Am vergangenen Wochenende war ich zu Gast beim VfL Wolfsburg. Zuvor war ich noch nie in der niedersächsischen Stadt, habe dann aber gleich drei Tage dort verbracht.
Mein Besuch war recht spontan und hat sich durch ein Kennenlernen bei der FUTURE OF FOOTBALL BUSINESS Conference 2018 in Graz ergeben. Dort lernte ich den Direktor der Unternehmensentwicklung von den Wölfen – Felix Welling – kennen.
Bei der Diskussion zum Thema eSports & Fußball saßen wir sogar zusammen auf der Bühne. Den ganzen Tag lang haben wir uns immer wieder unterhalten. Unser Kennenlernen endete mit der Einladung nach Wolfsburg.
Diese Geschichte zeigt einmal mehr, dass es bei den Sportbusiness-Events nicht nur um die inhaltlichen Programmpunkte geht. Auch der Austausch mit den anderen Teilnehmern und Experten ist sehr wertvoll.
In diesem Beitrag möchte ich Dir von meinen drei Tagen berichten. Dabei habe ich nämlich sowohl einen Heimspieltag (gegen den SC Freiburg), als auch zwei eSports-Events besucht.
Dabei habe ich einiges gelernt und bin davon überzeugt: Die Wölfe machen neben dem Platz so einiges richtig. Davon können viele Bundesligisten noch etwas lernen.
Heimspiel des VfL Wolfsburg
Ich gebe zu, dass das Heimspiel der Wölfe gegen die Freiburger sportlich nicht sonderlich erfolgreich war. Das Spiel ging 3:1 für die Gäste aus. Abseits des Platzes habe ich beim VfL Wolfsburg jedoch Dinge gesehen, die ich so bei bisher noch keinem anderen Bundesligisten gesehen habe.
Natürlich war ich noch nicht in allen Stadien, ein paar habe ich aber doch schon gesehen. Aufgefallen sind mir vor allem zwei Dinge.
Aktivierung eSports
Der VfL Wolfsburg war 2015 der erste Bundesligist, der sich im eSports engagierte. Dabei konzentrieren sich die Wölfe auf die Fußball-Simulation FIFA.
In ihrem Event-Bereich am Stadion hat der VfL seine eSports-Aktivitäten bestens analog aktiviert. Zwischen einigen Kicker-Tischen ist dort ein eigener eSports-Bereich. Voreingestellt war auf den Konsolen natürlich die Partie des VfL Wolfsburg gegen den SC Freiburg.
Angebote für Kinder
Darüber hinaus hat der VfL mich mit seiner Kinder-Freundlichkeit beeindruckt. Dieser Fokus macht aber auch Sinn. In Wolfsburg leben rund 120.000 Menschen. Die Volkswagen-Arena fasst circa 30.000 Fans. Um das Stadion voll zu bekommen, müsste demnach circa jeder Vierte Wolfsburger den Weg auf sich nehmen. Die Fans des Gastes habe ich bei dieser Überschlagsrechnung mal außer Acht gelassen.
Diese Quote kann der VfL Wolfsburg nur erfüllen, wenn er familienfreundlich ist. Dies setzten die Verantwortlichen beispielsweise durch einen eigenen Spielplatz direkt am Stadion um.
Außerdem konnten die Kinder auf einem eigenen kleinen Fußballfeld selbst kicken oder auf einer Hüpfburg mit Tor ihre Paraden verbessern. Dieses Konzept trägt seine Früchte. Mir ist nämlich sofort aufgefallen, dass sehr viele Kinder und Jugendliche unter den Stadionbesuchern waren.
Die Attraktivität der Wölfe für die junge Zielgruppe wird jedoch auch durch die weiteren Aktivitäten erhöht. Diese Erfahrungen konnte ich am zweiten und dritten Tag machen.
Wolfsburg Gaming Days in der Autostadt
Zuerst dachte ich, dass „Autostadt“ nur ein Synonym für Wolfsburg ist. Dann habe ich gelernt, dass damit eine Event-Location im Herzen von Wolfsburg gemeint ist.
Dort veranstaltete der VfL Wolfsburg als einer von mehreren Partnern die Wolfsburg Gaming Days – ein Event bezüglich Rocket League. Über Rocket League habe ich in meinen bisherigen Beiträgen über eSports nicht geschrieben. Das Spiel ist in Deutschland auf professioneller Ebene auch noch nicht so groß.
Trotzdem waren bei dem Event vier Profis anwesend. Ergänzt wurden diese durch FIFA-Profis. In gemischten Teams und einem verkürzten Turniermodus traten die Teams gegeneinander an.
Dabei wurde Rocket League wie folgt beschreiben:
„Rocket League ist eigentlich wie Fußball. Nur mit je drei Autos mit Raketenantrieb.“
Das klingt im wahrsten Sinne des Wortes abgefahren oder? Ist es auch. In dem Spiel Rocket League werden bei den großen Turnieren jedoch auch bereits Preisgelder in Höhe von über einer Million Euro ausgeschüttet.
