Die Champions League Reform 2018 ist ungerecht

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Nach der Analyse der Personalkostenquoten des Hamburger SV und von Schalke 04 folgt zur Abwechslung ein Beitrag zur Champions League Reform 2018. Starten wollen wir diesen Artikel mit einem Zitat des (Interim-) Generalsekretärs der UEFA (Europäischer Fußballverband).

„Wir hatten bei der Reform ein Ziel: Auf der einen Seite den Traum für die Kleinen erhalten und auf der anderen Seite den Weg der Champions sicherzustellen“ [UEFA-Interims-Generalsekretär Theodore Theodoridis zur CL Reform]

Hintergründe der Champions League Reform

Eine Champions League Reform wurde lange diskutiert und erwartet. Der Ende August vorgestellte Plan wird jedoch erst ab der Saison 2018/19 umgesetzt.

Als erstes stellt sich vermutlich die Frage: Warum brauchen wir eine Champions League Reform?

Gegen Veränderungen des Status Quo ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Im Rahmen einer Weiterentwicklung (Stichworte: Globalisierung, Digitalisierung & Co.) sind Veränderungen unausweichlich. Hinzu kam der Druck der (europäischen) Top-Clubs und die Angst der UEFA vor einer Weltliga.

In eben dieser könnten sich die Top-Clubs zusammenschließen und eine exklusive Liga neben der Champions League etablieren. Die Champions League wiederum würde dadurch massiv an Attraktivität verlieren.

Um diesem vorzubeugen hat die UEFA die Champions League Reform angestoßen. Auf Basis dieser Ausgangslage dürfte bereits klar sein, wer die maßgeblichen Profiteure der neuen Champions League sein werden – die Top-Clubs.

Im Wesentlichen umfasst die Champions League Reform zwei Themengebiete: Vergabe der Startplätze & Verteilung der Gelder.

Vergabe der Startplätze

Die Grundlage für die Vergabe der Startplätze in der Königsklasse ist die UEFA-Fünfjahreswertung. In dieser erhalten die teilnehmenden Nationen auf Basis des Erfolgs ihrer in die Europa & Champions League entsendeten Clubs Punkte.

Abhängig von dem Rang in der Tabelle können die Nationen in Zukunft eine bestimmte Anzahl an Clubs in die internationalen Wettbewerbe entsenden. Mit der Reform ändert sich die Vergabe der Plätze in Abhängigkeit der Position in der Fünfjahreswertung.

Die aktuellen Top-12 Nationen im europäischen Fußball habe ich unten dargestellt. Aufgeführt sind sowohl die Startplätze für die Champions League vor, als auch nach der Reform. Die genaue Verteilung der zukünftigen Startplätze wird erst im Dezember kommuniziert.

Zu diesem Zeitpunkt nehmen wir die Diskussion mit Sicherheit nochmals auf. Bis dahin habe ich bei besagten Nationen vorerst ein Offen eingetragen.

RangNationStartplätze bisher
(Qualifikations-Plätze)
Startplätze neu
(Qualifikations-Plätze)
1Spanien3 (1)4
2Deutschland3 (1)4
3England3 (1)4
4Italien2 (1)4
5Portugal2 (1)Offen
6Frankreich2 (1)Offen
7Russland1 (1)Offen
8Ukraine1 (1)Offen
9Niederlande1 (1)Offen
10Belgien1 (1)Offen
11Schweiz1 (1)0 (Offen)
12Türkei1 (1)0 (Offen)
UEFA-Fünfjahreswertung für die Saison 2016/17

Die in dieser Liste nicht aufgeführten Verbände haben (derzeit) ebenfalls die Möglichkeit sich über die Qualifikationsrunden für die Champions League zu qualifizieren.

Änderungen in der Qualifikation

Bisher werden zehn der 32 Startplätze für die Gruppenphase der Champions League über die Qualifikationsrunden vergeben. Über diese sollen insbesondere die weniger erfolgreichen Clubs und Nationen eine Chance für die Teilnahme bekommen.

In Zukunft werden nur noch sechs Clubs den Weg in die Königsklasse über die Qualifikationsrunden finden.

Gewinner & Verlierer Startplätze

Die Verlierer sind somit bereits gefunden: Die kleinen Nationen!

Dies bezieht sich nicht nur auf die vier verlorenen Startplätze über die Qualifikation. Darüber hinaus wurden ebenfalls einige feste Startplätze gestrichen, was vor allem die Ränge elf (Schweiz) und zwölf (Türkei) in der UEFA-Fünfjahreswertung trifft.

Klare Gewinner der Champions League Reform sind die bereits erfolgreichen Nationen. Während die Top-4 Europas (Spanien, Deutschland, England & Italien) bisher lediglich elf sichere Startplätze hatten, stellen sie in Zukunft mit Sicherheit 16 Clubs.

Somit wird ab der übernächsten Saison die Hälfte der Teams in der Champions League aus vier Ländern kommen.

