Zwei Ligen gleich Zwei Welten – Vergleich der 1. und 2. Bundesliga

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Seit der Saison 2018/19 setze ich mich gezwungenermaßen verstärkt mit der 2. Bundesliga auseinander. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich das Fußball Unterhaus in den ersten 25 Jahren meines Lebens nur sehr wenig beachtet habe.

Allen, denen es genauso geht, möchte ich zeigen, dass die 2. Bundesliga auch durchaus einiges zu bieten hat. Wenn Du allerdings schon langjährige Erfahrungen als Fan der zweiten Liga hast, ist es für Dich bestimmt spannend zu sehen, wie ein neuer Zweitligist die 2. Bundesliga sieht.

Ein Neuling bin ich als Fan des Hamburger SV nun allemal. Natürlich geht es in diesem Beitrag aber nicht um den verkorksten Saisonstart beim 0:3 gegen Holstein Kiel, sondern um die 2. Bundesliga insgesamt.

Deshalb möchte ich mir nachfolgend sowohl ausgewählte sportliche, als auch finanzielle beziehungsweise wirtschaftliche Kriterien der 2. Bundesliga anschauen.

Kein Videobeweis in Liga 2

In der 2. Bundesliga gibt es den Videobeweis – Video Assistant Referee – noch nicht. Dieser wurde in der Saison 2017/18 das erste Mal in der Bundesliga getestet. Nach einigen Schwierigkeiten bei der Implementierung wird dieser jedoch mit einem positiven Fazit auch für die Saison 2018/19 wieder genutzt.

Die Fans von Spielen der 2. Bundesliga können sich darauf freuen, dass die Spiele nicht so häufig unterbrochen werden. Außerdem zählen Tore, die erzielt und nicht abgepfiffen wurden.

Im Gegenzug müssen alle Fans und Verantwortlichen damit leben, dass die Gerechtigkeit gegebenenfalls darunter leidet.

Meister der 2. Bundesliga

Nicht nur im Hinblick auf mögliche Fehlentscheidungen ist die 2. Bundesliga spannender als das Oberhaus. In den letzten zehn Saisons gab es in der 2. Bundesliga acht verschiedene Meister. Lediglich Hertha BSC und SC Freiburg konnten sich den Titel zwei Mal in diesem Zeitraum sichern.

In der höchsten deutschen Spielklasse sieht das etwas anders aus. Alleine der FC Bayern München wurde in den letzten zehn Jahren insgesamt sieben Mal deutscher Meister. Borussia Dortmund schaffte es zwei Mal. Und in der Saison 2008/09 stellte der VfL Wolfsburg den Rekordmeister in den Schatten.

Die Wölfe wurden mit einer Punktzahl von 69 Zählern Meister. So wenig Punkte hatte seit der Saison 2000/01 kein einziger deutscher Meister.

Es ist natürlich leicht zu erklären, dass die Titel der 2. Bundesliga häufiger an andere Clubs gehen. Die Meister steigen in die erste Bundesliga auf und können demnach im kommenden Jahr ihren Titel nicht verteidigen. Trotzdem wollte ich diese Abwechslung erwähnt haben.

Kommen wir jetzt aber zu den wirtschaftlichen Kennzahlen.

Durchschnittsumsatz in der 2. Bundesliga

Alle Bundesligisten fürchten einen möglichen Abstieg in die 2. Bundesliga. Natürlich kann die Club-Führung versuchen, wirtschaftlich für den Fall der Fälle vorzusorgen.

Warum der Abstieg ins Unterhaus so weh tut, verdeutlichen zwei Zahlen: Der Gesamtumsatz der 2. Bundesliga sowie der korrespondierende Durchschnittsumsatz eines klassischen Zweitligisten. In Klammern habe ich die dazugehörige Zahl der ersten Bundesliga aufgeführt.

In der 2. Bundesliga wurden in der Saison 2016/17 632,2 Millionen Euro (3,375 Milliarden Euro) umgesetzt. Pro durchschnittlichen Zweitligisten macht das einen Umsatz von 35,3 Millionen Euro (187,5 Millionen Euro).

Du siehst also, wir sprechen über ganz andere Dimensionen im Unterhaus des deutschen Profifußballs.

Zwischen den beiden Ligen unterscheidet sich jedoch nicht nur die Höhe des Umsatzes an sich, sondern auch dessen Zusammensetzung.

Umsatzsplit in der 2. Bundesliga

Deshalb habe ich mich gefragt, wie sich der Umsatz der Clubs in der 2. Bundesliga zusammensetzt. Dabei schauen wir wieder auf die klassischen sechs Umsatztreiber zurück, die wir in den allerersten Beiträgen auf diesen Blog definiert haben: Mediale Verwertung, Werbung, Spielertrag, Transfers, Merchandisung und Sonstiges.

Diese Zahlen wiederum vergleichen wir mit dem Umsatzsplit der Bundesliga.

Umsatzsplit in der 1. und 2. Bundesliga
Umsatzsplit in der 1. und 2. Bundesliga

Auch die 2. Bundesliga lebt davon, dass wir zuschauen. Das ist bei der ersten Bundesliga immer mein Fazit, da die drei Umsatztreiber Mediale Verwertung, Werbung und Spielertrag in etwa zwei Drittel aller Einnahmen ausmachen.

Trotzdem sind die Verhältnisse in der 2. Bundesliga etwas anders. Der Anteil der Einkünfte aus den Spieltagen (Spielertrag) ist viel höher als im Oberhaus. Durch Tickets & Co wird demnach verhältnismäßig mehr Geld umgesetzt als in der höchsten deutschen Spielklasse. Und das, obwohl die Stadien im Durchschnitt kleiner und die Tickets günstiger sind.

