Welchen dieser 3 Typen von Investoren im Fußball bevorzugst Du?

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Sobald viel Geld in einem Markt ist, tummeln sich dort potenzielle Investoren. Wir wissen nicht erst seit den zahlreichen Rekorden im DFL Report 2017, dass die Bundesliga boomt und Investoren im Fußball auf dem Vormarsch sind.

3,24 Milliarden Euro Umsatz wurden in der Bundesliga in der Saison 2015/16 generiert. Bereits mehrfach äußerte ich die These, dass die 4 Milliarden-Grenze in der nun laufenden Saison 2017/18 fällt.

Dass zahlreiche potenzielle Investoren bei den Fußballclubs anklopfen, ist demnach wenig überraschend. Ob ein Club dem Ruf des Geldes nachgibt oder nicht, bleibt zum Glück den jeweiligen Verantwortlichen überlassen.

Je mehr Clubs sich jedoch für einen Investor entscheiden, desto schwieriger wird es für die übrig gebliebenen sich dem Reiz des Geldes zu entziehen. Stichwort: Rattenrennen

Es liegt natürlich nahe, dass nicht alle Investoren gleich sind. Aus diesem Grund folgt nun eine kurze Übersicht über die meiner Meinung nach drei ausschlaggebenden Typen von Investoren im Fußball.

Abgrenzung von Investoren

Bevor wir uns die verschiedenen Typen von Investoren im Fußball anschauen, möchte ich den Begriff eines Investors einmal klar und deutlich definieren.

Was Investoren sind

In diesem Beitrag – und generell in meinem Sprachgebrauch – verwende ich das Wort Investor als Synonym für Anteilseigner.

Investoren sind in diesem Sinne Personen oder Parteien, die am Eigenkapital eines Fußballclubs beteiligt sind. Damit es dazu kommt, gibt es mehrere Möglichkeiten.

Bei Borussia Dortmund können Anteile beispielsweise an der Börse gehandelt werden. Für ein Investment in eine Vielzahl von anderen Clubs ist eine Einigung mit den Club-Verantwortlichen erforderlich.

Dabei muss im Rahmen eines Anteilserwerbs nicht zwingend frisches Geld fließen. Klaus-Michael Kühne hat beim Hamburger SV beispielsweise bereits ausstehende Darlehen (Fremdkapital) in Anteile (Eigenkapital) umgewandelt.

Dafür haben die Hanseaten kein frisches Geld bekommen, sondern lediglich ihre Schulden abgebaut.

Was Investoren nicht sind

Vor dem richtigen Einstieg folgt noch kurz eine Negativ-Abgrenzung durch die Antwort auf die Frage, was Investoren nicht sind. Investoren sind nicht Sponsoren, Ausrüster oder sonstige Marketing-Partner.

Es ist zwar durchaus möglich, dass Sponsoren auch Investoren sind. So ist Adidas beispielsweise der Ausrüster des FC Bayern München und zugleich ein Investor.

Dass wir den Sportartikelhersteller in diesem Fall als Investor bezeichnen, liegt jedoch nicht am Ausrüstungsvertrag, sondern an dem Erwerb von Anteilen. 2002 zahlte der Sportartikelhersteller für 10% der Anteile ca. 77 Mio. €. Durch zusätzliche Kapitalerhöhungen ist der Anteil nun auf 8,33% verwässert.

Überblick zu Investoren im Fußball

Meine Einteilung der Investoren im Fußball beruht auf dem grundlegenden Motiv der Investition. Eine Zuordnung einzelner Anteilseigner in diese Kategorien ist nicht immer eindeutig. Dennoch lassen sich alle aktuellen Anteilseigner der Bundesliga in diese Typologie einsortieren.

Typologie von Investoren im Fußball
Typologie von Investoren im Fußball

Nehmen wir uns die Typen für Investoren im Fußball nun einzeln vor.

Strategische Investoren im Fußball

Die Bezeichnungen für die Investoren im Fußball sind für sich sprechend gewählt. So ist das grundlegende Motiv auf den ersten Blick erkennbar.

Strategische Investoren investieren in Fußballclubs, weil sie sich davon einen strategischen Vorteil versprechen. Ein aktuelles Beispiel aus der Bundesliga finden wir in München.

A hoch 3 beim FC Bayern

Der FC Bayern hat eine breite Basis an Investoren. Es sind drei deutsche Großunternehmen zu je 8,33 % am Grundkapital der Aktiengesellschaft beteiligt.

Investoren im Fußball: Strategische Investoren des FC Bayern
Investoren im Fußball: Strategische Investoren des FC Bayern

Nachdem Adidas bereits oben als Beispiel gedient hat, schauen wir uns nun die Zusammenarbeit mit der Allianz etwas näher an.

Auf der einen Seite ist der Versicherer seit 2005 Namensgeber für das Stadion der Münchener Bayern – der Allianzarena. Das Sponsoring in Bezug auf den Namen des Stadions wird nach dem Anteilserwerb mindestens bis ins Jahr 2041 fortgesetzt.

