Euch mit Emotionum?

Chris: Wir wollen beide Bereiche bedienen, da sie nicht ohne einander existieren könnten. Die Profis sind der Leuchtturm, der für die Amateure der Ansporn ist, sich jeden Tag zu verbessern und abzugleichen. Das war bei mir schon so und ist bei meinen Kindern auch der Fall.

Bisher laufen beide recht unbeteiligt nebeneinander her. Das Emotionum hat den Anspruch, die Verbindung zu verbessern, den Dialog zu ermöglichen und ein wenig mehr Licht auf den Amateurfußball zu lenken.

Insofern ist die Frage falsch gestellt.

FuWi: Dann beantworte gerne diese Frage :-).

Chris: Ich hoffe, dass wir in naher Zukunft die Geschichte eines Spielers erzählen können, der mit dem Emotionum seine Fähigkeiten verbessern konnte und seinen Traum leben bzw. transparent machen kann.

Dass sein „Rollenmodell“ aus dem Profifußball auf ihn aufmerksam geworden ist und eine Art Patenschaft für ihn übernommen hat, um ihn zu fördern.

FuWi: Wie lange gibt es Emotionum schon und wo steht Ihr aktuell?

Chris: Gedanklich gibt es das Emotionum schon seit 6 Jahren. Die Betaphase startete Anfang 2016.


Die aktuelle Phase könnte man mit „Datenerhebung“ beschreiben.

Soll heißen, wir sammeln Einschätzungen und verfeinern unsere Algorithmen. Auf der Angebotsseite versuchen wir für unsere Kooperationspartner besondere Angebote zu kreieren, damit das Emotionum ihnen bei ihrer täglichen Arbeit hilft.

FuWi: Was hat Dich persönlich seit der Gründung von Emotionum am meisten überrascht?

Chris: Wir hatten Angst, dass ein 32 Kriterien-Katalog zu komplex für die Fans wird und immer wieder über einfachere Systeme nachgedacht. Bisher war das aber gewünscht, da es „Ernsthaftigkeit“ dokumentiert.

FuWi: Was sind Eure konkreten Ziele für die Zukunft? Wo soll Emotionum einmal hinkommen?

Chris: Unsere Mission ist es, dem Spieler eine Möglichkeit zur aktiven Karriereplanung zu geben und den Fan in den Dialog mit seinem Lieblingsspieler treten zu lassen.

Jeder unbekannte Spieler soll mit dem Emotionum nachvollziehbar werden. Wenn die gemessenen Daten der IQ des Fußballs sind, wollen wir das Bauchgefühl also den EQ abbilden.

FuWi: Welcher Spieler hat bei Emotionum die valideste Datenbasis und warum?

Chris: Marco Reus und Emre Can.

Marco hat die meisten Einschätzungen. Emre die meisten Trainer-Meinungen aus unseren Kreisen, da er als Abgleich für unsere Formeln dient und am meisten Bewegung in den letzten 5 Jahren stattgefunden hat.

FuWi: Super, vielen Dank für Deine interessanten Einblicke!


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