Der lange Weg zur Digitalisierung eines Fußballclubs

Der lange Weg zur Digitalisierung eines Fußballclubs

LINKEDIN
SOCIALICON
Facebook
Twitter
Follow Me
YOUTUBE

Bevor ich Euch in der letzten Woche mit meinem Beitrag virtuell mit zu einem eSports-Turnier genommen habe, ging es um die Grundvoraussetzung zur Digitalisierung eines Fußballclubs. Heute wollen wir genau darauf aufsetzen und uns anschauen, was die Bundesligisten tun sollten, um die Digitalisierung für sich zu nutzen.

Kunden, Kunden, Kunden

Im Internet ist häufig davon die Rede, dass wir in einer Zeit leben, in der es zu spät ist, die Welt zu entdecken und zu früh, um das Universum zu entdecken.

Unabhängig davon, ob diese Einstellung korrekt ist oder nicht, leben wir als Konsumenten heute in einer sehr komfortablen Zeit.

Die Angebote, die wir bekommen, sind immer spezifischer auf uns zugeschnitten und daran gewöhnen wir uns zunehmend. Hier zwei Beispiele aus meinem Leben:

Neulich habe ich meine Freundin zum Flughafen gebracht, weil sie das Wochenende mit Freundinnen in London verbringen wollte. Als wir gerade in das Terminal spazierten, erhielt ich von meinem Mobilfunkanbieter eine SMS.

Darin wurde ich gefragt, ob ich plane zu verreisen und ob ich nicht einen TravelTarif abschließen möchte, um auch im Ausland zu surfen.

Ein weiteres Beispiel: Meine privaten Termine verwalte ich über mein Smartphone. Kurz bevor ich zu einem Termin losfahren sollte, vibriert meine Smartwatch.

Sie erinnert mich daran, dass ich gleich losfahren muss, da ich beim heutigen Verkehr ca. 26 Minuten zu meinem Ziel brauche.

Was ich damit sagen möchte, ist ganz einfach: Auch wenn ich selber im ersten Beispiel nicht verreist bin, sind die Angebote für Konsumenten heute super komfortabel. Ich genieße das sehr.

Und jetzt erinnern wir uns noch einmal daran, wie es sich beispielsweise anfühlt, online ein Ticket für das anstehende Heimspiel unseres Lieblingsclubs zu bestellen.

Ich habe diesen Prozess gerade erst hinter mir und wechselte irgendwann frustriert vom Handy auf den Laptop. Selbst da war die Bestellung keinesfalls ein Kinderspiel. Fazit: Es gibt einfachere Dinge im Leben :-).

Daten, Daten, Daten

Natürlich sind die Dienste, die uns heutzutage zur Verfügung stehen, sehr komfortabel und erleichtern uns das Leben in vielerlei Hinsicht. Diese Services kommen aber nicht von ungefähr.

Um uns Endkunden das anzubieten, was wir zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem ganz konkreten Ort haben wollen, müssen Unternehmen genau diese Informationen über uns haben. Und das geht nur über Daten.

“Daten sind das neue Öl”

Diese Weisheit höre ich immer häufiger, wenn es um die Digitalisierung geht. Das bedeutet, dass sich mit Daten sehr, sehr viel Geld verdienen lässt. Der Grund ist ganz einfach: Über Daten können Unternehmen ihre Kunden besser verstehen und ihnen zielgerichtet genau das anbieten, was sie wollen.

Vor diesem Hintergrund ist es leicht nachvollziehbar, dass beispielsweise Google & Facebook zu den wertvollsten Unternehmen der Welt gehören.

Sie haben zwar keine großen Produktionsstätten, aber dafür Kundendaten und den Zugang zu diesen. Dadurch werden diese großen Player für Unternehmen jeder Art hoch attraktiv. Andere Unternehmen nutzen die Dienste der beiden amerikanischen Internet-Riesen, um uns Endkunden anzusprechen.

Ich nehme an, dass jeder, der diesen Blog liest schon einmal die Autovervollständigung in der Suchleiste von Google verwendet hat. Dabei antizipiert Google, was wir wohl gleich suchen werden in real-time.

Auch Facebook wird sicher von einigen meiner Leser genutzt. Dabei finde ich es immer wieder erstaunlich, wie stark die einzelnen Werbeanzeigen, die in meinem Newsfeed auftauchen, zu mir passen. Nichtsdestotrotz klicke ich (meistens) nicht drauf :-).

