10 gewagte Aussagen vom 11 Freunde Talk zu Visionen im Fußball

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Letzte Woche war ich bei einem Fußball-Talk, der vom Magazin 11 Freunde in Hamburg organisiert wurde. Die Abendveranstaltung fand unter dem Titel Fußball-Visionen: Wie sieht´s in 10 Jahren aus? statt. Das Magazin steht dabei für eine große Fan-Nähe und positioniert sich skeptisch gegenüber der Kommerzialisierung

Um dessen Auswirkung auf den Fußball zu diskutieren, wurden vier namhafte Gäste eingeladen. Diese stelle ich Dir gleich zu Beginn des Beitrags ausführlicher vor. Ich möchte nur vorwegnehmen, dass der Abend wirklich sehr spannend war und es mir eine große Freude ist, die 10 gewagtesten Aussagen für Dich wiederzugeben.

Diskussionsteilnehmer beim 11 Freunde Talk

Die Veranstaltung fand in Hamburg (konkret im Kampnagel) statt. Der Eintritt war frei und das obwohl prominente Diskussionsteilnehmer von 11 Freunde eingeladen wurden.

  • Dietmar Beiersdorfer: Der frühere Fußballprofi war unter anderem eine Zeit lang Vorstandsvorsitzender des Hamburger SV
  • Katja Kraus: Sie war ebenfalls Profispielerin, HSV-Vorständin (Marketing) und ist aktuell geschäftsführende Gesellschafterin bei Jung von Matt/SPORTS
  • Marco Bode: Der ehemalige Fußballprofi ist aktuell Vorsitzender des Aufsichtsrates bei Werder Bremen
  • Olaf Meinking: Der Anwalt ist der einzige Nicht-Fußballprofi in der Runde und vertritt beziehungsweise berät unter anderem Thomas Tuchel

Die Veranstaltung wurde von Tim Jürgens vom 11 Freunde Magazin moderiert.

Kommerzialisierung im Fußball

Bevor es inhaltlich ans Eingemachte ging, wurde ganz kurz allgemein über die Kommerzialisierung im Fußball gesprochen. Das 11 Freunde Magazin positionierte sich klar gegen die kommerziellen Entwicklungen und sieht sein sich selbst gesetztes Ziel als gescheitert an. Demnach wollte das Magazin dafür sorgen, dass die Fans immer im Mittelpunkt des Fußballs stehen.

Anschließend wurden die ehemaligen Fußballprofis in der Runde befragt, wann sie sich das erste Mal mit der Kommerzialisierung auseinandergesetzt haben. Alle haben entgegnet, dass sie früher einfach nur Fußball spielen wollten. Damals war es laut allen Beteiligten wesentlich einfacher, sich darauf zu konzentrieren.

Katja merkte unter anderem an, dass es gerade als Frau noch um einiges leichter war, sich auf den Sport zu konzentrieren, da Frauenfußball nicht ganz so bekannt sei. Klingt logisch. Umso einfacher war es, sich auf das Spiel mit den Freund(inn)en zu konzentrieren.

1. Menschen wollen Illusionen

Dann kam Olaf das erste Mal zu Wort. Er stellte sich selbst die durchaus philosophische Frage, warum Menschen überhaupt zum Fußball gehen. Ich beantworte mir die Frage immer damit, dass wir unterhalten werden wollen. Genau deshalb steht der Fußball auch so stark in Konkurrenz zu Netflix und YouTube, die genau auf dieses Bedürfnis einzahlen. Olaf formulierte es wie folgt:

„Menschen gehen zum Fußball, weil sie sich Illusionen hingeben wollen – genau wie bei der Musik.“

Hier wird nun deutlich, dass Olaf nicht nur Sportler und Trainer, sondern Künstler jeglicher Art vertritt. Einige Sätze später wurde diese Aussage noch etwas konkretisiert. Demnach ginge es Fans darum, Teil von etwas Großem zu sein.

Anders sei es nicht zu erklären, dass Geld dafür gezahlt wird, den ganzen Tag unterwegs zu sein. Im schlimmsten Fall bei schlechtem Wetter ein unterirdisches Spiel zu sehen und sich trotzdem nächste Woche wieder aufzuraffen.

