Überraschende Bestandsaufnahme zu den Fans der Bundesliga

Überraschende Bestandsaufnahme zu den Fans der Bundesliga

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Heute schauen wir uns die Fans der Bundesliga auf Club-Ebene an. Dafür habe ich verschiedene Indikatoren ausgewählt, die uns ein gutes Gefühl dafür geben, wie stark die Anhänger an ihren Lieblingsclubs hängen, beziehungsweise wie viele Anhänger es ungefähr sind.

Ich wurde in der Recherche der Zahlen einige Male überrascht und hoffe, diese Überraschung weitergeben zu können :-).

Fans der Bundesliga messen

Es gibt unzählige Möglichkeiten, wie wir die Anziehungskraft der Bundesligisten messen könnten. Ich habe dafür vier Kriterien ausgewählt und erhoben:

  1. Durchschnittliche Einschaltquote bei Sky je Spieltag (Saison 2016/17)
  2. Durchschnittliche Anzahl an Stadionbesuchern je Heimspieltag (Saison 2016/17)
  3. Aktuelle Anzahl der Social-Media Follower
  4. Aktuelle Vereinsmitglieder

Ich finde diesen Mix an Indikatoren besonders spannend, weil er unterschiedliche Zeithorizonte abbildet. Während die Kriterien 1 & 2 sehr stark auf der aktuellen Attraktivität beruhen, berücksichtigen 3 & 4 auch die Vergangenheit.

Dabei reicht die Aussagekraft über die Anzahl der Vereinsmitglieder mit Sicherheit noch weiter zurück als die der Social-Media Follower. Somit können auf Club-Ebene durch einen Vergleich der Indikatoren Aussagen über die Entwicklung der Attraktivität auf die Fans der Bundesliga getroffen werden.

Diese Aussagen bekommt man natürlich auch, wenn man sich die Entwicklung der einzelnen Indikatoren im Zeitverlauf anschaut. Fokus heute liegt jedoch klar auf einer Bestandsaufnahme zu den Fans der Bundesliga

1. Einschaltquote bei Sky (2016/17)

Die Einnahmen aus der so genannten Medialen Verwertung stellen laut DFL Report 2017 den größten Erlös-Strom der Bundesliga dar. Dabei habe ich mich schon häufiger dafür ausgesprochen, die knapp 1 Milliarde Euro aus der TV-Vermarktung nach den Einschaltquoten an die Clubs zu verteilen.

Während meiner Recherche habe ich herausgefunden, dass die Zahlenbasis dafür leicht verfügbar wäre. Statista liefert die Daten hierfür spieltagsaktuell. Unten stehend habe ich die Zahlen für die Saison 2016/17 (bis einschließlich 24. Spieltag) für Sky Deutschland abgebildet.

Fans der Bundesliga: Sky-Einschaltquoten der Saison 2016/17 (bis einschließlich 24. Spieltag) je Club
Fans der Bundesliga: Sky-Einschaltquoten der Saison 2016/17 (bis einschließlich 24. Spieltag) je Club

FC Bayern am beliebtesten

Laut Einschaltquoten geht die Deutsche Meisterschaft mit großem Vorsprung an den FC Bayern München. Auch das Abschneiden von Borussia Dortmund ist mit der sportlichen Leistung vergleichbar. Schalke 04, Werder Bremen und dem Hamburger SV schneiden nach Einschaltquoten wesentlich besser ab, als sportlich.

TSG Hoffenheim mit größter Abweichung

Die TSG Hoffenheim ist aktuell in der Bundesliga-Tabelle auf dem Rang zur Champions League Qualifikation (4.). Laut den Sky-Enschaltquoten sind sie jedoch mittendrin im Abstiegskampf.

Ansonsten gibt es keine großen Abweichungen für die einzelnen Clubs. Der FC Ingolstadt und SV Darmstadt haben mit den Plätzen 17 und 18 sogar genau dieselben Abstiegsränge wie in der Bundesliga-Tabelle.

Erstaunlich finde ich den absoluten und relativen Abstand zwischen letztem und ersten Platz. Dieser beträgt 630.000 Zuschauern (pro Spieltag). Somit locken die Münchener jede Woche gut 4,5 Mal so viele Zuschauer vor die Bildschirme, als die Darmstädter.

RB Leipzig auf einmal doch beliebt?

Es hat mich sehr überrascht, dass RB Leipzig nach Einschaltquoten auf Platz vier landet. Trotz des häufig negativen Images der Bullen, schauen jede Woche rund 450.000 Menschen das Spiel der Leipziger. Das sind immerhin gut 80.000 mehr als der Durchschnitt von ~ 370.000.

Ich könnte mir vorstellen, dass dies einerseits an dem großen medialen Interesse, andererseits aber auch einfach an der durchaus attraktiven (und bisher sehr erfolgreichen) Art und Weise Fußball zu spielen liegt.

2. Stadionbesucher je Heimspieltag (2016/17)

Natürlich könnte man jetzt argumentieren, dass einzelne Clubs eine geringe Einschaltquote bei Sky vorweisen, da alle Fans im Stadion sind 🙂 und das Spiel live sehen. Aus diesem Grund möchte ich mir ebenfalls anschauen, wie viele Fans je Club an den Heimspieltagen ins Stadion pilgern.

