Diese unzähligen Möglichkeiten gibt´s zur Finanzierung von Fußballclubs

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Heute geht es um die Finanzierung von Fußballclubs. Wenn wir mal davon ausgehen, dass Geld tatsächlich Tore schießt, müsste jeder Club lediglich versuchen, möglichst viel Geld zur Verfügung zu haben.

Wir wissen natürlich alle, dass Geld nicht immer Tore schießt. Trotzdem ist mit dem FC Bayern München erneut der reichste Bundesligist Deutscher Meister geworden.

Borussia Dortmund ist zudem nicht nur aus sportlicher Perspektive zweitbester Deutscher Club. Auch finanziell gesehen erzielen die Dortmunder die höchsten Umsätze nach dem Rekordmeister aus München.

Das Geld, was ein Fußballclub investieren kann, ergibt sich aber nicht nur aus dem Umsatz. Neben dem operativen Geschäft gibt es weitere Möglichkeiten zur Finanzierung von Fußballclubs.

In diesem Beitrag möchte ich Dir zeigen, welche das sind. Außerdem verrate ich Dir, was die einzelnen Formen der Finanzierung von Fußballclubs über die finanzielle Situation besagter Teams aussagen.

Grundsätzliche Unterscheidungen

Aufgrund der hohen Komplexität des Themas möchte ich mit einer Einordnung beginnen. Hierbei unterscheide ich zwischen der Finanzierung durch Fremd- beziehungsweise Eigenkapital sowie durch operative Kniffe.

Arten der Finanzierung von Fußballclubs
Arten der Finanzierung von Fußballclubs

Diese Formen zur Finanzierung von Fußballclubs möchte ich jetzt nach und nach mit Dir durchgehen. Dabei nehme ich nur die gängigsten mit auf.

Darüber hinaus kannst Du mich gerne in den Kommentaren (unten) oder per Mail darauf hinweisen, wenn Du weitere Finanzierungsformen kennst. Anschließend würde ich diese dann in dem Beitrag ergänzen.

Fremdkapital

Zuerst möchte ich mir mit Dir ganz kurz die Finanzierung über Fremdkapital anschauen.

Kredite für Fußballclubs

Die klassischste Form der Finanzierung eines jeden Unternehmens ist der Kredit. Auch im privaten Umfeld für die Finanzierung größerer Vorhaben wie den Kauf oder Bau von Immobilien ist diese Finanzierungsform beliebt.

Dabei ist es jedoch wichtig, dass nicht nur eine Bank als Kreditgeber in Frage kommt. Auch Privatpersonen können einen Kredit gewähren. Im Fußball sprechen wir dabei häufig von Mäzenen.

So läuft das Ganze ab: Der Fußballclub bekommt Geld von einem Kreditgeber – beispielsweise einer Bank. Diese Bank bekommt für das Bereitstellen des Geldes wiederum Zinsen.

Die Höhe der Zinsen richtet sich unter anderem nach dem Kreditbetrag, dem aktuellen Zinsumfeld, der Laufzeit sowie dem Ausfallrisiko des jeweiligen Fußballclubs.

Über einen bestimmten Zeitraum zahlt der Fußballclub den Kredit zurück. In Summe zahlt er durch die Zinsen jedoch mehr Geld als er aufgenommen hat.

Als Gläubiger kommen hierfür neben der Bank beispielsweise auch die Fans in Betracht. So hat es beispielsweise Hertha BSC Berlin 2017 gemacht. Je nach Plattform, Umsetzung und Gläubiger kann man in diesem Zusammenhang auch vom Crowdlending sprechen.

Finanzierung von Fußballclubs: Hertha BSC sammelt Geld von Mitgliedern und Fans ein
Finanzierung von Fußballclubs: Hertha BSC sammelt Geld von Mitgliedern und Fans ein

Bei dieser Finanzierung habe ich einen kleinen Geldbetrag selbst investiert. Mein Ziel ist es, zu sehen, wie diese Finanzierung aus Gläubiger-Sicht abläuft.