Ich finde diese Umschreibung ziemlich treffend, auch wenn ich in diesem Zusammenhang wohl eher nicht das Wort Illusion verwendet hätte.

2. Spieler sind auch nur Menschen

Im Beratungsslang könnte man behaupten, dass diese Aussage von Dietmar ein sogenannter No Brainer ist. Mit dem Ausdruck werden Dinge umschrieben, die eigentlich glasklar sind und eine Erwähnung demnach unnötig erscheint.

Trotzdem ist es so wichtig, sich diese Tatsache immer wieder vor Augen zu führen. In einigen Städten, bei einigen Clubs werden die Spieler regelrecht vergöttert. Ob das aufgrund ihrer Leistung angebracht ist oder nicht, sei dahingestellt.

Stellen wir uns nur einmal folgendes Szenario vor: Unser Lieblingsclub verpflichtet einen neuen Hoffnungsträger und dieser funktioniert nicht sofort. Es gibt Abstimmungsprobleme und er kann seine Leistung nicht direkt nach der Verpflichtung abrufen.

Als Fans sind wir unter Umständen frustriert und in den Medien wird der Transfer als Fehleinkauf abgetan, aber ist das wirklich so?

Nun stellen wir uns einmal vor, dass wir in ein komplett neues Umfeld kommen. Sei das ein neuer Job, eine fremde Stadt, ein neues Studium oder einfach nur eine Gruppe Unbekannter bei einer Party.

In so einer Situation sind wir häufig auch nicht sofort wir selbst. Wir müssen uns an diese Umgebung erstmal gewöhnen. Genauso ist es bei Fußballprofis auch.

Heutzutage kommt noch eine Schwierigkeit dazu: Die zunehmende Häufigkeit von Spielerwechseln.

Ich habe keine Analyse angefertigt, aber es wurde die These geäußert, dass Spieler heutzutage häufiger den Club wechseln als früher. Dementsprechend müssen sie sich immer wieder neu eingewöhnen und können weniger lange frei aufspielen.

Ich fand diese These logisch.

3. Auswahl von Angeboten

Anschließend wurde Olaf gefragt, wie er – beziehungsweise seine Klienten – Angebote verschiedener Vereine bewerten. Er hat in etwa die Antwort gegeben, die ich erwartet habe und dieser dann noch einen etwas philosophischen Touch verpasst:

„Die ersten Fragen bei Angeboten für Trainer ist immer der Club an sich, die Spieler und die Stadt. Die Frage nach der Moral ist die schwierigste überhaupt und immer individuell.“

Im zweiten Teil der Antwort geht es natürlich um eine Abwägung zwischen Moral und Geld. Dabei kann jeder eine andere Meinung von Paris Saint-Germain haben. Wichtig ist aber, wie sich der einzelne Trainer beziehungsweise Manager am Ende entscheidet.

Und diese Entscheidung können die besagten Personen nur alleine – natürlich mit einer guten Beratung – treffen.

Dabei war es für mich aber auch sehr nachvollziehbar, dass Trainer die besten Spieler trainieren wollen. Sie haben genau denselben Ehrgeiz wie die Spieler, die sich immer mit den Besten messen wollen. Genau das macht den Gedanken des Sports ja auch aus.

4. Wettbewerbsgedanken bei Spielern

Genau diesen Punkt hat Dietmar nochmal hervorgehoben. Er unterstrich die Wichtigkeit des inneren Antriebs. Demnach wollen sich die Spieler natürlich mit den besten der Welt messen. Mit diesem Wettbewerbsgedanken sind sie aufgewachsen.

Hätten sie ihn nicht bis ins Mark verinnerlicht, wären sie mit Sicherheit nicht Profi geworden. Dafür ist der Weg zum Fußballprofi zu steinig.

5. Früher war nicht alles besser

Du hast von Deinen Lehrern, Eltern, Dozenten, Geschwistern oder älteren Bekannten sicher schon einmal gehört, dass früher alles besser war.