Auf diese Art und Weise konnte sich der Versicherer über den Anteilskauf die Rechte für das Sponsoring der Arena nachhaltig sichern.

Dabei handelt es sich durchaus um einen strategischen Vorteil, der es anderen Versicherungsunternehmen erschweren dürfte mit dem Rekordmeister zusammen zu arbeiten.

Ohne genaue Zahlen vorliegen zu haben, bin ich mir sicher, dass ein Großteil der Fußballfans lediglich einen Versicherer mit dem FC Bayern verbindet. Die Allianz.

Verantwortung der Strategischen Investoren

Auf einen Aspekt der strategischen Investoren im Fußball möchte ich besonders eingehen: Die Verantwortung gegenüber den eigenen Investoren.

Was auf den ersten Blick etwas verquickt wirkt, ist eigentlich ganz simpel. Strategische Investoren sind in der Regel Großunternehmen. Diese wiederum können – genau wie Fußballclubs – in einer Vielzahl von Rechtsformen und Eigentumsverhältnissen organisiert sein.

Die drei strategischen Investoren des deutschen Rekordmeisters sind allesamt börsennotierte Aktiengesellschaften. Das bedeutet, dass jedermann sich auf einfache Art und Weise über den Kauf einer Aktie an besagten Unternehmen beteiligen kann.

Dabei ist es die Aufgabe der Angestellten (inkl. Vorstände) dieser Unternehmen, die Mittel der eigenen Investoren nach bestem Wissen und Gewissen zu verwalten.

Demnach gilt:

Unabhängig davon, wie strategisch ein Investment auch sein mag. Am Ende muss der eigene Unternehmenswert das Potenzial haben durch die Beteiligung im Fußball zu steigen. Andernfalls drohen den Verantwortlichen des strategischen Partners Konsequenzen.

Kommen wir nun zu Finanzinvestoren.

Finanzinvestoren im Fußball

Obwohl wir bei den strategischen Investoren auch ein Finanzmotiv erkannt haben, behandle ich die Finanzinvestoren gesondert. Das liegt daran, dass diese noch anspruchsvollere Finanzziele haben, als die Strategen.

KKR & Hertha BSC

Deutlich wird das an folgendem Beispiel.

Investoren im Fußball: KKR als Finanzinvestor bei Hertha BSC
Investoren im Fußball: KKR als Finanzinvestor bei Hertha BSC

Das Private Equity Unternehmen KKR (Kohlberg Kravis Roberts & Co.) investiert üblicherweise in Unternehmen mit großem Wachstumspotenzial.

Dieses Potenzial hat das börsennotierte Unternehmen offensichtlich in Berlin gesehen und zeigt sich dreieinhalb Jahre nach dem Deal zufrieden (Link zu Capital).

Darüber hinaus hat das US-Unternehmen in zahlreiche andere Unternehmen investiert. Populäre Beispiele sind: Panasonic, SONOS und Toys “R“ US.

Ziele von Finanzinvestoren

Dabei verfolgen Finanzinvestoren wie KKR typischerweise ein Ziel: Der Unternehmenswert soll mittelfristig (7-10 Jahre) vervielfacht werden, um bei einem Verkauf hohe Gewinne zu erzielen.

Diese werden – natürlich nach Abzug einer Management-Fee – an die eigenen Investoren des Finanzunternehmens ausgeschüttet.

Anders als bei den strategischen Investoren streben Finanzunternehmen keinerlei Synergien im Kerngeschäft des Fußballs an. Aus diesem Grund halten sie sich für uns Fans komplett im Hintergrund. Operativ unterstützen sie üblicherweise lediglich punktuell.

Hierbei können die erfahrenen Manager jedoch in der Regel einen großen Mehrwert leisten, da sie bereits den Wert zahlreicher Unternehmen gesteigert haben.

Mäzen-Investoren im Fußball

Mäzen-Investoren sind meiner Meinung nach am schwierigsten einzuschätzen. Sie streben zumindest offiziell keinen strategischen Mehrwert aus einem Investment an und beabsichtigen keine finanzielle Rendite zu erzielen.

Fans als Investoren

Ihr einziges Motiv ist die Liebe zum jeweiligen Verein. Diese Gemeinsamkeit mit den Fans scheint auf den ersten Blick wenig Konfliktpotenzial zu bieten.

Nun stelle man sich jedoch einen Fan vor, der auf einmal näher an den Verantwortlichen des Clubs ist als alle anderen. Natürlich versuchen Mäzen-Investoren in der Regel ihre eigenen Vorstellungen durchzusetzen.

Anders als bei strategischen und Finanzinvestoren handelt es sich hierbei meistens um vermögende Privatpersonen. Das verdeutlicht auch das folgende Beispiel.

