Kleiner Moralapostel zum Umgang mit Corona im Sportbusiness

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Natürlich müssen wir über Corona im Sportbusiness sprechen. Wenn es Dir ähnlich geht wie mir, bist Du auch in einer Art Corona-Koma.

Einerseits wirken Inhalte losgelöst von Corona teils belanglos. Andererseits sehne ich mich in der Flut an Corona-Inhalten nach Themen abseits der Krise.

In diesem Beitrag versuche ich beides miteinander zu verheiraten: Inhalte mit und Inhalte ohne Corona.

Während sich die meisten Ausführungen nämlich auf die wirtschaftlichen Auswirkungen der aktuellen Krise beschränken, möchte ich einen Schritt weitergehen.

Im Umgang mit einer Ausnahmesituation wie dieser trennt sich nämlich die Spreu vom Weizen. Bei einigen Unternehmen empfinde ich höchsten Respekt. Andere wiederum lösen bei mir Kopfschütteln aus.

Lass mich Dir zeigen, was ich meine.

Wirtschaftssituation im Fußball

Bei der Analyse eines jeden DFL Reports kommen wir zum selben Schluss:

Der Fußball lebt davon, dass wir Fans zuschauen.

Fazit in jedem DFL Report

Problematisch wird es, wenn wir nicht mehr zuschauen können. Corona im Sportbusiness führt dazu, dass keine Events mehr stattfinden, ergo niemand zuschauen kann.

Spieltagserlöse und Teile der Sponsoringeinnahmen fallen komplett weg. Hinzu kommt die Diskussion um den Umgang mit ausfallenden Erlösen aus der medialen Verwertung. Sky und DAZN bricht schließlich ohne Live-Sport die Grundlage ihres Geschäftsmodells weg.

Die Lage ist durch Corona im Sportbusiness entsprechend angespannt. Und unter Anspannung kommt es immer wieder zu Entscheidungen, die vor allem emotional getroffen werden. In meinen Augen kommt dadurch das wahre Gesicht vieler Organisationen zum Vorschein.

Gefahren für Clubs durch Corona im Sportbusiness

Bevor wir zu konkreten Reaktionen einzelner Unternehmen kommen, möchte ich kurz die möglichen Konsequenzen aufzeigen. Damit möchte ich zeigen, dass aktuell alle Unternehmen stark unter Druck stehen.

Ganz zu Beginn dieses Blogs haben wir über die Aufwendungen von Fußballclubs gesprochen. Die Kosten eines Clubs sind dabei in der Regel größtenteils fix. Sie können also nicht von heute auf morgen reduziert werden.

Bestes Beispiel dafür sind die Spielerverträge. Diese laufen zum Teil bis zu vier oder gar fünf Jahre. Rein rechtlich gibt die aktuelle Situation von Corona im Sportbusiness keine Möglichkeit die Zahlungen an die Spieler zu reduzieren.

In der abgelaufenen Saison 2018/19 gaben die 18 Proficlubs in der Bundesliga 1,4 Milliarden Euro für Spielergehälter aus. In Summe sind das immerhin 35,6% des erwirtschafteten Umsatzes.

Das führt dazu, dass der Geschäftsbetrieb mehrerer Organisationen – innerhalb und außerhalb des Sports – gefährdet ist. Mitarbeiter werden teilweise in Kurzarbeit geschickt und erhalten deshalb weniger Geld.

Würde des die Möglichkeit an Kurzarbeit nicht geben, stünden einige Unternehmen schon heute vor der Insolvenz. Die Lage ist entsprechend ernst. Deshalb tun die Organisationen teilweise alles, um die wirtschaftliche Basis zu sichern.

Beispiel Adidas

Mein LinkedIn-Feed war in den vergangenen Tagen voll mit News zu Adidas. Der Ausrüster hatte bekannt gegeben, dass er die Zahlungen für die Miete seiner Läden im April aussetzen wird. Zuvor hatte der Bund die Stundung derartiger Aufwendungen ermöglicht.

Dadurch könnte der Konzern die Miete erst zu einem viel späteren Zeitpunkt zahlen – idealerweise, wenn das Geld wieder da ist.

Auf diese Reaktion hat der Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach heftige Kritik geerntet. Das kann ich durchaus nachvollziehen. Schließlich hat der Ausrüster seit dem Jahr 2000 kumuliert über 13 Milliarden Euro Gewinn erwirtschaftet.

Alleine im letzten Jahr kamen knapp zwei Milliarden Euro hinzu. Ich kann natürlich verstehen, dass der Konzern diesen Trend fortführen will. Die aktuelle Krise ist jedoch nicht der richtige Zeitpunkt hierfür.