Marco sprach sich jedoch aktiv dagegen aus. Natürlich schreite die Kommerzialisierung voran. Er sieht aber auch positive Seiten an den aktuellen Entwicklungen. Er sagte:

„Der Fußball ist bunter geworden und Identifikation spielt nach wie vor eine große Rolle. Außerdem ist der gespielte Fußball viel schöner geworden.“

Beim Fußball-Talk von 11 Freunde konnte ich mich kurz mit Marco Bode austauschen
Beim Fußball-Talk von 11 Freunde konnte ich mich kurz mit Marco Bode austauschen

Katja erzählte hierzu eine unterhaltsame Anekdote: In einigen Clubs wird die Mannschaft bei ausbleibendem sportlichen Erfolg von ehemaligen Ikonen kritisiert. Natürlich nehmen die Spieler sich diese Kritik unter Umständen zu Herzen. Trotzdem haben sie sich dann die Spiele dieser besagten Legenden noch einmal angeschaut und festgestellt, dass diese alles andere als besseren Fußball gespielt haben.

Heutzutage reicht es aber nicht, nur besser zu spielen als die eigene Club-Vergangenheit. Ein jeder Club muss besser spielen als die Konkurrenten in der Liga – oder anderen Wettbewerben. Das Phänomen des Rattenrennens lässt grüßen.

6. Ablösesummen beim Talk von 11 Freunde

Wenn es um Visionen im Fußball geht, muss natürlich über die Ablösesummen der vergangenen Saison gesprochen werden. Während die vier Diskussionsteilnehmer häufig einer Meinung waren, kam es hier zu unterschiedlichen Aussagen.

Diskutiert wurde dabei selbstverständlich vor allem über Neymars Wechsel vom FC Barcelona zu PSG. Zur Erinnerung: Es geht um eine reine Ablösesumme in Höhe von 222 Millionen Euro.

Dietmar hätte sich selbst diese Entwicklungen nicht herbeigewünscht, kann aber verstehen, dass für den brasilianischen Superstar so viel Geld gezahlt wird. Er findet es nur beunruhigend, wenn auch mittelmäßige Spieler für 60 bis 80 Millionen Euro Ablösesumme den Club wechseln. Und das hat er im letzten Jahr mehrfach gesehen.

Katja ist dabei ganz anderer Meinung.

„Ich finde die Höhe der Ablösesummen obszön, nehme aber auf Fan-Seite keine Empörung wahr.“

Das ist meiner Meinung nach echt ein guter Punkt. Alle redeten über den Transfer. Sie hätte sich von Fan-Seite aber mehr (kritische) Wortmeldungen gewünscht. Den Wechsel für gut zu befinden und den Transfer zu verurteilen passe demnach nicht zusammen.

7. 50+1 beim 11 Freunde Talk

Das nächste Thema, was natürlich bei dem von 11 Freunde organisierten Talk nicht fehlen darf, ist die Diskussion zur 50+1 Regel. Diese habe ich vor zwei Wochen an dieser Stelle ausführlich vorweggenommen.

Dabei wollte sich zu Beginn der Diskussion – mit Ausnahme von Olaf – niemand festlegen, ob und wie die 50+1 Regel fällt beziehungsweise wann das passieren könnte. Olaf hingegen sprach aus rechtlicher Sicht von einer schwierig zu haltenden Regel, da sie gegen EU-Recht verstoße.

Marco abstrahierte die Frage nach der Zukunft von 50+1 auf eine andere Ebene und sagte:

„Um 50+1 geht es nicht. Wir brauchen einen ausgleichenden Mechanismus. Das Financial Fairplay geht in die richtige Richtung, funktioniert aber noch nicht.“

Dementsprechend zeigte er sich mit den aktuell vorhandenen Regelungen nicht wirklich zufrieden, unterstrich deren Wichtigkeit aber nochmal mit einem Beispiel.

„Als ich 2002 bei Werder Bremen aufgehört habe war das Verhältnis im Umsatz (und Gehaltsetat) zum FC Bayern München circa 2,5. [Das bedeutet, dass der Rekordmeister damals zweieinhalb-Mal so viel Umsatz erwirtschaftete, wie der Club von der Weser.] Heute liegt das Verhältnis bei 5-7.“

Ich spreche in diesem Zusammenhang immer von der sich immer weiter öffnenden Schere zischen arm und reich im Fußball.