Verteilung der Gelder

Die Verteilung der Gelder erfolgte vor der Champions League Reform über drei Kategorien. Durch die Reform wird eine weitere Kategorie hinzugefügt.

Startgelder

Unabhängig von der Leistung, die ein Fußballclub erbringt, erhält er ein Startgeld für die Champions League. Dieses beträgt für die laufende Saison 2016/17 12,7 Millionen €.

Insgesamt werden somit an die 32 teilnehmenden Clubs 406,4 Millionen € ausgeschüttet. Dies entspricht 25% der Einnahmen, die die UEFA durch die Champions League generiert.

Die relative Höhe der Startgelder ist von der Champions League Reform unberührt geblieben.

Marktpool

In Abhängigkeit vom Wert der TV-Rechte der einzelnen Nationen, erhalten die Verbände einen Teil der Einnahmen aus den vermarkteten Rechten für die Königsklasse. Diese werden anschließend über einen von der UEFA festgelegten Schlüssel an die an der Champions League teilnehmenden Fußballclubs verteilt.

Hierbei profitieren auch die Clubs, die früh aus dem Wettbewerb ausscheiden von einer starken und nachgefragten nationalen Liga.

Vor der Champions League Reform betrug dieser Anteil 40% aller Einnahmen der Königsklasse. Ab der Saison 2018/19 wird die Quote auf 15% reduziert.

Erfolgsprämien

Wie der Name vermuten lässt, werden Erfolgsprämien im Falle von positiver Performance in den Spielen der Königsklasse ausgeschüttet. Beispielsweise werden 2016/17 für Siege (Unentschieden) in der Gruppenphase 1,5 Millionen € (500.000 €) gezahlt.

Darüber hinaus erhalten die Fußballclubs Prämien im weiteren Turnierverlauf.

  • Achtelfinale: 6 Millionen €
  • Viertelfinale: 6,5 Millionen €
  • Halbfinale: 7,5 Millionen €
  • Zweitplatzierter: 11 Millionen €
  • Gewinner: 15,5 Millionen

Bisher werden über die Erfolgsprämien ca. 35% der Einnahmen aus der Champions League von der UEFA ausgeschüttet. In Zukunft wird diese Rate auf ca. 30% reduziert.

Einführung eines neuen Koeffizienten

Durch die Reduktion des Marktpools (- 25%) sowie der Erfolgsprämien (- 5%) sind insgesamt 30% der Einnahmen der Champions League neu zu verteilen.

Diese Verteilung wird ab der Saison 2018/19 über einen Koeffizienten erfolgen, der bisher nicht vorgestellt wurde. Der Koeffizient soll als ein weiteres Kriterium Gelder auf Grundlage des sportlichen Erfolgs an einzelne Clubs verteilen.

Als relevanter Zeitraum gelten hierbei die vergangenen fünf Jahre. Berücksichtigt werden in dieser neuen Kalkulation unter anderem Siege der Europa & Champions League.

Gewinner & Verlierer Verteilung der Gelder

Ähnlich wie bei den neuen Regelungen der Startplätze, profitieren die Top-Clubs auch durch die angepasste Verteilung der Gelder. Über den Mechanismus Erfolg (in der Vergangenheit) führt zu höheren Prämien werden die erfolgreichen Fußballclubs belohnt.

Ein großer Zahlungsstrom der weniger erfolgreichen Clubs (Marktpool) wird mehr als halbiert.

Fazit

Auf den ersten Blick mögen die Anpassungen der Champions League Reform gerecht wirken. Sportlicher Erfolg soll schließlich gebührend belohnt werden.

Auf lange Sicht führt die Champions League Reform jedoch zu einer Verschiebung der Machtverhältnisse in Europa. Bevorzugt werden hierbei die erfolgreichen Clubs, sodass die Schere zwischen Arm & Reich stetig weiter wachsen wird.

Dies liegt sowohl an den neuen Regeln zur Vergabe der Startplätze, als auch an den angepassten Mechanismen zur Verteilung der eingenommenen Gelder.

Ausblick

Mittlerweile ist der Interims-Generalsekretär der UEFA abgelöst und sein Nachfolger im Amt. Der Slowene Aleksander Ceferin war an der Abstimmung zur Champions League Reform zwar beteiligt, an deren Ausarbeitung jedoch nicht.

Kürzlich äußerte er sich kritisch hinsichtlich der Implikationen der zuvor verabschiedeten Reform:

„Die Champions League kann sich nicht weiter in diese Richtung entwickeln, da sie sonst ein exklusiver Klub wird.“ [Aleksander Ceferin zur Zukunft der Champions League]

Jetzt interessiere ich mich natürlich für Eure Meinung: Was haltet ihr von der Champions League Reform?

Im kommenden Beitrag widmen wir uns erneut einem Grundlagenthema, was es in sich hat. Jeder vermutet, dass der Zufall im Profifußball eine große Rolle spielt. Zum Glück gibt es hierbei empirische Untersuchungen, die sich genau der Frage gewidmet haben: Spielt der Zufall im Profifußball eine Rolle? Und wenn ja, welche?


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