Chancen & Verantwortung durch die Kommerzialisierung der Bundesliga

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Nach einer kurzen Zeitreise zur Gründung der Bundesliga widmen wir uns heute der Kommerzialisierung der Bundesliga.

Die gesamte Fußball-Branche unterliegt seit einigen Jahren einer sehr spannenden wirtschaftlichen Entwicklung. Der Umsatz der Bundesliga steigt stark, Investoren werden darauf aufmerksam und beteiligen sich an den Fußballclubs.

Man spricht in diesem Zusammenhang von der Kommerzialisierung der Bundesliga. Dieser Aufstieg bringt für die Fußballclubs neben hohen Geldsummen eine große Verantwortung mit sich.

Umsatz- & Ergebnisentwicklung

Um uns die Kommerzialisierung der Bundesliga vor Augen zu führen, schauen wir uns die Entwicklung der Umsätze sowie der Ergebnisse an.

In den letzten zwölf Jahren sind die Umsätze der Bundesliga um etwa 200 % gestiegen. Das entspricht einem jährlichen Wachstum von 10 %. In der Saison 15/16 wurden gut 3,24 Mrd. € umgesetzt. Damit wurde die 3 Milliarden-Marke zum ersten Mal übertroffen.

Es ist davon auszugehen, dass in der abgelaufenen Saison (16/17) eine weitere Steigerung der Umsätze zu verzeichnen war. Die Zahlen werden meist zu Jahresbeginn von der Deutschen Fußball Liga (DFL) in ihrem Bundesligareport veröffentlicht.

Als Ergebnisgröße ziehen wir die Gewinne nach Steuern heran. Die Entwicklung dieser Kennzahl, die leider erst ab 03/04 durchgehend berichtet wurde, ist unbeständig. Als mögliche Begründung für das letzte negative Ergebnis in der Saison 09/10 können wir die Finanzkrise anführen. Zusätzlich kann die Art der Erhebung der dargestellten Zahlen zu Unregelmäßigkeiten führen.

Aufgrund der Auf- & Abstiege einzelner Clubs variiert die Zusammensetzung der Bundesliga in den einzelnen Saisons. Während sich dies nicht sichtbar auf die Umsätze auswirkt, könnte diese Methodik jedoch eine weitere Erklärung für die Unregelmäßigkeiten in der Ergebnisentwicklung sein.

Kommerzialisieurng der Bundesliga - Umsatz- & Ergebnisentwicklung der Bundesliga [Bundesliga Reports 2017, 2016, 2012 & 2008]
Umsatz- & Ergebnisentwicklung der Bundesliga [Bundesliga Reports 2017, 2016, 2012 & 2008]

Unabhängig von der Entwicklung der Gewinne nach Steuern ist eines klar erkennbar: In die Bundesliga und somit auch in die einzelnen Clubs fließt von Jahr zu Jahr mehr Geld.

Investoren in der Fußball-Branche

Finanzstarke Privatpersonen und Unternehmen werden auf die hohen Geldsummen in der Fußball-Branche aufmerksam und beteiligen sich an den Fußballclubs. Diese Investoren nehmen jedoch in keinster Weise alle eine gleiche Bedeutung für die Clubs ein.

Zum Beispiel investiert die Allianz beim FC Bayern München, die Privatperson Klaus Michael-Kühne beim Hamburger SV und der Private Equity Fonds KKR bei Hertha BSC Berlin. Unterschiede zwischen den einzelnen Investoren-Typen werden demnächst auf diesem Blog erklärt und dann natürlich direkt hier verlinkt.

Die Kommerzialisierung der Bundesliga und die Präsenz von Investoren führen im Markt zu zwei Dingen:

  1. Noch mehr Geld: Die Fußballclubs erhalten über verschiedene Beteiligungs- und Finanzierungsmodelle weitere Millionen Euro. Diese werden in dem oben aufgeführten Diagramm nicht berücksichtigt, da die zusätzlichen Mittel bilanziell nicht als Umsätze behandelt werden. In den meisten Fällen handelt es sich im Rahmen der Bilanz um Eigenkapital. Modelle wie bspw. Darlehen und Kredite sowie Anleihen jeder Art sind dem Fremdkapital zuzuordnen und ebenfalls denkbar.
  2. Professionalisierung: Die Investoren stellen Anforderungen an die Clubs, mit denen sich diese in der Vergangenheit nicht oder zumindest nicht so stark konfrontiert sahen. Zum Beispiel rückt bei vielen Clubs die Wirtschaftlichkeit mehr und mehr ins Zentrum des Handelns. Darüber hinaus haben die Investoren weitere Interessen und somit Anforderungen an die Clubs. Genannt seien an dieser Stelle beispielsweise die Transparenz oder das (positive) Image.

Mit der zunehmenden Macht – bedingt durch die beschriebenen Geldsummen – geht für die Clubs auch eine Verantwortung einher.

Verantwortungen für die Fußball-Clubs

Die Kommerzialisierung der Bundesliga führt zu einer größeren Verantwortung der einzelnen Clubs sowie der gesamten Liga. Drei Interessengruppen, die auf eine Wahrnehmung der Verantwortung besonders stark angewiesen sind, wollen wir uns etwas detaillierter anschauen.

Verantwortung für Arbeitnehmer

In der Saison 14/15 hat die Fußball-Branche in Deutschland mehr als 50.000 Menschen einen Arbeitsplatz gegeben. Die steigende Tendenz hat sich auch in der Saison 2015/16 fortgesetzt.

