Wie wichtig sind Mitgliedsbeiträge für die 36 deutschen Proficlubs?

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Heute geht es um die Höhe und Relevanz der Mitgliedsbeiträge in der Bundesliga. Der Beitrag aus der letzten Woche mit Zahlen der exklusiven Studie zur Vereinsmitgliedschaft ist sehr gut angekommen.

Deshalb möchte ich in das Thema noch etwas tiefer einsteigen. In diesem Beitrag geht es deshalb um die finanzielle Relevanz der Mitgliedsbeiträge für die einzelnen Clubs.

Wie bereits in meinem Beitrag zur Finanzierung von Fußballclubs angedeutet, ist der Umgang mit den Mitgliedsbeiträgen nicht trivial.

Du erfährst deshalb nicht nur, wie viel die einzelnen Clubs rein theoretisch durch ihre Mitglieder einnehmen, sondern auch, warum sie davon im Zweifel keinen Cent sehen.

Anzahl der Mitglieder

Glücklicherweise habe ich eine sehr gute Quelle für die Anzahl der Mitglieder aller Erst- und Zweitligisten gefunden.

Statista führt eine Übersicht, die regelmäßig aktualisiert wird. Für diesen Beitrag habe ich die Zahlen mit Stand Juli 2019 verwendet.

Hier findest Du die Zahlen, die ich verwendet habe:

Höhe der Mitgliedsbeiträge

Die Höhe der Mitgliedsbeiträge war gar nicht so einfach zu ermitteln. Ich habe hierzu die Webseiten aller 36 Clubs besucht.

Dabei ist mir aufgefallen, wie komplex die Struktur für Mitgliedsbeiträge sein kann.

Unterschieden werden häufig diese fünf verschiedenen Arten von Mitgliedschaften.

Möglichkeiten zur Differenzierung der Höhe für Mitgliedsbeiträge in Fußballvereinen
Möglichkeiten zur Differenzierung der Höhe für Mitgliedsbeiträge in Fußballvereinen

Aktive und passive Mitgliedsbeiträge

Beispielsweise werden aktive und passive Mitglieder unterschieden.

Aktive Mitglieder treiben im Verein selbst Sport, während die passiven den Verein vor allem anderweitig unterstützen.

Fördermitglieder

Außerdem gibt es bei vielen Vereinen noch sogenannte Fördermitglieder. Diese wiederum zahlen einen höheren Mitgliedsbeitrag, weil sie den Verein fördern wollen. Außerdem winken dabei ganz besondere Vorteile.

RB Leipzig hat beispielsweise ein durchaus komplexes System für Mitgliedsbeiträge. Ein einzelnes Mitglied kann dabei im sogenannten Gold Paket bis zu 1.000 Euro pro Jahr zahlen.

Dafür bekommt er sein Fan-Poloshirt aber auch vom Lieblingsspieler übergeben. Darüber hinaus winken Treffen mit der Mannschaft, beziehungsweise einzelnen Spielern, sowie ein gemeinsames Fitnesstraining.

Natürlich könnte man den Leipzigern jetzt wieder eine übertriebene Kommerzialisierung vorwerfen. Andererseits ist es einfach nur clever, wenn Fans bereit sind, dafür zu zahlen.

Wir müssen aber auch ehrlich sein und erkennen, dass solch eine Maßnahme bei Real Madrid oder dem FC Barcelona vermutlich nicht funktionieren würde.

Dann würden Toni Kroos und Lionel Messi vermutlich gar nicht mehr zum Trainieren kommen und nur noch Fanartikel überreichen.

Stimmrechte

Einer der stärksten Vorteile der Vereinsmitgliedschaft ist gemäß des letzten Beitrags das Stimmrecht.

Der SV Darmstadt 98 differenziert die Höhe der Mitgliedsbeiträge unter anderem über das Stimmrecht.

Während eine Mitgliedschaft ohne Stimmrecht 60 Euro pro Jahr kostet, zahlen Fans für eine Vereinsmitgliedschaft mit Stimmrecht 98 Euro pro Jahr.

Demnach wird dem Stimmrecht ein Preis von 38 Euro pro Jahr eingeräumt. Wenn man diesen Wert so offensichtlich sieht, überlegt man sich als Fan sicher zwei Mal, ob man die Mitgliederversammlung verpasst oder nicht.

Lebenslange Mitgliedschaft

Über die lebenslange Mitgliedschaft haben wir auch im Beitrag zur Finanzierung von Fußballclubs bereits gesprochen.

Anstelle eines jährlichen Mitgliedsbeitrags erwirbt der Fan die lebenslange Mitgliedschaft durch die Zahlung eines einmaligen Preises.

Dieser Preis ist typischerweise das Gründungsjahr mit einem Eurozeichen dahinter :-).

Eine lebenslange Mitgliedschaft wird / wurde beispielsweise von Eintracht Frankfurt, Werder Bremen und dem Hamburger SV angeboten.