Die nachfolgende Grafik enthält für diese Auswertung sowohl die absolute Anzahl der Stadionbesucher der Saison 2016/17 bis einschließlich dem 24. Spieltag sowie die Auslastung der Stadien. Hinter der Auslastung verbirgt sich die Angabe, wie viel Prozent der vorhandenen Plätze (Stadionkapazität) belegt waren.

Während die Daten zur Auslastung erneut von Statista stammen, habe ich die Angaben zur Stadionkapazität je Arena von Wikipedia. Wenn wir Auslastung und Kapazität miteinander verknüpfen (multiplizieren), erhalten wir die tatsächliche Anzahl der Besucher.

Die Reihenfolge der Clubs ist dabei analog zur obigen Grafik.

Fans der Bundesliga: Stadionbesucher &-auslastung je Club in der Saison 2016/17 (bis einschließlich 24. Spieltag)
Fans der Bundesliga: Stadionbesucher &-auslastung je Club in der Saison 2016/17 (bis einschließlich 24. Spieltag)

Dortmund vor Bayern

Ich gebe zu, dass es ein seltener Anblick ist, aber laut Anzahl der Stadionbesucher liegt Borussia Dortmund vor dem ewigen Konkurrenten FC Bayern München. Das liegt jedoch nicht daran, dass die Bayern es nicht schaffen, ihre Fans zu motivieren ins Stadion zu gehen.

Viel mehr liegt es an der unterschiedlichen Stadiongröße. Der Signal Iduna Park in Dortmund ist mit einer Kapazität von 81.360 Plätzen vor der Allianz Arena (75.021 Plätze) das größte Stadion in Deutschland.

Somit liegen die Borussen trotz der marginal geringeren Auslastung gegenüber den Münchenern (97 % vs. 100 %) vor ihrem süddeutschen Konkurrenten.

Berlin mit der Bürde des Olympiastadions

Als Hauptstadt des Fußballlandes Deutschland muss Berlin natürlich ein großes Stadion haben. Mit einer Kapazität von 74.475 liegt der Hauptstadtclub auf Platz drei in Deutschland. Nichts desto trotz schaffen die Berliner es nicht, dieses Stadion auszulasten.

Absolut können die Herthaner mit ihren gut 50.000 Zuschauern je Heimspieltag jedoch locker mit den Traditionsclubs aus Hamburg, Köln und Mönchengladbach mithalten.

Top-Fernsehclubs auch im Stadion super

Darüber hinaus finde ich es interessant und wenig verwunderlich, dass die Top-Clubs aus den Einschaltquoten auch hinsichtlich der Stadionbesucher sehr gut sind. Lediglich RB Leipzig und Werder Bremen fallen hierbei etwas ab.

Das liegt wiederum aber nicht an der Attraktivität an sich, sondern an der begrenzten Stadionkapazität. Beide Clubs sind hinsichtlich ihrer Auslastung von 96,6 bzw. 96,7 % unter den deutschen Top-Clubs.

Zweite Tabellenhälfte = Zweitklassig

Natürlich ist es sehr hart, einzelne Clubs als zweitklassig zu bezeichnen. Hinsichtlich der Stadionkapazität und den damit verbundenen Zuschauerzahlen bildet sich jedoch eine Art Zwei-Klassengesellschaft.

Mit Bayer Leverkusen, Mainz 05, dem SC Freiburg, TSG Hoffenheim, dem VfL Wolfsburg, FC Augsburg, dem FC Ingolstadt und SV Darmstadt liegen gleich acht Clubs unter der Grenze von 30.000.

Das ist besonders dramatisch, da der Durchschnitt der Bundesliga-Clubs bei knapp 42.000 Stadionbesuchern je Heimspiel liegt.

Den niedrigsten Wert erzielen die Ingolstädter, die in ihrem 15.800 Plätze umfassenden Stadion lediglich gut 15.000 Fans pro Heimspiel begrüßen. Für Borussia Dortmund pilgern über fünf Mal so viele Fans in den Signal Iduna Park.

3. Anzahl Social-Media Follower

Im digitalen Zeitalter müssen wir uns natürlich auch die Social-Media Follower der Clubs anschauen, um die Anziehungskraft auf die Fans der Bundesliga zu beurteilen.

Dabei konzentriere ich mich auf FacebookTwitter und Instagram. Die hierfür erhobenen Daten sind vom 17. März und zählen die Follower auf den offiziellen Kanälen der Bundesligisten.

Neben der Attraktivität spielt hierbei aber auch insbesondere das investierte Marketingbudget eine Rolle. Schließlich lebt Facebook von Werbung und ich gehe davon aus, dass die Budgets für Facebook-Werbung sich von Club zu Club stark unterscheiden.