Ich konnte es mir dabei natürlich nicht nehmen lassen, mit dem wohl bekanntesten FIFA-Spieler der Wolfsburger ein Foto zu machen. Auf dem Bild posiere ich zusammen mit Timo Siep (besser bekannt unter TimoX – unter anderem bei Twitter).
Besonders beeindruckt hat mich bei den Gaming Days, wie locker die eSports-Profis miteinander und mit ihren Fans umgehen. Diese sind dabei im Durchschnitt unglaublich jung. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mit meinen 25 Jahren das Durchschnittsalter angehoben habe. Und das, obwohl einige junge Fans mit ihren Eltern vor Ort waren.
Deshalb bin ich davon überzeugt, dass noch viel mehr Bundesligisten die Chancen von eSports ergreifen sollten und so etwas mehr Präsenz in den heutigen Kinderzimmern erreichen würden.
FIFA 19 Launch in der Volkswagen-Arena
Auch an meinem letzten Tag in Wolfsburg ging es um eSports. Diesmal allerdings um FIFA 19. Offiziell erscheint das Update der beliebten Fußball-Simulation erst am 28. September 2018. Bei einem exklusiven Event des VfL Wolfsburg konnte ein kleiner Kreis an eSports-Enthusiasten das Spiel schon einmal anspielen.
Das Pre-Launch Event fand im schönen VIP-Bereich der Volkswagen Arena statt. Dort zeigte sich ein ähnliches Bild wie am Vortag: Viele junge Menschen waren auf Autogramme- & Selfie-Jagd mit ihren Stars. Davon waren nämlich reichlich geladen.
Neben den hauseigenen FIFA-Profis des VfL Wolfsburg (TimoX und SALZOR) waren weitere Bundesligisten (u.a. Werder Bremen und Hertha BSC Berlin) vertreten. Als internationale Gäste waren zwei Profis vom französischen Meister Paris Saint-Germain vor Ort. Es fehlte also nicht an Internationalität.
Abgerundet wurde das Star-Ensemble durch Fußball-Profi Robin Knoche vom VfL Wolfsburg. In dem kleinen Turniermodus ging es natürlich wieder um einen Pokal.
Insgesamt fand das Event in einer sehr familiären Atmosphäre statt. Zum Zuschauen fand ich allerdings Rocket League am Vortag noch etwas unterhaltsamer. FIFA ist dabei wesentlich taktischer und weniger ereignisreich.
Dennoch war es sehr unterhaltsam, die Profis gegeneinander antreten zu sehen. Das habe ich beispielsweise bei der Österreichischen eBundesliga im Jahr 2017 auch schon festgestellt.
Auch für die Fans standen natürlich Konsolen bereit. Ich muss aber zugeben, dass ich mich in dem Setting immer eher weniger traue. Zu Hause und gegen Freunde schlage ich mich ganz gut, aber gegen wirkliche FIFA-Enthusiasten habe ich glaube ich keine Chance.
Natürlich fand das Event nicht nur offline, sondern vor allem online statt. Bei Twitch, YouTube und Facebook wurde es live gestreamt, sodass Du Dir unter diesem Link das gesamte FIFA 19 Launch Event beim VfL Wolfsburg nochmal ansehen kannst.
Fazit zu drei Tagen VfL Wolfsburg pur
Ich muss zugeben, dass ich bisher noch nicht viele Berührungspunkte mit den Wölfen hatte. Bei der FUTURE OF FOOTBALL BUSINESS Conference in Graz änderte sich dies schlagartig.
Es wurden nicht nur spannende, fortschrittliche und meiner Meinung nach richtige Dinge angesprochen. Dabei entstand auch eine angenehme Atmosphäre. Diese konnte ich in Wolfsburg live erleben und war zugegebenermaßen beeindruckt.
Häufig ist das Sportbusiness noch etwas „alt eingesessen“. Das ist in Wolfsburg anders. Ich habe mich sofort willkommen gefühlt und glaube, dass diese offene Kultur sehr innovationsfördernd sein kann. Diese offene Kultur überträgt sich auch auf die eSports-Profis. Ich war beeindruckt, wie bodenständig die jungen Stars wirkten.
Auf meine Anmerkung zu einem Mitarbeiter, dass die Profis wirkten, wie ganz normale Jungs, sagte er grinsend.
„Das sind ganz normale Jungs.“
Auch hier zeigte sich wieder die Wolfsburger Offenheit und Bodenständigkeit. Auch sportlich hätte der VfL damit in meinen Augen wesentlich mehr verdient. In den letzten Jahren hatten die Wölfe allerdings das Problem, dass der sportliche Bereich nicht mitgespielt hat.
Ich drücke allen Verantwortlichen die Daumen, dass dies in der aktuellen Saison anders wird und freue mich schon jetzt auf meinen nächsten Besuch in der niedersächsischen Stadt. Irgendwie habe ich nämlich das Gefühl, dass ich nicht zum letzten Mal dort gewesen bin :-).
Gratulation zum neuen Kontakt bei den Wölfen. Wie bereits fortwährend gewohnt von dir, ein sehr interessanter Einblick.
Gruß aus Bee!
Moin Andreas, es ist schön, auf diesem Wege von Dir zu hören! Danke Dir fürs Feedback und die Gratulation!
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Ralf