Neben den professionellen Spielern sowie in vielen Fällen einem breiten Trainerstab gibt es zahlreiche weitere Beschäftigungen, die im direkten Bezug zum Profifußball stehen. Angefangen bei den Verwaltungen der einzelnen Clubs über die Organisation der Deutschen Fußball Liga (DFL) bis hin zu den Sicherheits- & Aushilfskräften an Spieltagen.

„Der Profifußball bietet erstmals mehr als 50.000 Menschen einen Job.“
[Bundesligareport 2016]

Berücksichtigt sind hierbei lediglich die direkt zurechenbaren Arbeitsplätze (durch Anstellung oder Beauftragung der 36 Profifußball-Clubs in Deutschland). Durch das Hinzurechnen der indirekten Arbeitsplätze aus Bereichen wie beispielsweise Infrastruktur und Tourismus dürfte die tatsächliche Zahl noch höher liegen.

Verantwortung für Nachwuchssportler

Der professionelle Sport – und hierbei insbesondere der Fußball – ist ein Bereich mit einer sehr geringen Übernahmequote. Dies bedeutet, dass von den ausgebildeten Sportlern nur sehr wenige den Sprung in den professionellen Bereich schaffen.

Im für die sportliche Karriere kritischen Teenager-Alter müssen sich die Nachwuchssportler häufig zwischen Schule und Sport entscheiden. Eine Entscheidung für den Sport garantiert hierbei noch lange keinen Erfolg.

Erfolg meint in diesem Fall den geschafften Sprung in den (zumindest im Fußball) attraktiv bezahlten Profi-Bereich. Denjenigen, die es schaffen, mag eine große Karriere bevorstehen.

Doch der Großteil hat aus der Perspektive „Berufswahl“ die falsche Entscheidung getroffen und wird den Durchbruch nicht schaffen. Bei Vernachlässigung der Schule für den Sport ist die Chance auf einen späteren Berufseinstieg außerhalb des Profifußballs durchaus niedrig.

Durch bessere Nachwuchsleistungszentren versuchen die Clubs bereits heute diesen negativen Konsequenzen für die gescheiterten Nachwuchssportler entgegen zu wirken.

Eine Vernachlässigung der Schule wird durch Angebote in den trainingsfreien Zeiten verhindert. Auf diese Art und Weise versuchen die Clubs den „Gescheiterten“ den Berufseinstieg außerhalb des Profifußballs zu erleichtern.

Dennoch sehe ich in diesem Bereich noch Potenzial, die negativen Konsequenzen eines Scheiterns für die Nachwuchssportler zu minimieren.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass schulische/akademische/praktische Ausbildungsangebote in Zukunft eine noch größere Rolle in der Nachwuchsarbeit der Clubs – aber auch für die einzelnen Spieler – einnimmt.

Verantwortung für Amateursportler

Eine Gruppe, deren Bedürfnis nach Verantwortung meiner Ansicht nach nicht sofort offensichtlich ist, sind die Amateursportler.

Führen wir uns erneut vor Augen, wo die meisten professionellen Fußballclubs ursprünglich herkommen: Sie sind als klassische Sportvereine (mit der Rechtsform eines eingetragenen Vereins – e.V.) gestartet.

In diesen Vereinen sind nach und nach Profi- und Amateurbereiche entstanden. Die zweit genannten sind hierbei – gemessen an der dahinterliegenden Personenzahl – wesentlich präsenter.

Dennoch erfahren die Profibereiche eine größere Aufmerksamkeit. Dies ist gemessen an der Relevanz für den Umsatz, den Gewinn und dem damit verbundenen Risiko durchaus nachvollziehbar.

Es besteht die Gefahr, dass der Profibereich finanziell in eine Schieflage gerät und der Amateursport darunter leidet. Häufig ist dies ein Argument für die Ausgliederung der Profiabteilung, wodurch beide Bereiche rechtlich, organisatorisch und finanziell voneinander separiert werden.

Dieses Vorgehen ist in der Bundesliga durchaus gängige Praxis.

In den abgelaufenen Saisons 2015/16 und 2016/17  haben wir in der Bundesliga vier Vereine gegen 14 Kapitalgesellschaften spielen sehen. Durch die Ausgliederung beim Aufsteiger aus Stuttgart, spielen in der Saison 2017/18 lediglich drei Vereine gegen 15 Kapitalgesellschaften.

Details zur Ausgliederung gibt es zu gegebener Zeit genau hier.

Fazit zur Kommerzialisierung der Bundesliga

Wir können festhalten, dass die gesamte Fußball-Branche eine attraktive wirtschaftliche Entwicklung durchmacht. Es ist jedoch essentiell, trotz der unzähligen Potenziale, die damit verbundenen Pflichten zu erkennen und verantwortungsvoll zu managen.

Sowohl das Ergreifen dieser Chancen, als auch das Managen der Verantwortungen bedarf einer professionellen Organisation der DFL sowie der einzelnen Clubs.

Die Kommerzialisierung der Bundesliga rechtfertigt eine Vergleichbarkeit von Fußballclubs mit klassischen Unternehmen.

Hierdurch eröffnen sich spannende Möglichkeiten hinsichtlich der Betrachtung von Fußballclubs aus einer Unternehmensperspektive vor dem Hintergrund etablierter Theorien und Managementansätze.

Ausblick

Trotz der hier festgestellten Gemeinsamkeiten zwischen Fußballclubs und klassischen Unternehmen, gibt es wesentliche Unterschiede.

Im nächsten Beitrag beleuchten wir die Umsatztreiber der Bundesliga und der Fußballclubs. Sofern es sich anbietet, ziehen wir Parallelen und zeigen Unterschiede zu denen klassischer Unternehmen auf.


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