Deshalb möchte ich Dich jetzt ganz offen und direkt fragen: Wann wurdest Du das letzte Mal individuell von Deinem Lieblingsclub angesprochen? (Eine Mail als Bestellbestätigung zählt nicht! :-)).

Trotz langem Überlegen fällt mir leider kein einziges Beispiel ein.

Es fehlt an den Basics

Wie das oben aufgeführte Beispiel mit der Ticketbestellung aufzeigt, sind die Bundesligisten von diesen benutzerfreundlichen Erlebnissen jedoch noch meilenweit entfernt. Neben dem komplizierten Ticketkauf, wird dies auch im weiteren Prozess deutlich.

Während ich heutzutage sogar in der Deutschen Bahn ein eTicket (QR-Code auf dem Smartphone) vorzeigen kann, geht das in den meisten Fußballstadien noch nicht. Einige Clubs haben es aber immerhin bereits geschafft ihren Ticketshop innerhalb der App darzustellen.

Die Lösungen dafür sind in der Regel auch nicht super innovativ, aber immerhin ließe sich hier (vermutlich, ich habe es nicht ausprobiert) relativ problemlos ein Ticket bestellen. Der Versand erfolgt natürlich klassisch über die Deutsche Post.

Deshalb zahle ich beispielsweise 2€ Versand pro Ticket und muss hoffen, dass es innerhalb der nächsten sieben (!) Tage in meinem Briefkasten liegt.

Damit nicht genug. Wer sich ein Trikot seines Lieblingsclubs bestellen möchte, zahlt nicht nur zusätzlich für die Beflockung (in der Regel + 10€) und das offizielle Bundesliga-Logo (+ 2,5 €). Wie es sich heutzutage definitiv nicht mehr gehört, müssen natürlich auch noch die Versandkosten von etwa 5€ vom Kunden gezahlt werden.

Somit ist man für ein Trikot schnell mal bei 100€. Nach einer Woche sollte es dann aber aller Voraussicht nach auch da sein. Natürlich spreche ich hier jetzt auch wieder aus der Sicht meiner hauptberuflichen Tätigkeit. Im Vergleich mit anderen Erfahrungen, die man als Endkunde heutzutage im Internet machen kann, ist das aber einfach nicht kundenfreundlich.

Über Basics hinaus

Selbst wenn die Fußballclubs die Basics beherrschen würden, dürften sie sich nicht ausruhen. Hier nur ein paar Ideen, wie die Fußballclubs uns – insbesondere über die Club-App noch verwöhnen könnten.

  • Anreize für frühes Kommen / spätes Gehen: Um den Strom an Zuschauern etwas zu entzerren, könnten die Clubs Anreize schaffen, damit Fans früh ins Stadion kommen bzw. dieses erst spät wieder verlassen. Denkbar sind an dieser Stelle beispielsweise Rabatte auf die Wurst oder das Bier im Stadion.
  • Bestellen und Bezahlen von Essen & Trinken: Apropos Essen und Trinken. Dieses könnte man ganz einfach über die App bestellen und bezahlen. Die Schlangen im Stadion würden sich massiv verkürzen, da hier nur noch das Essen abgeholt wird.
  • Ereignisbasierte Rabatte für Online-Shop: Mein Lieblingsspieler hat ein super Spiel gemacht und wurde zum Man of the Match gewählt? Im Idealfall weiß meine Club-App, wer mein Lieblingsspieler ist und bietet mir das Trikot mit gratis Beflockung direkt nach dem Spiel zum Kauf an.

Das sind natürlich nur ein paar relativ offensichtliche und ausgewählte Ansätze, die zur Digitalisierung eines Fußballclubs aus Kundensicht beitragen. Insgesamt habe ich allerdings das Gefühl, dass die Aufmerksamkeit auf das Thema auf Club-Seite noch zu gering ist.

Fazit zur Digitalisierung eines Fußballclubs

Bei allem Fokus auf die kurzfristige sportliche Performance müssen die Clubs jedoch aufpassen, dass sie die Digitalisierung nicht verschlafen. Sollten erstmal andere Konkurrenzangebote (eSports, andere Fußballligen, ggf. neue Sportarten) auf dem Vormarsch sein, kann es für die Digitalisierung der Bundesliga schon zu spät sein.


Digitalisierung des Fußballs
LINKEDIN
SOCIALICON
Facebook
Twitter
Follow Me
YOUTUBE

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.