Damit ist zu dieser Finanzierungsform alles Wichtige gesagt. Schauen wir uns Anleihen an.

Anleihen für Fußballclubs

Auch Anleihen fallen in die Kategorie des Fremdkapitals. Anders als bei einem Kredit kann sich ein Fußballclub in diesem Fall jedoch von mehreren Geldgebern gleichzeitig Geld leihen.

Dabei wird auch das durch Anleihen bereitgestellte Geld entsprechend verzinst. Die Laufzeit ist in der Regel festgeschrieben.

Zuletzt hatte ich an dieser Stelle über die HSV-Anleihe geschrieben. Dabei sammelte der Club Anfang 2019 über kreatives Marketing 17,5 Millionen Euro ein.

Finanzierung von Fußballclubs: Hamburger SV sammelt Geld von Mitgliedern und Fans ein
Finanzierung von Fußballclubs: Hamburger SV sammelt Geld von Mitgliedern und Fans ein

Auch bei dieser Finanzierung habe ich einen kleinen Geldbetrag investiert, um die Gläubiger-Perspektive besser nachvollziehen zu können.

Kommen wir nun aber zum Eigenkapital.

Finanzierung von Fußballclubs über Eigenkapital

Voraussetzung für die Finanzierung von Fußballclubs über Eigenkapital ist eine vorgenommene Ausgliederung. Ein Fußballclub kann lediglich Anteile der Fußball-Abteilung verkaufen, wenn diese in einer Kapitalgesellschaft liegen.

Anteile von eingetragenen Vereinen sind von der Veräußerung ausgeschlossen.

Aktien mit Stimmrecht

Anteile einer Kapitalgesellschaft können beispielsweise in Form von Aktien verkauft werden.

Das wohl erfolgreichste Beispiel im Deutschen Fußball ist der FC Bayern München. Der Rekordmeister hat insgesamt 24,9 % der Anteile an der FC Bayern München AG an strategische Partner verkauft.

Finanzierung von Fußballclubs: Einbindung strategischer Partner beim FC Bayern München
Finanzierung von Fußballclubs: Einbindung strategischer Partner beim FC Bayern München

Das Bild zeigt dabei die aktuelle Struktur. Im Laufe der Zeit hatten die einzelnen Partner Adidas und Audi aufgrund von Verwässerungen bereits höhere Anteile.

Im deutschen Fußball gilt diese Aktionärsstruktur als Paradebeispiel für die Einbindung strategischer Partner.

Alle drei Aktionäre sind auch auf operativer Ebene mit dem Rekordmeister verbandelt. Was auf der einen Seite attraktiv ist und für Langfristigkeit steht, macht die Einbindung neuer Partner kompliziert.

So scheiterte gerade erst im Mai 2019 ein möglicher Deal zwischen dem FC Bayern München und dem Automobilunternehmen BMW – eventuell an der engen Verbindung zu Audi.

Ein bisschen einfacher wird die Struktur, wenn die Aktien mit weniger Stimmrechten ausgestattet sind.

Aktien mit begrenztem Stimmrecht

Die Aktionäre haben somit vor allem Finanzanteile am Club, können die Strategie aber nicht vorgeben. Ihre Beschlüsse dienen dem Management allenfalls als Empfehlung.

Für diese Struktur eignet sich die GmbH & Co. KGaA, die insgesamt sechs Bundesligisten bevorzugen.

Bei Borussia Dortmund werden die Anteile der Profifußball-Abteilung sogar an der Börse gehandelt.

Finanzierung von Fußballclubs: Börsengang von Borussia Dortmund
Finanzierung von Fußballclubs: Börsengang von Borussia Dortmund

Kommen wir nun zum letzten großen Abschnitt und der Finanzierung von Fußballclubs über operative Kniffe.

