So relevant ist Dein Lieblingsclub für das Wachstum der Bundesliga

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Nachdem es in letzter Zeit relativ viel um eSports und zahlreiche Events ging, auf denen ich war, folgt heute endlich mal wieder eine Analyse. Genauer gesagt eine Untersuchung zum Wachstum der Bundesliga.

Wie Du Dir vielleicht denken kannst, kosten diese Beiträge noch ein bisschen mehr Zeit in der Vorbereitung. Diese Zeit konnte ich mir nun endlich mal wieder nehmen und schreibe deshalb heute über Marktanteile in der Bundesliga.

Anders als in vorherigen Analysen möchte ich Dich als Leser diesmal mehr ins Boot holen und meine Analyseschritte detaillierter erklären. Das ist hierbei nur ein Versuch und ich wäre Dir sehr dankbar, wenn Du mir in einem Kommentar (oder einer Mail) sagst, wie Dir das gefällt.

Das Konzept dahinter stammt wieder aus anderen Branchen. Wir beantworten somit die Frage: Wie hoch ist der Anteil einzelner Clubs am gesamten Umsatz der Bundesliga?

Es geht ums Wachstum der Bundesliga

Bei der Analyse von Geschäftsberichten können wir uns zahlreiche Fragen stellen. Mit einem strategischen Blick auf die Zahlen eines Fußballclubs frage ich vor allem immer nach dem Wachstum und der Profitabilität.

Wachstum vs. Profitabilität

Beide Dimensionen sind wichtig, zum Teil allerdings konträr. Das bedeutet: Wenn ich den Fokus auf Wachstum setze, leidet meine Profitabilität und andersherum.

In diesem Beitrag geht es ausschließlich um das Wachstum der Bundesliga. Im Umkehrschluss heißt dies, dass ein Club, der hier gut abschneidet nicht automatisch wirtschaftlich komplett solide dasteht.

Marktanteil statt Umsatzwachstum

Die Frage nach dem Wachstum eines Fußballclubs könnte man ganz einfach beantworten, indem wir uns die Umsätze der vergangenen Jahre anschauen. Ist dieser gestiegen, können wir guten Gewissens von Wachstum sprechen. Sollte dies nicht der Fall sein, ist der Fußballclub geschrumpft.

Das reicht aber nicht. Hintergrund ist der Folgende:

Das Wachstum eines Fußballclubs müssen wir immer in den übergeordneten Kontext (Wachstum der Bundesliga) einordnen. Ist ein Club um 1% gewachsen, scheint das auf den ersten Blick eine gute Leistung zu sein. Wenn die Bundesliga im selben Zeitraum allerdings um 20% gewachsen ist, ist die Ausbeute des Clubs nicht gut und die Relevanz gefallen.

Konzept Marktanteil

Schauen wir uns also einmal an, wie wir den Marktanteil berechnen können. Alle, denen sich bei dem Wort berechnen schon die Nackenhaare aufstellen, kann ich an dieser Stelle beruhigen. Das ist ganz einfach.

Der Marktanteil gibt an, welcher prozentuale Anteil des Marktes (gemessen in Umsatz) auf einen Fußballclub entfällt. Wir teilen demnach den Umsatz eines Clubs durch den Gesamtumsatz der Bundesliga. Mathematisch sieht das dann wie folgt aus.

Wachstum der Bundesliga: So berechnest Du den Marktanteil
Wachstum der Bundesliga: So berechnest Du den Marktanteil

Wir brauchen für diese Analyse also zwei Dinge.

  1. Umsatz je Bundesligist
  2. Umsatz der gesamten Bundesliga

Leider ist das jetzt nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint.

Schlechte Datenbasis

Obwohl wir nur zwei Dinge brauchen, um diese Analyse durchzuführen, haben wir einige Schwierigkeiten. Ich behandle sie nur kurz, möchte so aber Kritikern dieser Analyse etwas Wind aus dem Segeln nehmen.

Berichterstattung der Bundesligisten

Ich habe es schon häufig gesagt und wiederhole es auch in diesem Beitrag:

Die Berichterstattung einzelner Bundesligisten ist – gelinde ausgedrückt – sehr unübersichtlich.