Zum Ende der Diskussion über die mit Sicherheit umstrittenste Regel im deutschen Profifußball legte Dietmar sich dann allerdings doch noch fest und merkte an:

„Ich kann mir vorstellen, dass die Regel irgendwann kippt, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.“

Genau dieses Argument habe ich beispielsweise in meinem Beitrag von vor zwei Wochen ebenfalls herausgearbeitet.

8. Investoren beim 11 Freunde Talk

Wenn über die 50+1 Regel schon gesprochen wurde, ist die Diskussion um Investoren nicht weit. Vergeblich versuchte der Moderator exklusive Einblicke in das Verhältnis von Dietmar aus seiner Zeit beim HSV zu dessen Mäzen Klaus-Michael Kühne zu erhalten.

Dietmar reagierte sehr diplomatisch und merkte an, dass er nicht viel Schlechtes sagen könnte.

Marco griff den Ball zur Diskussion dann allerdings noch einmal auf. Zunächst beruhigte er die Fans von Werder Bremen, indem er anmerkte, dass der Club von der Weser kurzfristig nicht plane, Anteile zu verkaufen.

Anschließend brachte er meiner Meinung nach ein Argument, dass die Position von Investoren stützen könnte, sie aber noch um eine weitere Gefahr anreichert, die ich mir noch nie so vor Augen geführt habe.

„In England funktioniert es mit Investoren ja auch. Zumindest in den oberen Ligen. Gefährlich wird es, wenn Amateurvereine zu Spekulationsobjekten werden!“

Ich nehme aus diesem Statement auf jeden Fall mit, dass wir die Diskussion um Investoren in der Bundesliga nicht immer nur in Bezug auf den Profifußball führen dürfen.

9. Fußball als Ass des linearen Fernsehens

Gegen Ende des 11 Freunde Talks ging es auch um zukünftige Zielgruppen. Olaf kommentierte das sich ändernde Nutzungsverhalten in Bezug auf die Medien damit, dass Fußball das letzte Highlight des linearen Fernsehens ist.

Unter linearem Fernsehen versteht man hierbei den direkten Konsum eines von einem Fernsehsender gesendeten Programms ohne Zeitverzögerung. Das bedeutet, dass YouTube, Netflix, DAZN & Co keine Formate des linearen Fernsehens darstellen.

Die Frage, die direkt nach dem Kommentar von Olaf unter den Zuschauern diskutiert wurde, lautete: Wie lange ist das noch so?

Das ist aus heutiger Perspektive sicherlich schwierig zu beantworten, doch die Zuschauer waren nicht die einzigen, die diesen Fakt keinesfalls als für immer und ewig bestehend angenommen haben.

Katja merkte nämlich an:

„Bei allen Menschen ändert sich der Umgang mit Loyalität und darauf müssen sich die Fußballclubs einstellen.“

Ich hoffe, dass dieser Appell an alle Fußballclubs gehört wird. Wir haben allerdings ja schon häufiger festgestellt, dass es gar nicht so einfach ist, den Status Quo über den Haufen zu schmeißen und etwas Neues zu wagen.

10. Spieler sind keine Marken

Katja saß wie oben erwähnt nicht nur als ehemalige Fußballspielerin auf dem Podium. Durch ihre geschäftsführende Tätigkeit bei Jung von Matt/SPORTS erhält sie viele Einblicke ins Sportmarketing.

Diese Aussage wurde zwar nicht zum Ende der Diskussion getroffen, ich möchte ihr aber widersprechen. Genau deshalb habe ich sie mir bis zum Schluss aufgehoben. Katja sagte:

„Ich würde Profisportlern dringend davon abraten, sich selbst als Marke zu verstehen. Als Berater müssen wir ihnen auch sagen, dass das nicht zu ihnen passt.“

Ehrlich gesagt bin ich der Meinung, dass Profisportler sehr wohl Marken sein können. Nehmen wir beispielsweise Cristiano Ronaldo. Selbst der Kommentator beim atemberaubenden Spiel zwischen Portugal und Spanien hat teilweise nicht seinen Namen, sondern CR7 gesagt.