HSV & Kühne

Über Klaus-Michael Kühne habe ich bereits letzte Woche geschrieben. Dabei ging es um die sechs Themen, die ich gerne mit ihm persönlich diskutieren würde. Darüber hinaus habe ich einen Gastbeitrag beim populären HSV-Blog des Hamburger Abendblatts – Matz Ab – zur Konstellation Struth & Kühne verfasst.

Information: Den Blog gibt es in dieser Form leider nicht mehr.

Investoren im Fußball: Kühne als Mäzen-Investor beim HSV
Investoren im Fußball: Kühne als Mäzen-Investor beim HSV

Trotz der Gemeinsamkeiten mit den Fans haben Mäzen-Investoren meiner Ansicht nach einen großen Nachteil: Sie sind emotional.

Ich möchte nicht, dass Du mich falsch verstehst. Emotionalität ist eine wichtige Tugend unseres Zusammenlebens. Sie ist der Grund, warum der Fußball überhaupt so erfolgreich geworden ist.

Trotzdem sollten Investoren im Fußball in meinen Augen nicht so emotional reagieren. Ein Interview zu einem ungünstigen Zeitpunkt kann den Druck auf ein Team ins Unermessliche steigen lassen.

Gerade im Business-Umfeld lohnt es sich, über einige Schritte zweimal nachzudenken, bevor man sie geht. Investoren, in denen zugleich ein Fan-Herz schlägt, sind unberechenbar.

1860 München & Ismaik

Obwohl Hasan Ismaik sich immer wieder als Mäzen-Investor positioniert, sehe ich ihn eher als Finanzinvestor. Unabhängig davon hat er die Löwen in den Niedergang geführt.

Auch mit größter Menschenkenntnis ist und bleibt es schwer, Mäzen-Investoren zu deuten und ihr Handeln zu antizipieren.

Fazit zu Investoren im Fußball

In meinen Vorlesungen und Seminaren stelle ich immer wieder folgende Frage:

Für welchen Investoren-Typ würdet Ihr Euch entscheiden, wenn Ihr drei Investoren vor Euch sitzen habt, die alle zu denselben Bedingungen investieren würden?

Die Antworten werden in der Regel ausgiebig und leidenschaftlich diskutiert. Jeder Studierende bringt seine eigene Fan-Perspektive mit ein.

Ich vertrete grundsätzlich folgende Meinung: Wenn es ohne Investor geht, ist dies sicher der angenehmste Weg, da sich niemand einmischt.

Aufgrund der Wettbewerbsstruktur wird es jedoch zunehmend schwieriger ohne Investor relevant zu bleiben.

Wenn ich mir einen Investoren-Typ aussuchen könnte, würde ich mich für den Strategen entscheiden. Dieser ist an einer langfristigen Zusammenarbeit interessiert und hat keine offensichtlichen Verkaufs-Absichten.

Das war übrigens auch einer der Gründe dafür, dass ich die Ausgliederung beim VfB Stuttgart in meinem Gastbeitrag befürwortet habe. Die Daimler AG in der Hinterhand zu haben ist ein Vorteil, den sicherlich viele Bundesligisten nicht ganz neidlos betrachten.


Schreibe jetzt einen Kommentar: Für welchen Investoren-Typ würdest Du Dich entscheiden, wenn Du die Wahl hättest?

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2 thoughts on “Welchen dieser 3 Typen von Investoren im Fußball bevorzugst Du?

  • 1. September 2017 at 8:58
    Permalink

    Lieber Herr Leister,

    stimme Ihnen voll zu:

    Am besten ohne externe Investoren im Sinne der Unabhängigkeit und auch im Sinne der Ursprünglichkeit unseres geliebten Sports!

    Wenn es denn schon ein Investor sein soll oder muss, dann den strategischen Investor, da diese Form des Investments durch die langfristigen, strategischen Zielen zumindest eine gewisse Nachhaltigkeit und Kontinuität mit sich bringen sollte.

    Grundsätzlich erwähne ich aber auch hier gerne nochmal die These aus meinem blog zum Neymar-Transfer (https://business-elf.de/transfer-wahnsinn-neymar), dass der Profi-Fußball aktuell in eine gefährliche Schieflage abdriftet, die nicht nur der Fan irgendwann ggfs. nicht mehr mitmacht, sondern die mit großer Wahrscheinlichkeit auch ihre Opfer bei dem ein oder anderen Verein fordert. Eine These übrigens, die auch in der aktuellen Sportbild von Uli Hoeneß vertreten wird, der bekanntlich schon immer ein gutes Gespür für die Marktentwicklungen hatte!

    In diesem Sinne, passgenaue Grüße

    Dr. Holger Schmitz

    Reply
    • 2. September 2017 at 10:27
      Permalink

      Lieber Herr Dr. Schmitz,

      vielen Dank für das Feedback und den Kommentar! Mir gefällt das „Rechenbeispiel“ in dem Beitrag, was zeigt, wie viele Familien mit einem „normalen“ Lohn von den Geldern des Neymar-Transfers leben können. Schöner Ansatz!

      Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
      Ralf Leister

      Reply

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