Diese Schlussfolgerung ziehe ich daraus, dass einige Clubs gar keine Geschäftsberichte veröffentlichen. Wiederum andere tun dies im Rhythmus des Kalenderjahres und nicht in Bezug auf eine Saison.

Von den jeweiligen Zeitpunkten der Veröffentlichung fange ich gar nicht erst an zu schreiben. Deshalb bezieht sich die Analyse zum Wachstum der Bundesliga auf die Saisons 2014/15 und 2015/16.

Für alle diese Probleme habe ich Herangehensweisen gefunden. Natürlich wird das Ergebnis dadurch nicht vollkommen, aber wir kommen immerhin zu verwendbaren Zahlen. Aufgrund dieser Probleme die Analyse zu verwerfen, ist für mich keine Alternative.

Somit habe ich für nahezu jeden Fußballclub eine Umsatzgröße gefunden.

Die Daten für den Zähler (über dem Bruchstrich) haben wir somit. Damit kommen wir direkt zur zweiten wichtigen Restriktion.

Fehlende Konsistenz zu Bundesliga Report

Der Bundesliga Report, der meistens im Januar von der Deutschen Fußball Liga veröffentlicht wird, gibt viele wichtige Kennzahlen auf Ebene der Bundesliga an. Das ist natürlich ein gefundenes Fressen für mich, weshalb ich beispielsweise im Januar 2017 über die 8 Rekorde aus dem DFL Report 2017 geschrieben habe.

Für den Gesamtumsatz der Bundesliga hatte ich zwei Optionen.

  1. Ich könnte entweder die Summe aller Umsätze der Bundesligisten aufaddieren.
  2. Alternativ könnte ich die Zahl für den Gesamtumsatz der Bundesliga aus dem DFL Report nehmen.

In einer perfekten Welt würden beide Alternativen zu demselben Ergebnis führen. Das ist im vorliegenden Fall – wie so häufig bei diesen Analysen – leider nicht der Fall.

Ich habe mich für erstens entschieden, weshalb Du die Zahl für den Gesamtumsatz der Bundesliga sonst nirgendwo finden wirst.

Genug Vorgeplänkel. Hier kommen die Ergebnisse.

Umsatz der Bundesligisten

Diese Analyse bezieht sich wie bereits oben erwähnt aufgrund der Veröffentlichungspolitik der Bundesligisten auf die Saisons 2014/15 und 2015/16.

Deshalb habe ich in meine Analyse alle Fußballclubs einbezogen, die innerhalb dieser Saisons in der Bundesliga gespielt haben.

Nachfolgend findest Du die Umsätze von all diesen Fußballclubs in beiden Saisons – sofern diese veröffentlicht wurden.

Wachstum der Bundesliga: Umsatz je Club (2014/15 & 2015/16)
Wachstum der Bundesliga: Umsatz je Club (2014/15 & 2015/16)

Dabei ist noch ein Hinweis wichtig. Die Angaben für Borussia Mönchengladbach (2015 & 2016) und RB Leipzig (ausschließlich 2015 vorhanden) sind auf die Kalenderjahre und nicht die Saisons bezogen.

Besonders schade ist, dass der VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen, der VfB Stuttgart und der SC Paderborn (2014/15 noch in der Bundesliga) keine Zahlen veröffentlichen.

Fast alle Bundesligisten wachsen

Diese Auswertung zeigt, wie trügerisch die reine Umsatz-Perspektive je Bundesligist ist. Fast alle Clubs wachsen. Lediglich FC Schalke, Hamburger SV, Werder Bremen und der SC Freiburg schaffen es nicht, ihren Umsatz von einer Saison auf die nächste zu erhöhen.

Die beste Erklärung haben hierbei sicherlich die Freiburger, die in der Saison 2014/15 in die zweite Bundesliga abgestiegen sind. Die restlichen drei (Traditions-) Clubs haben es einfach trotz ihrer Erstligazugehörigkeit nicht geschafft, den Umsatz zu erhöhen.

