5 Hindernisse für die Digitalisierung im Fußball

5 Hindernisse für die Digitalisierung im Fußball

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Immer wieder werde ich von Lesern meiner letzten Beiträge zur Digitalisierung im Fußball gefragt, warum die Clubs nicht konsequent in die Digitalisierung investieren.

Da diese Frage nicht einfach zu beantworten ist und Unternehmen vieler Branchen sich dieser Kritik stellen müssen, möchte ich mich der Frage heute annehmen.

1. Kurzfristige Zielsetzung

Eine grundlegende Problematik der Wirtschaft, die viel mehr beeinflusst, als ich vor wenigen Jahren noch gedacht hätte, ist die Incentivierung. Dabei geht es um das Schaffen von Anreizen bei Verantwortlichen, um bestimmtes Verhalten zu begünstigen.

Anreize in der Wirtschaft

Das ist erforderlich, da Geschäftsführer und Vorstände, aber auch Politiker dazu neigen immer nur innerhalb ihrer laufenden Verträge (Amtszeiten) zu denken. Dieser Satz klingt dabei sicherlich vorwurfsvoll. Das Verhalten ist allerdings absolut menschlich.

Genau aus diesem Grund benötigen wir Anreize, die uns diese Denkmuster durchbrechen lassen. Bei Wirtschaftsbossen geht es hierbei in der Regel um variable Komponenten ihrer Vergütung. Diese werden nach einer bestimmten Anzahl von Jahren ausgeschüttet.

In der freien Wirtschaft und insbesondere bei börsennotierten Unternehmen funktioniert die Incentivierung durchaus gut. Dabei bekommen die Manager bestimmte Aktienpakete, wodurch ihre Interessen mit denen der Aktionäre gleichgestellt werden.

In Kombination mit bestimmten Haltefristen, innerhalb derer die Manager ihre Aktienpakete nicht veräußern dürfen, ergibt sich eine langfristige Incentivierung. Die Manager handeln demnach so, dass sich der langfristige Wert ihres Aktienpakets maximiert.

Kurzfristiges Handeln, um den Aktienkurs zum Ende des Geschäftsjahres nicht nachhaltig zu erhöhen, ist somit kontraproduktiv.

Leider ist der Fußball in diesem Bereich – auch aufgrund der Rechtsform sowie der Besitzverhältnisse – noch nicht so weit.

Incentivierungen greifen höchstens auf die aktuelle Saison. Und damit kommen wir zu einem weiteren grundlegenden Problem, was wir an dieser Stelle bereits schon mal angerissen haben.

Saison-Denken oder auch Rattenrennen

Wie wir bereits im letzten Jahr schon diskutiert haben, können wir den Wettbewerb im Fußball mit einem Rattenrennen vergleichen. Hier geht´s zu Verhungernde Ratten & Wettbewerb im Fußball.

Kurz zusammengefasst geht es um die Problematik, dass die Fußballclubs vor Saisonbeginn nicht wissen, wie sie oder die anderen Clubs am Ende abschneiden werden. Hinzu kommt die Organisationsform der Bundesliga, die dazu führt, dass jedes Jahr aufs Neue abgerechnet wird.

Diese Umstände führen zu verstärktem Investitionsdruck, da kein Club zum Ende der Saison seine Ziele (Meisterschaft, Qualifikation für Europa oder Klassenerhalt) verfehlen möchte.

Anders als in den klassischen Märkten kann ein schlechtes Jahr in den zwölf Folgemonaten nicht einfach wieder ausgeglichen werden. Gegebenenfalls spielt besagter Club dann sprichwörtlich in einer anderen Liga.

Dadurch wird eine Abwärtsspirale aus Schuldenaufbau und Verlustanhäufungen ausgelöst, die nur dem Ziel dient, die kurzfristigen sportlichen Ziele zu erreichen,

Über die aktuelle oder gar die kommende Saison hinaus zu denken gehört nicht zum Tagesgeschäft im Fußball. Auf diese Art und Weise wird die Digitalisierung im Fußball zunehmend schwieriger.