Operative Kniffe zur Finanzierung von Fußballclubs

In diesem Abschnitt geht es um drei besondere Arten der Finanzierung von Fußballclubs über operative Kniffe.

Operative Kniffe zur Finanzierung von Fußballclubs
Operative Kniffe zur Finanzierung von Fußballclubs

Diese möchte ich mit Dir in aller Kürze durchgehen.

Finanzierung über Verträge mit Dienstleistern

Viele Clubs nutzen für die Vermarktung Dienstleister. Hierfür sind die beiden größten Agenturen Lagardère Sports und Infront Sports.

Darüber hinaus vermarkten sich einige Bundesligisten jedoch auch selbst. Eintracht Frankfurt und der FC St. Pauli beispielsweise.

Die Clubs, die mit Agenturen arbeiten, bekommen für den Vertragsabschluss in letzter Zeit häufiger eine sogenannte signing-fee.

Hierdurch verlagert der jeweilige Bundesligist Zahlungen aus der Zukunft auf den heutigen Zeitpunkt. Aus diesem Grund sehe ich dieses Vorgehen als Finanzierungsinstrument.

Vertragsverlängerung mit dem Vermarkter zur Finanzierung von Fußballclubs
Vertragsverlängerung mit dem Vermarkter am Beispiel des HSV zur Finanzierung von Fußballclubs

Lebenslange Dauerkarten zur Finanzierung von Fußballclubs

Ein weiteres Instrument, womit ein Fußballclub von Zahlungen in der Zukunft bereits in der Gegenwart profitieren kann, sind lebenslange Dauerkarten.

Anstatt sich jede Saison eine neue Dauerkarte zu kaufen, kann ein Fan über einen (hohen) einmaligen Betrag eine lebenslange Dauerkarte erwerben.

In der Zukunft kann mit besagten Fans kein Umsatz mehr beim Verkauf der Dauerkarten gemacht werden. Dafür kann bereits heute mit dem Geld der zukünftigen Dauerkarten gearbeitet werden.

Der FC St. Pauli hat diese Möglichkeit genutzt.

Lebenslange Dauerkarten beim FC St. Pauli als Beispiel zur Finanzierung von Fußballclubs
Lebenslange Dauerkarten beim FC St. Pauli als Beispiel zur Finanzierung von Fußballclubs

Mitgliedsbeiträge zur Finanzierung von Fußballclubs

Bei Mitgliedsbeiträgen müssen wir ganz vorsichtig sein. Schließlich profitieren Clubs, die eine Ausgliederung vollzogen haben, nicht im professionellen Fußball-Bereich von den Mitgliedsbeiträgen.

Diese fallen nämlich für die Mitgliedschaft im eingetragenen Verein (e.V.) an, zu diesem ausgegliederte Kapitalgesellschaften nicht mehr direkt gehören.

Ich kann mir gut vorstellen, dass das für viele Fußball-Fans eine Überraschung ist. Schließlich ist beispielsweise auch der Vor-Verkauf von Tickets an die Mitgliedschaft gebunden.

Allerdings ist das ein anderes Thema, was ich mir in den kommenden Wochen noch anschauen werde.

Schließlich geht es hier um die Finanzierung von Fußballclubs. Ähnlich wie bei der lebenslangen Dauerkarte, gibt es auch die Möglichkeit von lebenslangen Mitgliedschaften.

Der Effekt ist der Gleiche: Ein Club kann mit dem Geld zukünftiger Mitgliedsjahre bereits heute arbeiten. Dafür bekommt er in der Zukunft nichts mehr.

Lebenslange Mitgliedschaft am Beispiel des FC Köln zur Finanzierung von Fußballclubs
Lebenslange Mitgliedschaft am Beispiel des FC Köln zur Finanzierung von Fußballclubs

Fazit zur Finanzierung von Fußballclubs

Wie Du siehst, gibt es unzählige Möglichkeiten zur Finanzierung von Fußballclubs. Dabei sind diese alle erlaubt und legal.