Wir dürfen schließlich nicht vergessen, dass die Vermieter auch zu einem großen Teil auf die Miete angewiesen sind. Durch die Stundung der Mietzahlungen würde das Problem also von Adidas auf andere Parteien verschoben. Das ist für mich nicht solidarisch.

Entsprechend wurde Adidas in den vergangenen Tagen online zerrissen. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass auch andere Unternehmen diesen Schritt ankündigten: Beispielsweise H&M und Deichmann.

Beispiel Gehaltsverzicht

Da die Spielergehälter der allergrößte Treiber für die Ausgaben eines jeden Fußballclubs sind, verzichten die Spieler einiger Clubs sogar auf Gehalt.

In Deutschland hat diese Bewegung mit Spielern von Borussia Mönchengladbach angefangen. Die Spieler des aktuellen Viertplatzierten gehen mit gutem Beispiel voran.

Diese Geste zeigt, dass den Spielern der Club am Herzen liegt und sie nicht nur des Geldes wegen dort spielen. Einen Schritt weiter geht dabei der FC Barcelona.

Den Verzicht der Spieler des aktuell Führenden in der spanischen La Liga verkündete der Kapitän und sechsmalige Weltfußballer Lionel Messi bei Instagram.

Mein Spanisch ist etwas eingerostet. Zusammengefasst bedeutet die Botschaft:

  • Die Spieler des FC Barcelona verzichten auf 70% ihres Gehaltes
  • Zusätzlich stocken die Spieler das aufgrund von Kurzarbeit gekürzte Gehalt der Mitarbeiter des Vereins auf 100% auf

Diese Geste finde ich stark und würde sie mir von mehreren Clubs beziehungsweise deren Spielern erhoffen.

Verkauf virtueller Güter

Einige Clubs bekämpfen die Einnahmeausfälle auf kreative Art und Weise. Anlass hierfür war die kurze Phase vor der Unterbrechung der Bundesliga, in der vereinzelt Geisterspiele stattfanden.

Medienberichten zufolge verkaufte der VfL Bochum circa 3.000 dieser virtuellen Tickets für einen Wert zwischen 5 und 18,48€. In Summe dürften dabei also 15.000 bis 55.440€ herausgekommen sein. Dem stehen keine Kosten gegenüber.

Auch Union Berlin sprang auf diesen Zug auf und verkaufte virtuelle Stadionwürste sowie Bier. Durchaus kreativ und für einen Club mit so einer starken Fan-Bindung sicherlich ein geeignetes Mittel. Zur Einschränkung dieser Aussage kommen wir aber zum Ende des Beitrags.

Aufruf auf Verzicht wegen Corona im Sportbusiness

Weniger kreativ zeigte sich dabei Borussia Dortmund. In einer Videobotschaft wurden die Fans mehr oder minder direkt gebeten, (teilweise) auf die Erstattung ihrer Dauer- und Eintrittskarten zu verzichten.

Voraussetzung für das Einfordern von Solidarität von den Fans ist für mich ein Gehaltsverzicht der Spieler und des Managements. Diese Voraussetzung erfüllt der BVB.

Dennoch wird von jedem durch die Fans gespendeten Euro ein signifikanter Anteil in die Taschen der Spieler fließen. Ich finde, dass man die Geldtöpfe trennen sollten. Bei aller Solidarität gegenüber den Spielern sollten die Fans in meinen Augen kein Geld für die Gehälter millionenschwerer Stars spenden.

Die Lage ist zusätzlich noch etwas komplizierter. Schließlich beteiligen sich die Schwarz Gelben am 20 Millionen Euro schweren Solidaritäts-Topf für angeschlagene Fußballclubs in Deutschland.

Obwohl nicht ganz transparent ist wie diese Summen verteilt werden, profitieren davon unter Umständen auch Clubs, deren Spieler noch nicht auf Gehalt verzichtet haben.

Ich finde es ehrlich gesagt schon problematisch, wenn die eigenen Fans die Taschen für die Gehälter der eigenen Spieler aufmachen – selbst nach einem teilweisen Gehaltsverzicht.

Fast verwerflich finde ich es jedoch, wenn man sich als Club in der Öffentlichkeit als solidarisch darstellt und Gelder an andere Clubs spendet, diese dann aber von den Fans (teilweise) wieder einsammelt.

Fazit zu Corona im Sportbusiness

Alle Unternehmen sind im Krisenmodus – auch im Sportbusiness. Das ist völlig verständlich. Bei den Aufrufen zu Solidarität muss trotzdem Vorsicht geboten werden.

Auch wenn die Fans – mich eingeschlossen – den Fußball vermissen, werden einige Clubs stärker aus der Krise rauskommen als andere.

Voraussetzung dafür ist ein fairer und solidarischer Umgang mit den Fans. Natürlich zeigt sich jetzt auch, welche Clubs in der Vergangenheit solide gewirtschaftet haben.

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