Sehr gerne stelle ich hierzu folgenden Vergleich an, der leider häufiger passt, als mir lieb ist:

„Ein Mann geht im Wald spazieren. Nach einer Weile sieht er einen Holzfäller, der intensiv und sehr angestrengt versucht einen Baumstamm zu fällen. Er stöhnt und schwitzt und hat offensichtlich viel Mühe mit seiner Arbeit.

Der Spaziergänger tritt etwas näher heran, erkennt schnell die Ursache und sagt zum Holzfäller: „Guten Tag. Ich sehe, dass Sie sich Ihre Arbeit unnötig schwer machen. Ihre Axt ist stumpf – warum schärfen Sie sie nicht?“

Der Holzfäller schaut nicht einmal hoch, sondern zischt nur durch die Zähne: „Ich habe keine Zeit, die Axt zu schärfen. Ich muss Bäume fällen!“

Auf eine Interpretation der Geschichte verzichte ich an dieser Stelle :-).

Selbst wenn die Clubs die Wichtigkeit der Digitalisierung im Fußball erkennen würden, müssten sie noch zahlreiche weitere Hürden überwinden.

2. Vorhandene Infrastruktur

Nehmen wir einfach mal an, die Clubs würden das kurzfristige Saison-Denken überwinden, um die Digitalisierung im Fußball voranzutreiben. Ein Grund, der Bauchschmerzen oder Kopfzerbrechen auslösen kann, ist die bestehende Infrastruktur.

eTicket – einfacher gesagt als getan

Hierbei ist vor allem der technologische Status Quo gemeint. Zur Verdeutlichung ein kurzes Beispiel in Zusammenspiel mit dem Beitrag aus der letzten Woche. Darin habe ich bemängelt, wie kompliziert es teilweise ist, ein Ticket mobil (per Smartphone und App) zu bestellen.

Außerdem habe ich mir gewünscht, dass ich ein eTicket – wie mittlerweile fast überall Standard – bekomme. So würden sich Wartezeiten auf das Ticket verkürzen, Versandgebühren und die Gefahr, dass ich mein Ticket vergesse, wegfallen.

Um dies zu ermöglichen, muss der Prozess für den Ticketkauf angepasst werden. Neuentwicklungen müssen hierbei perfekt in die bestehenden Prozesse integriert werden, da es sonst zu Komplikationen kommt.

In vielen Fällen müssten die Einlasskontrollen am Stadion ausgewechselt werden. Die Terminals, die derzeit den Strichcode meiner Eintrittskarte scannen, müssten dann in Zukunft auch QR-Code fähig sein.

Man muss kein großer Experte sein, um festzustellen, dass diese Anpassungen unter Umständen einiges an Geld kosten werden. Die Digitalisierung im Fußball wird bestimmt nicht günstig.

Die in diesem Zusammenhang anfallenden Kosten können als eine Art Transformationsaufwand gesehen werden. Darunter fallen alle Kosten, die den Fußball in die digitale Welt bringen bzw. transformieren sollen.

Das führt uns direkt zum nächsten Grund.

3. Fehlende Investitionsmittel

Unternehmen agieren in der Regel mit bestimmten Budgets, die für ausgewählte Aufgaben bereit gestellt werden. So gibt es beispielsweise nahezu in allen Unternehmen ein Marketing-Budget. Aus diesem Topf können sich die Verantwortlichen für das Marketing bedienen.

Ob sie nun Facebook-Kampagnen starten, die Stadt mit Plakaten zukleben oder Kataloge an ihre Mitglieder versenden, bleibt ihnen überlassen.

Von einem Digitalisierungs-Budget habe ich jedoch bisher in den wenigsten Fällen gehört. Erste Clubs versuchen sich diese zusätzlichen Geldmittel zu beschaffen.

Hertha BSC hat bereits zum zweiten Mal über eine Crowdsourcing-Plattform von vielen Geldgebern kleine Summen eingenommen, um sie in die Zukunft zu investieren.

Im ersten Anlauf 2016 nahm der Hauptstadt-Club 1 Mio. € von seinen Fans an. In der zweiten Finanzierungsrunde, die am 07.05.2017 gestartet wurde, sollten weitere 1,5 Mio. € eingenommen werden. Binnen weniger Minuten wurde auch diese Finanzierung erfolgreich abgeschlossen.