Der fünfmalige Weltfußballer hat es demnach geschafft, eine Marke zu etablieren.

Zahlreiche Studien zeigen zudem, dass gerade die jüngere Zielgruppe sich sehr für einzelne Personen interessiert. Die sind dann kein Fan von einer Mannschaft, sondern von der Mannschaft, in der ihr Lieblingsspieler spielt.

Die Bezeichnung als Marke ist in diesem Kontext sicherlich anders zu verstehen als bei einer Modemarke. Trotzdem schaffen es Spieler nur über Emotionen Fans beziehungsweise Kunden von einem Produkt zu überzeugen und dieses zu differenzieren. Und genau das trifft auch auf gute Marken zu..

Fazit zum 11 Freunde Talk

Ich bin ein großer Fan von Veranstaltungen wie diesen und freue mich, dass sie regelmäßig in meiner Umgebung stattfinden und ich immer von irgendjemandem darauf aufmerksam gemacht werde, wenn ich es nicht selbst mitbekomme :-).

Wie Du bereits gesehen hast, wurde in 90 Minuten (wie lang sollte die Veranstaltung auch sonst dauern?) über sehr viele Themen diskutiert. Das ist einerseits sehr spannend. Andererseits geht diese Breite an Themen etwas zu Lasten der Tiefe. Ab und zu war ich leicht enttäuscht als der Moderator eine Diskussion zu einem neuen Thema lenkte, weil es gerade wirklich spannend wurde.

Hinzu kommt, dass meiner Meinung nach zu wenig über die Zukunft gesprochen wird. Und das hat der Titel ja nun mal suggeriert. Hierbei hätte ich mir mehr zukunftsgerichtete Fragen gewünscht.

Das ist lediglich als konstruktiver Tipp und gar nicht als große Kritik zu verstehen. Ich wäre auch zur Veranstaltung gekommen, wenn von vornherein klar gewesen wäre, über welche Themen diskutiert wird.

Auf der einen Seite mache ich es gerne, weil ich immer neue Gedankenanstöße mitnehme. Auf der anderen Seite ist es schön einige Kontakte in diesem Rahmen zu treffen und die bekannten Diskussionsteilnehmer einmal live zu erleben.

Ich würde mich freuen, Dich bald auch auf einer dieser Veranstaltungen begrüßen zu können!

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4 thoughts on “10 gewagte Aussagen vom 11 Freunde Talk zu Visionen im Fußball

  • 20. Juni 2018 at 12:49
    Permalink

    Hallo Herr Leister,

    ich finde es toll, wie Sie sich immer wieder die Zeit nehmen, diese Art von Veranstaltungen zu besuchen und hierüber im Nachgang wirklich substanziell zu berichten. Dieses Engagement ist wirklich klasse! Das hat unter anderem den positiven Nebeneffekt, dass man bei eigenen knappen Zeitressourcen diese Veranstaltungen nicht besuchen muss und dennoch etwas mitbekommt …. ;). Sicher ist die Informationsdichte nicht mit einer Live-Teilnahme zu vergleichen, aber man bekommt eben doch einen gewissen Teil der Argumente mit. Sehr gut so!

    Inhaltlich halte ich es mit dem Profi-Fußball allerdings seit geraumer Zeit wie folgt:

    Die aktuelle WM verfolge ich aus diversen Gründen (Kommerzialisierung, WM-Vergabe, Zustände bei der FIFA, Art und Weise des Baus von Stadienkomplexen – Stichwort spätere Nutzung?, etc.) kaum bis gar nicht mehr. Bisher habe ich mir nur das echt grauenhafte Spiel unserer „Helden“ angeschaut. Und ehrlich gesagt: es fehlt mir irgendwie gar nichts, denn ich habe mittlerweile Zeit für viele andere Dinge, die mir sehr viel sinnvoller erscheinen und bei denen ich nicht von Verbänden und Vereinen in kommerzielle Abhängigkeiten gepresst werden soll.