Wohnort der Mitglieder

Bayer Leverkusen differenziert die Mitgliedsbeiträge zudem noch nach dem Wohnort der Fans.

Während Mitglieder innerhalb von Deutschland 35 Euro pro Jahr zahlen, ist der Mitgliedsbeitrag für Fans außerhalb von Deutschland 20 Euro teurer (55 Euro pro Jahr).

Ehrlich gesagt kann ich das nicht komplett nachvollziehen. Wäre die Mitgliedschaft im Ausland 5 Euro teurer, könnte man über einen höheren administrativen Aufwand oder Portogebühren sprechen.

Eine Erhöhung um knapp 60 Prozent finde ich hierbei allerdings übertrieben.

Einnahmen durch Mitgliedsbeiträge

Nachdem ich die Anzahl der Mitglieder sowie die Höhe der Mitgliedsbeiträge recherchiert habe, habe ich diese kombiniert.

Hierzu muss ich noch einen Hinweis loswerden: Bei den Mitgliedsbeiträgen habe ich jeweils den Betrag für einen passiven Erwachsenen ausgewählt. Ich wollte ehrlich gesagt nicht zu viele Varianten aufmachen.

Das bedeutet aber, dass ich ermäßigte Mitglieder (Kinder und Jugendliche sowie Familien) nicht einzeln berücksichtigt habe.

Der tatsächliche Wert, den ein Verein durch die Mitgliedsbeiträge einnimmt, kann dementsprechend abweichen. Wie immer geht es mir in diesem Beitrag aber vor allem um die Größenordnung.

In der nachfolgenden Grafik siehst Du, wie viel Geld die einzelnen Vereine ungefähr kumuliert pro Jahr einnehmen.

Einnahmen der 36 Proficlubs durch Mitgliedsbeiträge
Einnahmen der 36 Proficlubs durch Mitgliedsbeiträge

Wenig überraschend ist der Rekordmeister FC Bayern München auch hier der klare Gewinner. Die knapp 300.000 Mitglieder zahlen pro Jahr schließlich knapp 17,5 Millionen Euro an Mitgliedsbeiträgen.

Am anderen Ende der Auswertung steht der Zweitliga-Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden. Die 600 Mitglieder spülen pro Jahr ungefähr 54.000 Euro an Mitgliedsbeiträgen in die Kasse.

Das sind übrigens 0,3 Prozent der Einnahmen des Rekordmeisters.

Auffallend ist zudem, dass zwei der besten drei Clubs aus der 2. Bundesliga aus Hamburg kommen. Der HSV führt das Ranking im Unterhaus vor dem VfB Stuttgart und dem Stadtrivalen St. Pauli an.

Dabei lässt das Dreiergespann sogar elf Clubs aus der ersten Liga hinter sich.

Größter Verlierer aus der Bundesliga ist übrigens RB Leipzig. Die Sachsen landen auf dem vorletzten Platz dieser Analyse vor Wehen Wiesbaden.

Sie nehmen in etwa 75.000 Euro pro Jahr durch Mitgliedsbeiträge ein und liegen damit direkt hinter dem SV Sandhausen (76.000 Euro).

Profiteure vom Mitgliedsbeitrag

Unter den 36 Proficlubs sind 14 reine Vereine.

Das bedeutet, dass diese ihre Profiabteilung nicht ausgegliedert haben. Welche Vor- und Nachteile eine Ausgliederung mitbringt, habe ich bereits einmal zusammengefasst.

Die anderen 22 Clubs haben bereits eine Ausgliederung durchlaufen. Du fragst Dich sicherlich, warum das wichtig ist, oder?

Ein Club, der seine Profiabteilung ausgegliedert hat, sieht nichts von den Mitgliedsbeiträgen. Hintergrund ist, dass diese im Verein landen und auch dort verwendet werden müssen.

In Summe entgehen den Proficlubs hierbei knapp 72 Millionen Euro pro Jahr.

Ich finde das besonders irreführend, da wir im letzten Beitrag gelernt haben, warum die meisten Fans zu einem Mitglied werden:

Die Anhänger wollen vor allem ihre emotionale Verbundenheit zum Ausdruck bringen und die Möglichkeit haben, Tickets im Vorverkauf zu erwerben.

Beide Vorteile einer Vereinsmitgliedschaft zielen aber vor allem auf den Fußballbereich ab. Das ist in meinen Augen ein bisschen paradox.

Fazit zu Mitgliedsbeiträgen

Mitgliedsbeiträge stellen für die Vereine, die sich gegen eine Ausgliederung entschieden haben, eine nette Einnahmequelle dar.

Auch die anderen Vereine profitieren von Mitgliedsbeiträgen, dürfen diese allerdings nicht an die Kapitalgesellschaften weitergeben.

In Summe sollte jeder Verein bestrebt sein, die Anzahl der Mitglieder zu erhöhen. Neben dem finanziellen Effekt lernt ein Club seine Fans hierdurch auch noch viel besser kennen.


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