Neben der Verzinsung von 4% p.a. bei einer Laufzeit von drei Jahren können die Fans vor allem ihre Identifikation mit dem Verein ausleben.

Als Ziel schreibt die Hertha die Digitalisierung des Fußballs aus, die in der Club-Strategie fest verankert ist. Das aktuelle Investment soll hierbei vor allem in die Nachwuchsarbeit fließen. Hier geht´s zu den Details.

4. Falsche Absichten

Immer wieder bekomme ich in Diskussionen mit, wie gefragt wird, was genau die Digitalisierung im Fußball an Mehreinnahmen bzw. –gewinnen bringt. Meiner Meinung nach ist das jedoch die absolut falsche Herangehensweise.

Wie ich schon häufiger erwähnt habe, sollte es bei der Digitalisierung im ersten Schritt nicht um die Mehreinnahmen gehen, sondern um uns, die Endkunden. Sollten die Clubs es schaffen, uns über digitale Annehmlichkeiten zu verwöhnen, senken sie im ersten Schritt das Risiko, uns als Kunden zu verlieren.

Dieser Verlust wäre dramatisch! Schließlich sage ich immer:

Der Fußball lebt davon, dass wir ihn schauen.

Jede Technologie, die den Fußball auf eine Ebene mit anderen Angeboten hebt, wird erstmal keine große Möglichkeit zur Monetarisierung bieten. Sollte der Fußball die Basics wie beispielsweise das eTicket erfolgreich implementiert haben, sind jedoch weitere Services denkbar.

Diese habe ich teilweise im letzten Beitrag ebenfalls eingeschnitten. Über persönliche Ansprache der Kunden mit für sie attraktiven Angeboten, werden die Clubs Umsatz-seitig definitiv besser da stehen, als vorher. Doch dahin ist noch ein langer Weg zur Digitalisierung im Fußball zu gehen.

5. Mangelnde Digitalisierungs-Kompetenz

Dieser fünfte Punkt klingt natürlich viel härter, als er eigentlich gemeint ist. Zwar habe ich bereits zu Beginn dieser Serie geschrieben, was die Grundvoraussetzung zu Digitalisierung im Fußball ist: Ein Umdenken.

Dazu ist grundsätzlich aber jeder fähig. Digitale Talente gibt es auch in ausreichender Menge auf dem Markt und Fußballclubs haben auf dem Arbeitsmarkt immer noch eine hohe Attraktivität.

Das Problem ist allerdings, dass Fußballclubs – genau wie viele andere Unternehmen, die sich transformieren müssen – nicht nur digitale Talente brauchen.

Sie benötigen zeitgleich auch Change-Manager, die den Wandel des Unternehmens vorantreiben und diesen in allen Köpfen verankern.

Das liegt daran, dass der Aufbau eines digitalen Unternehmens auf der grünen Wiese viel einfacher ist, als ein bestehendes Unternehmen zu transformieren. Bestehende Unternehmen wie Fußballclubs es sind, haben einiges zu verlieren.

Im besten Fall gelingt die Transformation in die Digitale Welt ohne spürbare finanzielle Belastungen, sportliche Einbrüche oder den Verlust von Mitarbeitern. Natürlich ist dieses Szenario attraktiv, aber leider auch unrealistisch.

Diesen Wandel haben in der Praxis nur ganz, ganz wenige bis gar keine Unternehmen erfolgreich gemeistert und dementsprechend wenige Personen können von sich behaupten diesen Wandel schon einmal durchgemacht zu haben.

Fazit: Hindernisse zur Digitalisierung im Fußball

Ich möchte mich ungern wiederholen, komme aber wieder zum selben Fazit, was ich neulich schon in einem Beitrag thematisiert habe. Die Grundvoraussetzung zur Digitalisierung im Fußball beginnt in den Köpfen der Verantwortlichen. Nirgendwo anders.

Besagten Beitrag findest Du hier. Solltest Du diesen schon kennen oder gerade nicht lesen wollen, würde ich mich freuen, wenn Du Dir mein eBook anschaust. Dazu musst Du einfach nur auf das nachfolgende Banner klicken :-).


Digitalisierung des Fußballs
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