Bereits diese einfache Perspektive zeigt, wie schwer diese Clubs es aktuell haben und, dass Tradition allein nicht reicht, um erfolgreich zu sein.

Wie bereits zu Beginn erläutert, wollen wir uns mit dieser Perspektive allerdings nicht zufrieden geben und schauen uns deshalb das Wachstum der Bundesliga und anschließend die Marktanteile genauer an.

Wachstum der Bundesliga

Ich habe bereits gesagt, dass die Zahlen, die ich für den Gesamtumsatz der Bundesliga nehme, nicht mit denen aus den DFL Reports übereinstimmt. Aussagekräftig ist diese Zahl trotzdem allemal. Hierbei geht es weniger um die absolute Höhe als um die Veränderung im Zeitverlauf.

Deshalb siehst Du hier das Wachstum der Bundesliga von der Saison 2014/15 auf die Saison 2015/16.

Wachstum der Bundesliga von 2014/15 auf 2015/16
Wachstum der Bundesliga von 2014/15 auf 2015/16

Einfach gesagt können wir festhalten, dass ein Club im Vergleichszeitraum an Marktanteil gewinnt, wenn er stärker wächst als die Bundesliga (20%). Sollte das Wachstum geringer ausfallen, verliert ein Club an Marktanteilen und somit an Relevanz für die Bundesliga.

Jetzt kommen die Details.

Marktanteile in der Bundesliga

Im Wesentlichen sieht die nun folgende Grafik ähnlich aus wie die Entwicklung der Umsätze. Ich habe jedoch RB Leipzig aus dieser Untersuchung ausgeschlossen, da ich nur die Zahlen für eine Saison vorliegen habe.

Eine Berücksichtigung nur in diesem einen Jahr würde somit zu Verzerrungen führen. Nun folgt eine Übersicht über die Marktanteile der Bundesligisten in den Saisons 2014/15 und 2015/16.

Wachstum der Bundesliga: Marktanteil je Club (2014/15 & 2015/16)
Wachstum der Bundesliga: Marktanteil je Club (2014/15 & 2015/16)

Noch deutlicher werden die Verhältnisse in der nun folgenden Grafik. Darin siehst Du das absolute Umsatzwachstum (linke Achse). Zusätzlich habe ich noch die Veränderung des Marktanteils in Prozentpunkten (rechte Achse) eingezeichnet.

Wachstum der Bundesliga: Veränderung von 2014/15 auf 2015/16 je Club
Wachstum der Bundesliga: Veränderung von 2014/15 auf 2015/16 je Club

Verluste bei HSV, Werder und S04 noch größer

Der FC Bayern ist in Punkto Umsatz genau wie im sportlichen Sinne Rekordmeister der Bundesliga. Bezogen auf alle vorhandenen Umsatzdaten machen die Münchener ein Viertel des Gesamtumsatzes der Bundesliga aus.

Diesen Anteil blieb von der Saison 2014/15 auf 2015/16 konstant. Das können leider nicht alle Clubs von sich behaupten.

Diese Perspektive macht auf den ersten Blick sofort deutlich, dass der sinkende Umsatz bei den drei Traditionsclubs aus Hamburg, Bremen und Gelsenkirchen nicht nur ärgerlich, sondern richtig schlimm ist.

Alle drei Clubs haben massiv an Marktanteilen verloren. Der SC Freiburg hat sogar die Hälfte seiner umsatzseitigen Relevanz in Bezug auf das Wachstum der Bundesliga eingebüßt. Genau aus diesem Grund haben die Fußballclubs so viel Angst vor einem Abstieg.

Größte Marktanteilsgewinner

Marktanteile verschwinden nicht einfach. Sie sind woanders. Der größte Gewinner dieser Betrachtung ist zweifelsfrei Darmstadt 98.

Der ersten Grafik können wir entnehmen, dass die Lilien ihren Umsatz mehr als verdreifachen konnten (+208 %). Der Marktanteil stieg dadurch um gut 150%. Ursächlich für diesen massiven Zuwachs ist der Aufstieg in die erste Bundesliga – somit genau das gegenteilige Ereignis als beim SC Freiburg.