Trotzdem zeigen die verschiedenen Formen der Finanzierung, wie es einem Club geht.

Ich persönlich sehe insbesondere die Verlagerung zukünftiger Zahlungen in die Gegenwart kritisch. Schließlich sind diese positiven Effekte einmalig und vor allem kurzfristig wirksam.

Bei langfristiger Orientierung sollten die Verantwortlichen meiner Meinung nach eher an die klassischeren Formen der Finanzierung denken.

Dabei muss jeder Club bedenken, dass insbesondere Anteilsverkäufe ebenfalls nur einmalig möglich sind (von Kapitalerhöhungen abgesehen).


Möchtest Du Dich mit mir über Finanzierungsmöglichkeiten für Deinen Club austauschen? Dann schreibe mir jetzt eine Mail!

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4 thoughts on “Diese unzähligen Möglichkeiten gibt´s zur Finanzierung von Fußballclubs

  • 13. Juni 2019 at 21:02
    Permalink

    Servus Ralf,

    eine kleine Anmerkung zum Beispiel strategische Partner beim FC Bayern München:

    Adidas hat nicht 2010 sondern bereits im Jahr 2002 10% der Anteile an der FC Bayern München AG übernommen.
    Nach einer Kapitalerhöhung und dem Einstieg von Audi hielten die beiden strategischen Partner (adidas u. Audi) jeweils 9,09%.
    Durch eine weitere Kapitalerhöhung im Jahr 2014 und dem Einstieg der Allianz SE halten aktuell die drei strategischen Partner jeweils 8,33% an der FC Bayern München AG.

    Zu weiteren Finanzierungsformen:

    – Gewinnthesaurierung, d. h. Einbehaltung von Gewinnen (Eigenfinanzierung/Innenfinanzierung)

    – Finanzierung aus Rückstellungen / Abschreibungen z. B. auch Abschreibungen für Spielerwerte (Fremdfinanzierung/Innenfinanzierung)

    – Sale and lease back, Klub verkauft Vermögenswerte des Anlagevermögens (z. B. Stadion) an eine Leasinggesellschaft und least diese anschließend zurück (Eigenfinanzierung/Außenfinanzierung)

    Für die von Dir beschriebene „Finanzierung über Verträge mit Dienstleistern“ ist der Fachterminus „Forfaitierung“.

    Grüße und ein schönes Wochenende

    Sebastian

    Reply
    • 14. Juni 2019 at 8:54
      Permalink

      Moin Sebastian,

      es ist schön, wieder von Dir zu hören / lesen. Vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich habe die Anmerkung zum FC Bayern sofort übernommen und die Grafik angepasst sowie im Text näher erläutert.

      Deine weitere Finanzierungsformen lasse ich erstmal so stehen. Sie sind natürlich absolut richtig und ich freue mich, dass sie jetzt auch unter diesem Beitrag zu finden sind.

      Liebe Grüße aus Hamburg und Dir ebenfalls ein schönes Wochenende
      Ralf

      Reply
  • 14. Juni 2019 at 18:40
    Permalink

    Hello Ralf,
    vielen Dank für deine unermüdlichen Recherchen!
    Spannend wirds jetzt aber, wenn wir die Konsequenzen von z.B. HSV und seinen Swaps beleuchten würden… Was heisst das für die Zukunft des Vereins? Alle Gewinne weg, i.S. von ich kann mir keine neuen Spieler dafür kaufen, sondern muss Schulden rückführen…? Entspricht das alles noch den Richtlinien eines (ehem.)BL-Vereines? Fragen über Fragen… 😉
    lg aus Wien
    Jörg
    http://www.Responsible-Football.com

    Reply
    • 14. Juni 2019 at 18:54
      Permalink

      Moin Jörg,

      schön von Dir zu lesen! Was genau meinst Du denn mit Swaps beim HSV? Ich kenne das Konzept, aber wo findet das hier in Hamburg Anwendung?

      Liebe Grüße
      Ralf

      Reply

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