Fans der Bundesliga: Social-Media Follower je Club (inkl FCB & BVB)
Fans der Bundesliga: Social-Media Follower je Club (inkl. FCB & BVB)

Bayern & Dortmund dominieren die Liga

Ich habe zuerst überlegt, diese Grafik nicht zu zeigen, da der FC Bayern München und Borussia Dortmund das gesamte Diagramm verzerren. Beide Clubs spielen sprichwörtlich in einer anderen Liga, als der Rest. Dennoch wollte ich diese Größenverhältnisse einmal aufzeigen.

Während die Münchener gut 41 Millionen Facebook-Fans haben, klickten beim SV Darmstadt immerhin 8.852 Fans auf Gefällt mir.

Damit wir uns dennoch ein Bild über die restlichen 16 Clubs machen können, schließt die nachfolgende Abbildung die beiden deutschen Top-Clubs aus.

Fans der Bundesliga: Social-Media Follower je Club (exkl. FCB & BVB)
Fans der Bundesliga: Social-Media Follower je Club (exkl. FCB & BVB)

Werksclubs stärker als Traditionalisten

In dieser doch wesentlich anschaulicheren Abbildung erstaunt es mich, dass die Werksclubs (Bayer Leverkusen und der VfL Wolfsburg) eine größere Reichweite haben als die Mehrzahl der traditionsreichen Clubs aus Hamburg, Frankfurt, Bremen, Köln und Mönchengladbach.

Lediglich Schalke 04 sticht noch durch eine höhere Reichweite hervor.

Die Schlusslichter dieser Betrachtung decken sich jedoch auch mit denen der vorherigen Indikatoren sowie der sportlichen Performance.

4. Mitgliederzahlen der Bundesligisten

Auch wenn ich schon mehrfach betont habe, dass die Fußballclubs sich heutzutage nicht mehr über Mitgliedsbeiträge finanzieren, ist die bloße Anzahl an Vereinsmitgliedern ein guter Indikator für die Anziehungskraft eines Clubs.

Bei der Datenbeschaffung habe ich mich erneut auf Statista verlassen, die die Mitgliederzahlen zu Ende 2016 berichtet haben.

Fans der Bundesliga: Mitgliederzahlen je Club (Stand: Ende 2016)
Fans der Bundesliga: Mitgliederzahlen je Club (Stand: Ende 2016)

Auch hier dominieren die Bayern

Ich hoffe, es wird nicht langweilig, aber auch in dieser Kategorie dominieren die Bayern. Diese Dominanz ist so groß, dass der Zweite und Dritte in dieser Kategorie zusammen lediglich knapp 6.000 mehr Mitglieder haben, als die Münchener.

Traditionalisten ebenfalls stark

Die traditionsreichen Clubs aus Köln, Hamburg und Mönchengladbach sind in dieser Wertung ebenfalls überdurchschnittlich.

Alle weiteren Bundesligisten sind unterdurchschnittlich, auch wenn hier die Tradition (Werder Bremen und Eintracht Frankfurt) die Nase noch leicht vor den Werksclubs aus Wolfsburg und Leverkusen hat.

RB Leipzig mit 8 Mitgliedern

Auch wenn RB Leipzig inbesondere bei den Einschaltquoten ganz oben mitspielt, sind sie, was die Mitgliederzahlen angeht, weit abgeschlagen. Das liegt an der hohen Exklusivität des offiziell eingetragenen Vereins, der innerhalb der Red Bull GmbH organisiert ist.

Für Außenstehende ist es somit (nahezu) unmöglich in den Verein aufgenommen zu werden.

Vereinsmitglieder in Zeiten der Digitalisierung

Natürlich kann man darüber streiten, ob die Zahl der Vereinsmitglieder ein richtiger Indikator ist, um die Attraktivität der einzelnen Clubs auf die Fans der Bundesliga zu bewerten. Rückblickend betrachtet würde ich dem auf jeden Fall zustimmen.

Zukünftig gehe ich jedoch davon aus, dass der bloße Status eines Vereinsmitglieds weiter an Relevanz verliert. Es wird in Zukunft vermehrt darum gehen, seine Fans zu identifizieren, sie über Nutzerdaten kennen zu lernen und zielgerichtet anzusprechen.

Dafür muss ich nicht als Mitglied registriert sein, sondern sollte Nutzer einer der zahlreichen Angebote meines Lieblingsclubs sein.

Fazit

Unter dem bisher längsten Beitrag auf diesem Blog darf ein Fazit natürlich nicht fehlen.

Auch wenn es mich nicht verwundert, finde ich es erstaunlich, wie sehr der FC Bayern München die Bundesliga dominiert. Die dargestellten Zahlen unterstützen eine der fünf Statements von HSV CFO Frank Wettstein, in denen er sagte, dass die Differenz zwischen den Münchenern und dem HSV mehr als nur Tabellenplätze betrüge.

Darüber hinaus finde ich es spannend, dass die Traditions-Clubs aktuell immer noch einen großen Teil an Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Zukünftig sehe ich dies jedoch durch aufstrebende Clubs wie RB Leipzig in Gefahr.

Auch wenn die Verteilung der Fernsehgelder (ein fauler Kompromiss) gerade erst neu verhandelt wurde, bin ich mir sicher, dass das Thema noch nicht ein für allemal vom Tisch ist.


Digitalisierung des Fußballs
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