Auch der FC Ingolstadt konnte aufgrund des Aufstiegs einen massiven Zuwachs des Marktanteils (+ 70%) genießen.

Um den Marktanteil massiv zu erhöhen, muss man aber nicht zwingend aufsteigen. Auch die TSG Hoffenheim und der FC Augsburg schafften es trotz längerer Erstligazugehörigkeit ihren Umsatz und somit Marktanteil stark auszubauen.

Die Augsburger erhöhten ihren Marktanteil um 35% und die Sinsheimer sogar um knapp 50%. Auch dieser Erhöhung hat bestimmte Gründe, die relativ einfach zu erklären sind: Sportlicher Erfolg.

Auch wenn beide Clubs im Analysezeitraum nicht deutscher Meister geworden sind, haben sie sich für die internationalen Wettbewerbe qualifiziert. Dies ist sicher der Haupttreiber für die positive Entwicklung.

Besonders beeindruckend finde ich, dass auch Borussia Dortmund trotz des bereits sehr hohen Umsatzes bzw. Marktanteils beide Dimensionen erhöhen kann. Der Zuwachs im Marktanteil beträgt ca. 16%

Fazit zum Wachstum der Bundesliga

Die Bundesliga ist ein hoch attraktiver Markt. Kaum eine andere Branche wächst so schnell wie der deutsche Profifußball. Das Wachstum der Bundesliga kommt in Summe natürlich von den einzelnen Clubs.

Diese haben aber jeweils ein unterschiedliches Gewicht und entwickeln sich nicht alle gleich.

Große Gewinner sind die Aufsteiger des Beobachtungszeitraums (Ingolstadt & Darmstadt) sowie der FC Augsburg, TSG Hoffenheim und Borussia Dortmund.

Die größten Verlierer sind neben dem damaligen Absteiger aus Freiburg die Traditionsclubs aus Hamburg, Bremen und Gelsenkirchen.

Diese Analyse ist natürlich bei längeren Zeiträumen noch interessanter. Die Daten dafür sind allerdings noch schwieriger zu bekommen. Ich baue mir nach und nach eine Datenbank mit diesen Ergebnissen auf und kann zukünftig auch größere Analysen erstellen.

Fürs erste soll dieser Blick genügen. Natürlich sollten wir uns hierbei dessen bewusst sein, dass der gewählte Zeitraum einige Ableitungen automatisch mit sich bringt. Absteiger werden immer zu den Verlierern und Aufsteiger immer zu den Gewinnern gehören.


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2 thoughts on “So relevant ist Dein Lieblingsclub für das Wachstum der Bundesliga

  • 21. Januar 2018 at 9:34
    Permalink

    Hallo Ralf,
    Du hast vollkommen recht dass nicht alle Klubs ihre Geschäftszahlen veröffentlichen (müssen). Während Kapitalgesellschaften der Publizitätspflicht unterliegen, müssen eingetragene Vereine ihre Geschäftszahlen nicht veröffentlichen. Die beiden Werksklubs VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen müssen ebenfalls nicht veröffentlichen, da hier ein Ergebnisabführungsvertrag besteht und somit nur die Gewinne/Verluste über den jeweiligen Konzern-Jahresabschluss der Volkswagen AG bzw. Bayer AG abgewickelt werden.
    Ein kleiner Tipp zur Datengrundlage:
    Das Statistik-Portal „Statista“ veröffentlicht jährlich die Umsatzzahlen der Klubs in der Bundesliga. Hier kann man die Daten abrufen (ggfs. auch kostenpflichtig). Ich weiß zwar nicht wie das Portal an die Daten kommt, es scheint mir aber seriös zu sein. Somit könnte deine Analyse noch etwas repräsentativer werden.
    Grüße Sebastian

    Reply
    • 21. Januar 2018 at 9:57
      Permalink

      Guten Morgen Sebastian,

      vielen Dank für Dein Feedback, die Ergänzungen und den Tipp. Ich werde dort mal nachschauen.

      Liebe Grüße und einen schönen Sonntag
      Ralf

      Reply

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