    Denn als eigentlicher Fan des Fußball habe ich mittlerweile keine Lust mehr auf …

    – mega langweilige Meisterschaften aufgrund fehlgeleiteter Geldpolitik, aber
    – den „spannendsten Abstiegskampf aller Zeiten“
    – Salami-Spieltage für noch höhere TV-Erlöse,
    – Mehrfach-Abos für alle Spiele, alle Tore,
    – Transfer-Wahnsinn,
    – schlechte Umsetzung des Video-Beweises,
    – Logo-küssende, beratergesteuerte „Identifikationsfiguren“
    – usw.

    Klar höre ich auch immer wieder, dass es doch nichts bringt, als Einzelner dem Profi-Fußball mehr oder weniger den Rücken zu kehren. Hier halte ich es aber eher frei nach dem Motto des Buchtitels von Hannes Jaenicke: „Wer der Herde folgt, sieht nur Ärsche …!“ Soll heißen: Nur die Fans können in ihrer Gesamtheit ihre schon heute recht große Unbedeutsamkeit gemeinsam verändern. Denn wo keine Konsumenten sind, wird auch den oben beschriebenen Zuständen Einhalt geboten.

    Im Übrigen bekomme ich seit Monaten zunehmendes feedback von jahrzehntelangen Fußball Fans, die sich mittlerweile ebenfalls abwenden (z.B. Kündigung von Fußball-TV-Abos), da es einfach „too much“ ist und das Rad seit geraumer Zeit überdreht wird.

    In diesem Sinne, YNWA

    Holger Schmitz

    Reply
    • 20. Juni 2018 at 15:30
      Permalink

      Lieber Herr Dr. Schmitz,

      vielen Dank für Ihre ausführliche Einschätzung. Ich schaue die meisten Spiele ebenfalls nur nebenbei. Die beiden einzigen Male, dass ich mir richtig Zeit genommen habe, war beim Spiel von Spanien gegen Portugal sowie dem von Ihnen erwähnte Spiel „unserer Helden“.

      Auch ich beobachte bei einigen Bekannten diese fehlende Lust auf die WM, wobei der Großteil dennoch brennt. Ich bin gespannt, wie sich dieser Trend im Turnierverlauf sowie der Zukunft entwickelt.

      Liebe Grüße aus Hamburg
      Ralf Leister

      Reply
  • 20. Juni 2018 at 16:08
    Permalink

    Grundsätzlich ist es jedem Verein überlassen,
    welche Summe er für einen Spieler zahlen möchte bzw.
    wie viel ein Investor für sein Hobby ausgibt.

    Bedenklich wir die ganze Sache, wenn hier Millionen verdummt werden
    Und auf der anderen Seite Flüchtlinge im Meer „verrecken“ weil kein Land Sie will wegen den Kosten.
    Oder irgendwo auf der Welt Kinder verhungern weil Sie NICHTS haben und wir hier in Europa
    Für einen Neymar 220 Millionen bezahlen.

    Wie können wir das rechtfertigen?
    Ist das nicht moralisch verwerflich?

    Währe Neymar nicht auch für 200 Millionen bezahlt gewesen???
    Da hätten man mit den übrigen 20 Millionen was soziales machen können.

    Ist das Blauäugig?

    Ich weis es nicht!!!

    Gruß

    Reply
    • 24. Juni 2018 at 6:07
      Permalink

      Guten Morgen Marco, Danke Dir für Deinen kritischen Kommentar. Ich habe lange darüber nachgedacht, was ich antworten könnte.

      Weißt Du was? Du hast meiner Meinung nach Recht. Dieser Vergleich zeigt einmal mehr, dass das Geld eben da investiert wird, wo es sich möglicherweise „finanziell rentiert“ und nicht dort, wo es nötig ist. Das finde ich auch nicht gut.

      Doch auch der Fußball kann etwas Gutes für die Welt tun. Genau deshalb befürworte ich Initiativen wie „Common Goal“ bei der Spieler einen gewissen Teil Ihres Gehaltes spenden. Ich nehme mir mit, dass ich als Blog diese Initiativen dabei unterstützen möchte noch mehr Aufmerksamkeit zu bekommen.

      Nochmal: Danke!

      Liebe Grüße
      Ralf

      Reply

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