Außerdem ist der Anteil der Erlöse aus dem Transfergeschäft wesentlich geringer. Das hat mich im ersten Moment verwundert. Die 2. Bundesliga könnte schließlich die Heimat zahlreicher Talente sein, die den Weg in die Bundesliga antreten. Das ist mit Sicherheit auch so, allerdings ist die Bundesliga teilweise ebenfalls nur eine ausbildende Liga.

Große Topstars sind – gerade in der Saison 2016/17 vor allem ins Ausland gewechselt. Denken wir nur an Julian Draxler, Leroy Sané und Henrikh Mkhitaryan. Alle drei Spieler wechselten zusammen schon für 132,5 Millionen Euro ins Ausland.

Die gesamte 2. Bundesliga hat im selben Zeitraum gerade einmal 94,2 Millionen Euro an Transfereinnahmen generieren können. Das sagt zumindest Transfermarkt.de

Personalkostenquote in der 2. Bundesliga

Eine der häufigsten Kennzahlen, die ich mir im Profifußball anschaue, ist die Personalkostenquote (I und II). Dabei setzen wir die Ausgaben für das am Spielbetrieb beteiligte Personal (Personalkostenquote I) ins Verhältnis zu den generierten Umsätzen.

Die 2. Bundesliga hat in der Saison 2016/17 im Durchschnitt eine Personalkostenquote I von 34,7 % erzielt. Zum Vergleich: Die Bundesliga liegt mit 35,1 % zwar etwas darüber, ist im internationalen Vergleich mit England, Spanien, Italien und Frankreich (alle in den Regionen der 60 %) jedoch ebenfalls sehr solide aufgestellt.

Die Personalkostenquote II bezieht zusätzlich noch die Gehälter für die Mitarbeiter in den Bereichen Handel und Verwaltung mit ein. Die 2. Bundesliga kommt nun auf einen Wert von 44,2 %. Die Bundesliga gibt 41,4 % ihrer Umsätze für alle seine Mitarbeiter aus.

Auf den ersten Blick ist es verwunderlich, warum die 2. Bundesliga nun einen deutlich höheren Wert erzielt als das Oberhaus. Auf den zweiten Blick ist es in meinen Augen jedoch leicht zu erklären.

Ein Fußball-Club benötigt bestimmte Funktionen in der Geschäftsstelle. Diese sind unabhängig davon, ob die Mannschaft in der 1. oder 2. Bundesliga spielt. Im ersten Fall verteilen sich die Kosten jedoch auf einer wesentlich größeren Umsatzbasis. In der zweithöchsten Spielklasse fallen die Kosten für die klassischen Angestellten somit viel stärker ins Gewicht.

Clubs mit positivem Ergebnis

In meinen Seminaren diskutiere ich häufig darüber, was das Ziel eines Bundesligisten sein sollte. In der klassischen Wirtschaft wird immer von Maximierung des Unternehmenswertes beziehungsweise der Gewinne gesprochen.

Bei einem Fußballclub ist dies jedoch nicht passend. Die Teams versuchen ihren sportlichen Erfolg zu maximieren und sich dabei an ein bestimmtes finanzielles Budget zu halten.

In der Saison 2016/17 ist das der Hälfte aller Zweitligisten gelungen. 9 Zweitligisten erzielten ein positives Ergebnis. Im selben Zeitraum machten lediglich zwei Clubs aus der ersten Liga einen Verlust. Die anderen 16 Erstligisten erzielten einen Gewinn.

Somit könnten wir auf Basis dieser geringen Stichprobe festhalten, dass es in der Bundesliga einfacher ist, Gewinne zu erwirtschaften als in der 2. Bundesliga.

Eine mögliche Erklärung dafür liefert die oben beschrieben Thematik der Kosten für die Angestellten in Handel und Verwaltung. Gewisse Kostenblöcke lassen sich in der 2. Bundesliga nicht so gut auf einen großen Umsatz verteilen. Sie sind eine Art Fixkosten. Der Effekt dieser annähernd konstanten Kosten nimmt bei wachsendem Umsatz ab. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der Fixkostendegression.

Legionäre in der 2. Bundesliga

Zum Schluss möchte ich noch einen Blick auf eine ganz besondere Kennzahl werfen: Die Anzahl der Legionäre in beiden Ligen.

Unter Legionären verstehen wir Fußballspieler, die nicht in ihrem Heimatland, sondern im Ausland spielen.

Dies legt bereits die These nahe, dass die 2. Bundesliga weniger Legionäre hat als das Fußball-Oberhaus. Hintergrund ist, dass der Wechsel ins Ausland mit Sicherheit leichter fällt, wenn das Gehalt eines Bundesligisten winkt, anstatt das Gehalt eines Zweitligisten. Außerdem sind die Anforderungen an die Spieler sowie die Kapazitäten fürs Scouting in der 2. Bundesliga anders als in der höchsten deutschen Spielklasse.

Unsere Vermutung wird bestätigt: 28 % der Spieler in der 2. Bundesliga sind Legionäre. Im deutschen Oberhaus sind es mehr als die Hälfte. Dort kommen 52 % ursprünglich aus einem anderen Land.

Fazit zur 2. Bundesliga

Die 2. Bundesliga ist in einigen Dingen gar nicht so anders als die höchste deutsche Spielklasse. Ein paar Überraschungen hat sie dennoch für den Zweitliga-Neuling parat. Ich werde in dieser Saison beide Ligen verfolgen und bin gespannt, welche Überraschungen noch auf mich warten.


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